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Aus der Forschung - in den Markt

Ist Wasserstoff der einzig wahre Speicher?

Im Jahr 2050 gebe es laut einer Deutsche-Bank-Studie 40 Terawattstunden Speicherbedarf, sagt Werner Diwald beim 6. Deutschen Wasserstoff-Kongress am 23. Mai. "Die Batterie wird im industriellen Maßstab nicht unsere Probleme lösen", so das Vorstandsmitglied des Deutschen Wasserstoffverbands. Er kritisiert Agora Energiewende für die Aussage, erst 2035 würden Speicher im großen Maßstab gebraucht. "Wir müssen raus aus dem Labor und rein in den Markt. Wir haben viele Demonstrationsanlagen gebaut", so Diwald. Die Firmen würden ihre Bemühungen aber auf Eis legen, wenn es heißt, Speicher würden erst in ferner Zukunft gebraucht. Und genau darin sieht er eine Gefahr. Nach seiner Ansicht müsse die Technologie im Markt angewendet werden, damit sie für die wartenden Herausforderungen in der Zukunft ausgereift ist.

Diwald erinnert: 2050 habe man 80 Prozent Erneuerbare, und 70 Prozent des Energiebedarf fielen im Wärme- und im Transportsektor an. Dafür sei die Umwandlung erneuerbarer Energien in Wasserstoff der beste Weg. Er sieht das Gasnetz als ideale Infrastruktur-Möglichkeit zur Verbreitung des Wasserstoffs. "Alle reden von europäischen Supergrid. Das Gasnetz ist ein europäisches Supergrid. Es ist schon vorhanden." Allerdings, so der Hinweis aus dem Publikum, verträgt das Gasnetz heute nur etwas zwei Prozent Wasserstoff. Außerdem werde der reine Wasserstoff durch die Vermischung mit Gas abgewertet. Dadurch ist er dann nicht mehr verfügbar für den Einsatz in Brennstoffzellen.

Supergrid ist schon da

Unser Gasnetz ist gut ausgebaut. - © Foto: Bundesregierung
Unser Gasnetz ist gut ausgebaut.

Diwald verweist derweil darauf, dass man bei den noch offenen Fragen der deutschen Ingenieurskunst vertrauen solle, die in der Lage sei, die entsprechenden Lösungen zu erarbeiten. Was die Betankung für Brennstoffzellenfahrzeuge anbelangt, so zeigt das Modell Energiepark Mainz, dass Wasserstoff sowohl ins Gasnetz als auch per LKW an die Tankstellen gehen kann. Das Attraktive an der Nutzung des Gasnetzes sei, man müsse keine grundsätzliche Entscheidung für oder gegen ein System fällen. "Man muss nicht schwarz oder weiß sagen", so Diwald. Außerdem könne dadurch viel Stromnetzausbau vermieden werden, der aufgrund des Widerstands in der Bevölkerung ohnehin zur Bremse der Energiewende werden könne.

Während Diwald Power-to-Gas, als die Umwandlung von Strom in Wasserstoff oder die Methanisierung als wichtigsten Speicher der Zukunft ansieht, erklärt Christopher Hebling vom Fraunhofer ISE, Speicher seien sehr anwendungsbezogen. "Für jede Anwendung gibt es spezielle Speicher." Wärmespeicher seinen ein unterbelichteter Bereich. Sie böten "wunderbare Flexiblitätsoptionen", sie seien die billigsten Speicher und es gebe keine Degradation. Gleichwohl sei Wasserstoff der attraktivste Speicher, weil er hochwertig leicht verwendbar sei. Wasserstoff lasse sich in Salzkavernen im großen Maßstab speichern. Bisher gibt es drei Wasserstoffkavernen auf der Welt: zwei in Texas, eine in Großbritannien. In Teesside, UK, lassen sich 25 Gigawattstunden oder 70.000 Kubikmeter speichern. In Lake Jackson, Texas sind es gar 92 Gigawattstunden oder 580.000 Kubikmeter und in LIberty County 80 Gigawattstunden. Die IVG Cavern GmbH bewirtschaftet und vermietet 66 Gas- und Ölkavernen. Bisher dienen die Kavernen der Abdeckung von Spitzenverbräuchen und der Zwischenspeicherung von Gasimporten. Als größten Schwachpunkt in der gesamten Speicherdebatte nannte Hebling den fehlenden regulatorischen Rahmen.

Großspeicher Salzkaverne

So könnte ein unterirdischer Wasserstoffspeicher in einer Salzkaverne aussehen. - © Grafik: Cleantechnica
So könnte ein unterirdischer Wasserstoffspeicher in einer Salzkaverne aussehen.

Wasserstoff wird seit dem 23. Mai auch in Schönefeld getankt. Die Parlamentarische Staatssekretärin beim Bundesverkehrsminister, Katherina Reiche, eröffnete das erste Brennstoffzellen-Fahrzeug an der Multi-Energie-Tankstelle dort in Berlin-Schönefeld. Aus Windkraft und Sonnenenergie hergestellter Wasserstoff wird systemübergreifend vom Strom-, Wärme-, Gasmarkt und im Verkehrssektor eingesetzt. Neben der Versorgung von Brennstoffzellen-Fahrzeugen ist der Betrieb eines Blockheizkraftwerks sowie die Einspeisung ins Erdgasnetz vorgesehen. Die Projektpartner Total Deutschland GmbH, Linde AG, Mc Phy S.A., Enertrag AG und 2G Energy AG investieren bis 2016 insgesamt mehr als zehn Millionen Euro. Davon werden 50 Prozent über öffentliche Mittel der Bundesregierung gefördert. (Nicole Weinhold)