Montel Analytics wertet den Stromnetzausfall in Spanien und Portugal zu Wochenanfang als Hinweis darauf, dass so genannte Inselnetze oder Netze in Halbinsellage mit nur wenigen Leitungsverbindungen zu benachbarten nationalen Stromnetzen besonders verwundbar für Netzversorgungseinbrüche seien. Als zwar „beispielloses Ereignis in modernen Energiemärkten“ sei der Blackout in beiden Ländern von Montag bis Dienstagmorgen dennoch „nicht besonders überraschend“ gewesen, sagte Montel-Analytics-Direktor Jean-Paul Harreman. Länder am Rande und eher isoliert vom sonstigen europäischen synchronen Stromnetz tendierten leichter zu Abweichungen in den Netzfrequenzen.
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Stromnetze müssen Elektrizität immer mit derselben stabilen Frequenz durchleiten, um keine Zusammenbrüche in der Netzspannung zu verursachen. Kurzzeitig höhere Frequenzen durch einen Einspeiseüberschuss oberhalb des gerade aus dem Netz bezogenen Stroms oder abnehmende Frequenzen bei plötzlich über das Einspeiseniveau hochschnellendem Verbrauch seien zum Beispiel in Deutschland dank vieler Verbindungsleitungen zu benachbarten Stromnetzen weit weniger denkbar. „Wenn immer es eine Abweichung wegen eines Kraftwerksausfalls gibt … ist da eine hinreichende flexible Kapazität, um die Frequenz wieder einzufangen, bevor sie außer Kontrolle gerät“, sagte Harreman. Diese günstigere Ausgangssituation von Nicht-Insel-Netzen erkaufe Zeit dafür, bei Frequenzstörungen mit weiteren Stromerzeugungskapazitäten eventuelle Einspeiselücken zu beheben.
Der Stromausfall in Spanien, Portugal und in benachbarten Randgebieten Frankreichs ist allerdings auch eine Folge der fehlenden Trägheiten im Stromnetz mit überwiegender Einspeisung aus Erneuerbare-Energien-Anlagen. So sorgt die Anbindung klassischer Kraftwerke mit großen Dampfturbinen dafür, dass diese durch die Trägheit ihrer großen Schwungmassen die Frequenzänderungen abmildern. Doch zum Zeitpunkt des Netzeinbruchs war offenbar kaum noch konventionelle Kraftwerksleistung und damit kaum Trägheit im Netz. Vor allem aus Photovoltaikanlagen kam zu diesem Zeitpunkt der Strom im Netz.
Die Netzbetreiber müssten daher in Trägheits-Technologie investieren, sagte Phil Hewitt, ebenfalls Direktor bei Montel Analytics. Zum Beispiel ließen sich Synchron-Kondensatoren einsetzen, auch Investitionen in schnell reagierende ausbalancierende Leistungsreserven wie Batterien würde ebenfalls die Widerstandsfähigkeit stärken, wie das in den Netzen Großbritanniens und Irlands zu beobachten sei.