Die gute Nachricht zuerst. Ende 2012 hat sich die erzeugte Bioerdgasmenge im Vergleich zum Vorjahr um die Hälfte gesteigert. 413 Millionen Kubikmeter produzierten die 108 Bioerdgasanlagen in Deutschland. Für 2013 rechnet die Branche mit einem Zuwachs auf 530 Millionen Kubikmeter.
„Wenn sich der aktuelle Trend fortsetzt, wird das 2020-Ziel deutlich verfehlt“, sagt Bernd Geisen, Geschäftsführer des Bundesverbands Bioenergie (BBE). Zwar gibt es Wachstumsraten bei den Einsepiseanlagen, doch die fallen sehr gering aus. Der Gesamtbiogasmarkt befindet sich dagegen in einer Abwärtsspirale. Nach dem Biogas-Ausbauboom 2011 – Projektentwickler wollten sich vor der Novelle des Erneuerbare-Energie-Gesetzes (EEG) noch die besseren Konditionen sichern – kam es 2012 schon zu einer gedämpften Entwicklung. „Die aktuellen Diskussionen um das EEG und Schlagwörter wie die Strompreisbremse haben die Investoren noch stärker verunsichert“, sagt Geisen. Laut BBE hängt es nun wesentlich von den Rahmenbedingungen der neuen Legislaturperiode ab, in welchem Tempo der Ausbau weiter geht.
Um die Position der Biogaseinspeisung gegenüber der Verstromung zu verbessern fordert der Fachverband Biogas als maßgeblicher Mitgliedsverband des BBE schon seit längerem ein Gaseinspeisegesetz, das nach dem Vorbild des Erneuerbare-Energien-Gesetzes zur Abnahme und Vergütung erneuerbar erzeugten Gases verpflichtet. „Hier hat es seit längerem keine politischen Impulse gegeben. Darauf wird die neue Bundesregierung eingehen müssen, um ihre eigenen Ziele erreichen zu können“, sagt Geisen.
Denn die Rentabilität von Bioerdgasanlagen ist nicht so leicht zu erreichen wie bei der Biogasverstromung. Die Aufbereitung des Gases auf Erdgasqualität erfordert zusätzliche Investitionen. Das rechnet sich erst ab einer höheren Anlagengröße. „Sehr häufig sind die Bioerdgasanlagen im Größenbereich ab ein Megawatt angesiedelt“, sagt Geisen.
Zurzeit schwanken die Produktionskosten für eine Kilowattstunde bei den einzelnen Anlagen sehr stark. Wirtschaftlichkeit und Rendite fallen damit sehr unterschiedlich aus. Laut Bundesnetzagentur liegen die Erzeugungskosten zwischen 1,8 und 8,3 Cent. Die Gründe dafür liegen maßgeblich in den eingesetzten Rohstoffen. Während man nachwachsende Rohstoffe wie Mais entweder aus der eigenen Produktion bezieht oder einkaufen muss, bekommen Biogasanlagen, die mit Gülle oder Reststoffen arbeiten ihre Rohstoffe in der Regel kostengünstig. Ein weiterer Grund liegt in den Skaleneffekten der Anlage – je größer desto billiger. Im Mittel ist es mit 5,3 Cent immerhin 0,4 Cent billiger als noch 2011 – damit liegt es allerdings noch doppelt so hoch wie der Verkaufspreis fossilen Erdgases an der Börse. „Wir brauchen bessere Rahmenbedingungen, um den Ausbau anzukurbeln und langfristig die Kosten von Bioerdgas senken zu können.“
(Denny Gille)