Im Oktober sollen nun die Baugrunduntersuchungen für die Hochspannungsgleichstromübertragung (HGÜ) beginnen, deren Leitungen von den nahe beieinander liegenden Netzverknüpfungspunkten Wehrendorf und Westerkappeln am Übergang von Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen nach Norden führen werden. In Mitteilungen veröffentlichten Gemeinden in der zweiten Septemberwoche an ihre Bürgerinnen und Bürger gerichtet den Beginn der Baugrunduntersuchungen für die Offshore-Netzanbindungssysteme Balwin-1 und Balwin-2. Bis kurz zuvor hatte das Übertragungsnetzbetreiberunternehmen Amprion die Planungen für die beiden mit parallelem Streckenverlauf direkt nebeneinander geplanten HGÜ-Trassen den Bürgerinnen und Bürgern offengelegt. Die HGÜ-Technik soll den Nordsee-Windstrom schneller und verlustfreier als mit bisherigen Fernleitungen möglich zu Industrie- und Ballungszentren in Nordrhein-Westfalen, aber auch im Rhein-Main-Gebiet transportieren. Die knapp 250 Kilometer lange Strecke über Land durch Niedersachsen soll unter der Erde als Erdkabel verlaufen, um weniger Störung in der öffentlichen Wahrnehmung zu verursachen. Die Bauzeit soll von 2026 bis 2029 dauern.
Zugleich hat Amprion schon Ende August die Tiefbauarbeiten für begleitende HGÜ-Projekte vergeben. Die HGÜ-Einzellleitungen sollen jeweils zwei Gigawatt Windkraft transportieren können. Südlich der Erdkabelstrecken plant Amprion eine HGÜ mit oberirdischen Freileitungen, die den Strom aus dem Norden aufnehmen und bis ins Ruhrgebiet oder ins Rhein-Main-Gebiet bringen soll. Diese HGÜ-Leitungen sollen bis 2033 betriebsfertig sein.
Die Leitung Balwin-1 soll 2030 in Betrieb gehen, Balwin 2 im Jahr 2031. Amprion hatte für beide Projekte im Juni – öffentlichkeitswirksam per Pressemitteilung verbreitet – eine um ein Jahr frühere Fertigstellung als bisher vorgesehen angekündigt. Zuvor hatte der Übertragungsnetzbetreiber alle großen Aufträge zum Bau der HGÜ vergeben.
Mit der Leitung Balwin-1 kann Amprion einem der beiden in der jüngsten Offshore-Flächen-Ausschreibung siegreichen RWE-Offshore-Projekte mit zwei Gigawatt den Betriebsstart noch gemäß bundespolitischen Ausbauzielen ermöglichen. Nun kann dieses Projekt noch wie von der Politik vorgesehen zum Erreichen des Ausbauziels fürs Jahr 2030 von 30 Gigawatt beitragen. Ebenfalls dazu beitragen kann wohl auch der Netzanschluss von Übertragungsnetzbetreiber Tennet für die HGÜ-Übertragung des Stroms des ebenfalls bei der jüngsten Offshore-Windkraft-Ausschreibunge siegreichen 1,5-GW-Projekts von Luxcara. Dieses soll schon 2029 in Betrieb gehen. Nicht mehr rechtzeitig bis 2030 kann Tennet allerdings den Anschluss des zweiten RWE-Projektes mit ebenfalls zwei Gigawatt fertigstellen, das bei der insgesamt 5,5 GW großen jüngsten Auktionsrunde noch zum Zuge gekommen ist.
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