Ökostromversorger Lichtblick und das Entwicklungsunternehmen für digitale Bilanzierungen von Ökostrom, Decarbonize, testen in einem Modellvorhaben nun die Technologie, die viertelstündlich das Beladen der Autobatterien aus bestimmten Erneuerbare-Energien-Erzeugunsanlagen feststellt und belegt. Der Lieferant des Stroms, zum Beispiel ein Unternehmen für die eigens auf dem Mitarbeiterparkplatz betriebenen Ladesäulen oder schlicht ein Stromversorger, können sich damit absichern, dass ihr Ladestrom an mit dem Stromnetz verbundenen Ladesäulen im Moment des Tankens auch gerade von Windenergie- oder Photovoltaikanlagen oder anderen Grünstromerzeugern produziert wird.
Granulare Herkunftsnachweise nennen Lichtblick und Technologiepartner Decarbonize das erstmals hierfür eingesetzte Instrument. Es ist kein neues Instrument. Doch Decarbonize als mittelbarer Stromlieferant und das Spezialunternehmen Granular setzen es erstmals für diese viertelstundengenaue Transparenz des Ökostroms ein. Es soll den Ökostrombezug in jedem Moment in Echtzeit nachweisen. Das ist vor allem deshalb eine Herausforderung, weil der Strom aus den gemäß Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) vergüteten Wind- und Solarparks einmal ins Netz eingespeist aufgrund der EEG-Markthandelsregeln zusammen mit dem konventionell erzeugten Strom nur als gemixter Graustrom gilt und sich bei der Entnahme nicht mehr als EEG-Strom nachweisen lässt. Wenn er aus der Steckdose oder aus vom Stromnetz gespeisten öffentlichen oder Firmen-Elektroladesäulen kommt, können E-Autofahrer auch in Regionen mit viel Erneuerbare-Energien-Anlagen also selbst bei günstigen Wetterbedingungen sich nicht über die Grünstromqualität ihrer Ladung sicher sein.
Um garantiert Grünstrom anbieten oder für die Ökobilanz eines Unternehmens anrechnen zu können, müssen Unternehmen wie Energieversorger den Erneuerbaren-Strom von nicht EEG-Tarif-vergüteten Grünstromanlagen und zusätzlich auf diese Anlagen einzeln bezogene Herkunftsnachweise pro Megawattstunde einkaufen. Doch selbst dann lässt sich die Erzeugung bis zum Verbrauch nicht in Echtzeit nachweisen. Denn bei dieser sogenannten sonstigen Direktvermarktung müssen Firmen den Grünstromgehalt ihres Verbrauchs nur mit Herkunftsnachweisen auf jährlicher Basis belegen. So konnten bisher beispielsweise Elektro-Zapfsäulen mit Herkunftsnachweisen belegten Sonnenstrom widersinnig auch in der Nacht liefern.
Das digitale Abrechnungsprogramm für das Pilotprojekt soll es den Kunden ermöglichen, „an der Ladesäule ihren Stromversorger zu wählen“, sagte der Geschäftsführer von Decarbonize, Knut Hechtfischer, bei der Bekanntgabe des Modells. Außerdem garantiert es den Echtzeitbezug: Es könne „jetzt zu jeder Stunde nachvollzogen werden, aus welcher Anlage Lichtblick den an der Ladesäule geladenen Strom liefert“, betonte Lichtblick.
Lichtblick verweist zudem auf weiterreichende künftige Vorteile des neuen Abrechnungssystems an der Ladesäule: Granulare Herkunftsnachweise könnten künftig auch wettbewerblich zur besseren Feinabstimmung zwischen Grünstromerzeugung und dessen Verbrauch beitragen. Sie könnten „einen wichtigen Beitrag leisten, indem sie über Preissignale die effiziente und systemdienliche Nutzung von Speichern oder flexiblen Verbrauchern wie Wärmepumpen oder Elektrofahrzeugen anreizen“, betonte Lichtblick.