Nicole Weinhold
Die Stadtwerke Bad Nauheim haben die Energiezentrale des größten Kalte-Nahwärme-Projekts Deutschlands feierlich eingeweiht. Ein zweilagiger Großkollektor mit ca. 22.000 m² Kollektorfläche in Verbindung mit einem sechs Kilometer langen kalten Nahwärmenetz (KNW) soll ein Quartier mit etwa 400 Wohneinheiten versorgen. „Die Energiezentrale bildet den operativen Kern des Kalte-Nahwärme-Systems. Der bundesweit größte Erdkollektor für kalte Nahwärme (hier ein Filma dazu) sorgt dafür, dass mehr als 1.000 Menschen ihre Gebäude klimaneutral heizen und kühlen“, erläuterte Peter Drausnigg, Geschäftsführer der Stadtwerke Bad Nauheim. Gemeinsam haben er, Schirmherrin Lucia Puttrich, Hessische Ministerin für Bundes- und Europaangelegenheiten und Klaus Kreß, Bürgermeister von Bad Nauheim und Aufsichtsratsvorsitzender der Stadtwerke, das rote Band vor der Energiezentrale durchgeschnitten und diese feierlich in Betrieb genommen.
Forschungsprojekt mit vier Millionen Euro Förderung vom Bund
Bei der Umsetzung beteiligen sich u.a. als wissenschaftliche Begleitung die Technischen Hochschule Nürnberg, die Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg sowie die Technische Universität Dresden. Als Teil des Projektes übernimmt die Enisyst GmbH das Monitoring und die Steuerung des Wärmenetzes inklusive der Wärmepumpen für 400 Wohneinheiten. Das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi) fördert das angegliederte Forschungsprojekt „KNW-opt“ mit rund vier Millionen Euro.
Quartier mit Smart-City-Ausgestaltung
„Das Quartier ist als Smart City gestaltet – also effizienter, grüner, sozial inklusiver und technologisch fortschrittlicher als das, was wir kennen“, so Bürgermeister Klaus Kreß. Mithilfe sogenannter Boden-Klima-Tauscher und einer umweltfreundlichen Trägerflüssigkeit wird dem Erdreich Wärme aus einer Tiefe von eineinhalb und drei Metern entzogen. Anschließend wird die Trägerflüssigkeit über ein mehrere Kilometer langes Netz zu den einzelnen Gebäuden transportiert. Die Stadtwerke Bad Nauheim installieren und betreiben in den Neubauten hocheffiziente Wärmepumpen, welche die Wasservorlauftemperatur von etwa 10 Grad auf 55 Grad für das Trinkwarmwasser sowie auf 35 Grad für die Fußbodenheizung erhöhen.
Gebäude auf natürliche Weise kühlen
Im Sommer funktioniert dieses System genau umgekehrt. Statt zu heizen, können die Gebäude auf natürliche Weise gekühlt und dadurch auf einen zusätzlichen Einsatz von Klimageräten verzichtet werden. Das Smart-City-Quartier bietet seinen Bewohnern weitere Vorteile: Hier stehen digitale Technologien im Fokus, um Leben und Arbeiten einfacher, komfortabler, energieeffizienter und umweltschonender zu gestalten. Alle Gebäude verfügen über einen Anschluss an das Glasfasernetz. Bauherren können daher Smart-Home-Lösungen realisieren, die sich per App einfach steuern lassen.
Energiezentrale im Detail
In der Energiezentrale befinden sich nicht nur Netzpumpen und Ausdehnungsgefäße, die das Wasser-Glykol-Gemisch in den Rohren in Bewegung halten. Dort läuft auch die komplette Steuerungstechnik der angeschlossenen Haushalte zusammen. Während der Forschungszeit laufen die Daten aus Bodenfühlern, Grundwasserwassermessstellen und den Temperaturfühlern der Sole in der Energiezentrale zusammen und werden in einer Cloud gebündelt, auf die die Forschungspartner in Echtzeit Zugriff haben.
Wollen Sie neue Erkenntnisse zur Wärmewende im Blick behalten? Dann abonnieren Sie doch unseren kostenlosen Newsletter! Hier können Sie sich anmelden.