Solar Millennium aus Erlangen stellt beim Amtsgericht Fürth einen Antrag auf Eröffnung des Insolvenzverfahrens. Nachdem der Erlanger Projektentwickler seine gesamte Projektpipeline in den USA an Solarhybrid verkaufen wollte, munkelte man schon, dass das Unternehmen wohl nicht mehr lange durchhalten wird. Schon seit Monaten kämpfen die Erlanger ums Überleben und kam seit Oktober kaum noch aus den Negativschlagzeilen heraus. Der Streit des Ex-Vorstandes Utz Claassen um Schadenersatz und der Rücktritt von Firmengründer Hannes Kuhn taten ihr Übriges. An der Börse rutscht die Aktie von Solar Millennium von zuletzt 1,10 Euro auf 45 Cent ab.
Unter den an Solarhybrid im sauerländischen Brilon abgegebenen Projekten ist auch das Prestigeobjekt in Blythe in der kalifornischen Wüste. Zunächst als Parabolrinnenkraftwerk geplant, entschied Solar Millennium Mitte August die erste Hälfte des Ein-Gigawatt-Kraftwerks mit Photovoltaik zu realisieren. Mit der Begründung, man wolle sich auf das Kerngeschäft mit Parabolrinnen- und Hybridkraftwerken in Asien, Europa, Nordafrika und Lateinamerika konzentrieren, wollte man die Projekte in den USA an die Sauerländer abgeben, aber an der Projektentwicklung beteiligt bleiben.
Loch in der Kasse nicht zu stopfen
Die Verhandlungen der beiden deutschen Unternehmen über Geschäfte in den USA ziehen sich nun schon seit Anfang September dieses Jahres hin. Zwar „besteht weitestgehend Einvernehmen über die Transaktion; wesentliche Verträge wurden bereits unterzeichnet. Allerdings sind einzelne Bedingungen für die Wirksamkeit der Verträge bislang nicht eingetreten“, heißt es in einer Presseerklärung von Solar Millennium. So war man sich bis zuletzt uneinig über die Höhe und Zeitpunkt der Zahlungen von Solarhybrid an Solar Millennium. Die Sauerländer wollten die Überweisung erst im nächsten Jahr tätigen, was bei Solar Millennium ein Loch in die Kasse reißt, dass man in Franken nicht so schnell stopfen kann.
Keine Investoren für Iberosol
Außerdem konnten die Erlanger auch nach intensiven Verhandlungen keine Investoren für einen Einstieg in das Parabolrinnenprojekt Iberosol in Spanien gewinnen. Jetzt steht auch dieses Großprojekt auf der Kippe. Bereits mit Wirkung zum 20. Dezember hat man vorsorglich den öffentlich aufgelegten Fonds zur Finanzierung von Iberosol geschlossen. Unklar bleibt indes, was mit dem bereits eingezahlten Geld passiert.
„Beide Transaktionen hätten über den aktuellen Liquiditätsbedarf hinaus Mittel generiert, die die Basis für eine Weiterentwicklung der Gesellschaft gelegt hätten“, heißt es in der Erklärung zur Eröffnung des Insolvenzverfahrens. „Im Bemühen, für Aktionäre und Gläubiger vorhandene Werte zu erhalten, sahen sich die Organe der Gesellschaft zu diesem Schritt gezwungen.“ (Sven Ullrich)