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Bioenergie Biogas

Netzagentur legt Monitoringbericht vor

44 Biogasaufbereitungsanlagen (BGAA) gab es in Deutschland zum Stichtag 31. Dezember 2010. Laut Monitoringbericht haben sie bis zu diesem Datum 270 Millionen Kubikmeter Biomethan ins Erdgasnetz eingespeist. In den letzten Jahren gingen zahlreiche BGAA ans Netz. Doch Agenturchef Matthias Kurth stellt den Stand der Dinge in den Kontext, den die Bundesregierung seinerzeit 2007 in Meseberg ausgab: „Das Einspeisziel von sechs Milliarden Kubikmetern im Jahr 2020 wurde im Jahr 2010 erst zu 4,5 Prozent erreicht.“

Große Streubreite bei den Erzeugungskosten
Ursache sei eine erhebliche Diskrepanz zwischen den Produktionskosten zur Herstellung von Biomethan und den Marktpreisen für fossiles Erdgas. „Im Jahr 2010 betrugen die durchschnittlichen Herstellungskosten für Biogas 6,2 Cent pro Kilowattstunde“, berichtet Kurth. Dabei überrascht die Streubreite, die die Netzagentur ermittelt hat: sie liegt zwischen 1,3 und 9,3 Cent pro Kilowattstunde. Das könnte den Befürwortern großer Aufbereitungsanlagen im industriellen Maßstab in die Hände spielen, die argumentieren, dass in diesen die Aufbereitung günstiger sei. Laut Monitoringbericht lag das durchschnittliche Einspeisevolumen aller Anlagen im Berichtsjahr 2010 bei 751 Normkubikmeter pro Stunde. Zum Vergleich: In seiner Studie zur Biogasaufbereitung und –einspeisung hatte das Fraunhofer UMSICHT aus Oberhausen im vergangenen Jahr 350 Normkubikmeter Einspeiseleistung als Mindestgröße beschrieben, um wirtschaftlich Biomethan ins Hochdrucknetz einspeisen zu können.

EEG ist die Messlatte
Der durchschnittliche Verkaufspreis für Biomethan laut Bericht betrug im Jahr 2010 8,1 Cent pro Kilowattstunde. Dieser Preis wird den Biomethanproduzenten beispielsweise von Betreibern von Kraft-Wärme-Kopplungsanlagen gezahlt, die das Gas kaufen, um es in ihren Anlagen zu verstromen. Der Strom wird nach dem Erneuerbare-Energien-Gesetz vergütet. Die Höhe der Vergütung nach EEG bestimmt also, wie viel für das Biomethan am Markt gezahlt wird. Beispielsweise war in der Vergangenheit unter dem Regime des EEG2009 Biomethan, das aus nachwachsenden Rohstoffen (NawaRos) erzeugt wurde wertvoller als eines, das nicht daraus erzeugt wurde. Denn das EEG2009 zahlt bei der Verstromung in dem Fall einen NawaRo-Bonus. Wird die gesenkt, wird es für KWK-Anlagenbesitzer möglicherweise unattraktiv, Biomethan in ihren Anlagen zu verstromen und sie wechseln auf fossiles Erdgas, wofür sie immerhin nach dem Kraft-Wärme-Kopplungsgesetz (KWKG) eine zusätzliche Vergütung erhalten. Der Monitoringbericht kommt zu dem Ergebnis, dass im Jahr 2010 der Preis für Erdgas am Spotmarkt durchschnittlich 1,7 Cent pro Kilowattstunde betrug. Vor dem Hintergrund der Ziele der Bundesregierung zur Einspeisung von Biomethan in 2020 und 2030 (10 Milliarden Kubikmeter Biomethan pro Jahr) kann also die Forderung erhoben werden, dass die Vergütung für Biogas im neuen EEG2012 keinesfalls abgesenkt werden darf, wenn die Regierung ihre Einspeiseziele nicht verfehlen will. Was die Biogasbranche auch tut.


Einigkeit und Zwist zwischen den Verbänden
„Die Rahmenbedingungen für die Einspeisung von Biogas ins Erdgasnetz sind bei weitem nicht ausreichend“, urteilt Biogasrat-Geschäftsführer Reinhard Schultz über den Beschluss der Regierung zum EEG2012. Der Biogasrat nahm den Monitoringbericht zum Anlass, um ihn in den Kontext der aktuellen Diskussion um die Novelle des EEG2012 zu stellen. Im EEG müsse die Vergütung für größere und hoch effiziente Anlagen der Kraftwärmekopplung für die Biomethan-Verstromung auskömmlich gestaltet werden. Die Biogasbranche hält die Vergütung von Biogas im Entwurf der Regierung des EEG2012 derzeit für nicht auskömmlich. Allerdings deckt der Monitoringbericht auch den Konflikt in der Biogasbranche darin auf. Die ermittelte Streubreite im Monitoringbericht spricht für den Bau größerer Anlagen, wenn man es unter Kostengesichtspunkten sieht. Der Fachverband Biogas fordert aber seit langem ein Einspeisegesetz für Biomethan nach dem Vorbild des EEG, um auch kleineren Biogasanlagen die Aufbereitung von Biogas zu ermöglichen. Der Biogasrat erteilt hingegen dem kategorisch eine Absage, denn er will die industrielle Produktion von Biomethan forcieren, da diese effizienter produzieren könnten. Beide Verbände ziehen zwar im Augenblick am selben Strang, da sie sich darin einig sind, dass das EEG2012 Biogas chronisch untervergüten wird. Doch bei der Frage, wie die Biogaslandschaft in Zukunft gestaltet wird, gehen die Ansichten auseinander.

Zum Monitoringbericht: Nach Paragraf 37 der Gasnetzzugangsverordnung legt die Bundesnetzagentur der Bundesregierung jährlich zum 31. Mai einen Biogas-Monitoringbericht vor. Die Bundesregierung prüft auf Basis des Berichts die Sonderregelung für die Einspeisung und den Transport von Biogas in Erdgasnetzen. Der Bericht steht auf der Homepage der Bundesnetzagentur zum Download bereit. (Dittmar Koop)