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Neue Studie: 53 Prozent bessere Netznutzung sind möglich

„Und wo ist da der Haken?“ fragte ein Journalist, als der BEE seine Studie zu Netzverknüpfungspunkten vorstellte. Und Matthias Stark, Leiter Erneuerbare Energiesysteme beim BEE und maßgeblich an der Studie beteiligt, sprach von Low Hanging Fruits im Zusammenhang mit dem Ergebnis. Verkürzt ausgedrückt kann man sagen: Der sich abzeichnende Mangel an Netzverknüpfungspunkten, der als neues Nadelöhr beim Ausbau der Erneuerbaren in den Fokus rückt, kann dadurch minimiert werden, dass deutlich mehr Wind- und Solarparks daran angeschlossen werden. Denn die derzeitige Regelung, dass nur rund so viel Leistung angeschlossen werden darf, wie der Netzverknüpfungspunkt aufnehmen kann, führt dazu, dass diese im Schnitt bei der Photovoltaik zu 13 Prozent und bei modernen Windenergieanlagen zu 33 Prozent genutzt werden. Auf zusammen 53 Prozent Ausnutzung könnte man aber kommen, wenn eine Überbauung an den Anschlüssen um bis zu 250 Prozent möglich wäre. Am besten gleichmäßig auf Wind und Solar verteilt. Und da hätte man dann doch den Haken, wenn Markus Söder in seinem Bayern genauso viel Wind- wie Solarleistung an den Netzverknüpfungspunkten ertragen müsste. Aber das ist vermutlich ohnehin nur ein netztechnisches Traumszenario, das so nicht real wird. Ein positiver Effekt ließe sich aber schließlich auch bei 150 oder 200 Prozent Überbauung erreichen. Zudem könnte der Überbauungsansatz für sich verbuchen, dass der Netzausbau weniger pressieren würde. 

„Überschüsse sind dabei sogar von Vorteil, denn sie reizen den Bau von Speichern und Sektorenkopplungstechnologien zur weiteren Nutzung des Ökostroms an. Unsere Vorschläge haben damit positive Effekte für alle Akteure der Energiewirtschaft: Projektierer, finanzierende Banken, Netzbetreiber, steuerbare Erzeugungsanlagen und Speicher, Industrie und Volkswirtschaft“, sagt BEE-Präsidentin Simone Peter. „Eine Win-Win-Win-Situation.“ Und: Die rechtliche Umsetzung sei ebenfalls simpel: „Minimale Anpassungen zweier Paragraphen im EEG könnten den Netzanschluss maximal beschleunigen und Einsparpotenziale in Milliardenhöhe freilegen”, so Peter.

Hier geht es zur vollständigen Studie.

Die NVP-Studie wurde vom BEE in Zusammenarbeit mit dem Fraunhofer IEE und der Kanzlei Becker Büttner Held erstellt. Sie untersucht, wie sich eine gemeinsame Nutzung von Netzverknüpfungspunkten durch volatile und steuerbare EE-Erzeuger, Speicher und Anlagen zur Sektorenkopplung auswirkt. In Simulationen wurden dabei deutschlandweit in einem Raster von 6 × 6 km potenzielle Parks hinsichtlich ihres Netzverknüpfungspunktes „überbaut“, um bestehende Kabeltrassen, Transformatoren, Umspannwerke, usw. möglichst effizient zu nutzen. Die Simulationen zeigen auf, wie groß die entstehenden EE-Überschüsse je nach Grad der Überbauung sind, die aufgrund des begrenzten Netzeinspeisungspotenzials nicht an das nachgelagerte Stromnetz weitergeleitet werden können.

Speicher und Anlagen zur Sektorenkopplung (Elektrolyseure, KWK-Anlagen, Power-to X) bieten die Möglichkeit, die bei der Überbauung entstehenden EE-Überschüsse vor Ort zu nutzen, idealerweise ohne EE-Anlagen abzuregeln. Die Studie erläutert die Anforderungen an einzusetzende Stromspeicher, die je nach Art der Überbauung (entweder durch Windenergie oder Photovoltaik) variieren. Außerdem wurde analysiert, welche rechtlichen Maßnahmen notwendig sind, um eine wirtschaftliche Betriebsführung von Stromspeichern zu realisieren.

Kernergebnisse der Studie:

Mittlere Überbauung von NVP (150 % der Anschlussleistung) ist in jedem Fall ratsam.

Bei einer mittleren Überbauung (150 Prozent Anschlussleistung am NVP) kommt es bis auf wenige Standorte mit starker Windhöffigkeit (u. a. Standorte an der Küste) zu kaum nennenswerten EE-Überschüssen. Eine solche Überbauung des Netzverknüpfungspunktes ist daher für einen beschleunigten EE-Ausbau in jedem Fall ratsam und eindeutig eine No-regret-Maßnahme.

Starke Überbauung von NVP (250 % der Anschlussleistung) ermöglicht bessere Netznutzung.

Kommt es zu einer starken Überbauung (250 Prozent Anschlussleistung am NVP) steigen die EE-Überschüsse entsprechend an. Die Studie zeigt, dass eine Überbauung auf 250 Prozent eine bessere Netznutzung von bisher ca. 13 Prozent (PV) bzw. 33 Prozent (Wind-Zubau) auf bis zu 53 Prozent (Wind & PV) im Mittel über Deutschland ermöglicht.

(nw)