Die Energiewende wird das gesamte Stromsystem auf den Kopf stellen. In Zukunft wird es nicht mehr Standard sein, dass sich die Erzeugungsanlagen allein auf die Verbraucher einstellen.Vielmehr werden die Verbraucher Teil des gesamten Systems, um dieses stabil zu halten. Das geht auch gar nicht anders, wenn volatile und wetterabhängige Energieformen wie Photovoltaik und Windkraft den größten Teil der Erzeugerstruktur ausmachen.
Um sich auf diese Änderung einzustellen, sind schon lange Begriffe wie Smart Grid oder Smart Home in aller Munde. Doch was ist ein smartes Gebäude ist und wie viel Intelligenz bringt ein Bestandsgebäude mit, um schon auf die Anforderungen der künftigen Energiewelt reagieren zu können? Das sind Fragen, die der jüngst entwickelte Smart Readiness Indicator (SRI) beantworten soll.
Elektroladestation und Stromspeicher steigern die Intelligenz
Entwickelt hat den SRI die HEA Fachgemeinschaft für effiziente Energieanwendungen mit Unterstützung durch den Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW). „Der SRI soll bewerten, inwieweit smarte Applikationen in einem Gebäude integriert sind und wie gut das Gebäude vorbereitet ist, mögliche Funktionen zu integrieren“, beschreiben die Autoren den Ansatz. Dabei wird jedes Gebäude einzeln bewertet. Je höher der SRI ist, desto besser ist es auf die Energiezukunft vorbereitet. In die Bewertung fließen unter anderem die schon installierten, smarten Anwendungen Geräte und Informationsstrukturen ein. Es geht nicht nur um den Einsatz von intelligenten Messsystemen, sondern auch um weitere Anwendungen wie die Einbindung von Elektroladestationen, Energiespeichern und Energiemanagementsystemen, die auf die Anforderungen im Gebäude und die Zustände im angeschlossenen Verteilnetz reagieren können.
Kommunikative Systeme sind im Vorteil
Aber auch die Vorbereitung der Infrastruktur, um solche intelligenten Anwendungen zu installieren, fließen in die Bewertung mit ein. Das reicht von den Kommunikationsmöglichkeiten über eine entsprechende Stromversorgung beispielsweise mit einer Solaranlage für den Eigenverbrauch bis hin zur Anbindung an das Internet. Ein weitere Bewertungskriterien ist, wie offen die Systeme mit Anwendungen und Netzen kommunizieren. Hier kommen separat entwickelte, sogenannte proprietäre Systeme schlechter weg als solche, die sich einfach mit anderen Systeme und Anwendungen oder dem Netz verbinden lassen. Auch Cloudlösungen und Anwendungen zur Netzdienlichkeit fließen in die Bewertung mit ein.
Nachfrage nach Gebäudeintelligenz ankurbeln
Auf diese Weise wird der Indikator zur praktischen Orientierung für Gebäudeeigentümer, Mieter und Investoren, inwieweit bestehende oder neu zu errichtende Häuser zeitgemäßen technologischen Anforderungen gerecht werden.
„Der Indikator wird dazu beitragen, dass sich der Wert eines Gebäudes in Zukunft auch daran messen lassen muss, wie intelligent das Haus vernetzt ist“, erklärt Stefan Kapferer, Vorsitzender der BDEW-Hauptgeschäftsführung. „Der ‚Intelligenzindikator‘ könnte die Nachfrage nach smarten Immobilien ankurbeln. Energieunternehmen haben hier eine große Chance, ihre Kompetenz als Zuhause-Branche Nummer Eins einzubringen und neue Dienstleistungen zu entwickeln, die Gebäude effizienter und intelligenter machen.“
Die Entwicklung des SRI wurde nach der Novellierung der europäischen Richtlinie über die Gesamteffizienz von Gebäuden notwendig und sie wurde von der EU-Kommission so vorgegeben. Der Indikator ist in den Mitgliedsstaaten frei verwendbar. Der Indikator steht auf der Internetseite der HEA Fachgemeinschaft für effiziente Energieanwendung kostenlos bereit.