Befeuert wird die Landraubthese von den exotischen Pflanzenbestandteilen im Biokraftstoff. Soja und Palmöl werden in Europa kaum angebaut und müssen importiert werden – typischer Sojalieferant ist Brasilien, Palmöl stammt aus Ländern wie Malaysia.
Laut einer Umfrage des VDB unter seinen Mitgliedern, verwendete die deutsche Biodieselindustrie 2012 allerdings nur drei Prozent Soja und 1,6 Prozent Palmöl für die Produktion. Fast 85 Prozent macht der Raps aus, und der stammt laut VDB überwiegend aus dem Inland.
Der hier verwendete Raps steht offenbar gar nicht in Konkurrenz zur Nahrungsmittelproduktion: Bei seiner Verwertung nutzt nur der 40-pozentige Pflanzenölanteil der Kraftstoffgewinnung. Die übrigen 60 Prozent werden als Rapsschrot zu Futtermittel verarbeitet – das ernährt Huhn, Schwein, Rind und am Ende den Fleischkonsumenten. Seit 2001 stieg der Anteil des Rapsschrotes an der europäischen Eiweißschrotversorgung laut VDB um neun Prozentpunkte auf ein Viertel.
Mit einer Reduktion der Biodieselproduktion würde weniger Futtermittel aus europäischen Vorkommen produziert werden können, was eine Zunahme der Importe zur Folge hätte, argumentiert der VDB. Da das Futtermittel zu großen Teilen aus Südamerika kommt, würde dort der Landraub noch stärker zunehmen.
3,2 Millionen Tonnen eiweißhaltiges Tierfuttermittel entstanden laut VDB 2012 als Nebenprodukt der Biodieselproduktion. Demgegenüber stehen 4,5 Millionen Tonnen Sojaschrot, die Deutschland laut WWF größtenteils aus südamerikanischer Produktion zur Tiermast verwendet. Brasilien baut heute auf der Fläche Großbritanniens Sojabohnen an. (Denny Gille)