Nicole Weinhold
Die neue Plattform 5.X für Onshore des Windturbinenherstellers Siemens Gamesa beinhaltet einige interessante Überlegungen. Fabio Glaser und Birol Yosul haben die Plattform auf den Branchentagen Windenergie NRW vorgestellt. Der Ansatz: "Man muss groß sein und global, um das heutige Risiko zu streuen", so Glaser. "Die gesündesten Hersteller sind in mehreren internationalen Märkten aktiv." Die Herausforderungen für die 5.X-Plattform sei es gewesen, sicherzustellen, dass die Anlagen marktkonform sind. "Wir wollen nicht mehr so viele unterschiedliche Produkte anbieten, sondern das Produktangebot verschlanken", so Glaser. Und genau das soll die Plattform leisten.
170 Meter Rotordurchmesser an Land
Wichtigste Eigenschaft für Deutschland sei dabei, dass die Anlagen für Standorte mit geringerem Wind geeignet sind, so Yosul. Zwei Rotorgrößen soll es geben: 170 m Rotordurchmesser und 155 m für nördliche Bundesländer. Außerdem müssen die Türme hoch sein, nach dem Slogan Reaching New Hights: 165 m Nabenhöhe werden es. 23.662.943 kWh/a könnten damit bei den vorgesehenen sechs MW Leistung erzielt werden. Das Thema Schall gewinnt an Bedeutung, seit in einigen Bundesländern bereits Erlasse zur Einführung und Umsetzung der LAI-Hinweise veröffentlicht wurden. Hier verspricht Siemens Gamesa, dass es nicht mehr als 105 dB werden bei der neuen Anlage.
Wartung ohne Kran
Vorgesehen ist auch, dass man Weg kommt von einer Produktspezifikation, hin zu flexiblen Leistungsabgabe. "Wenn es der Standort hergibt, kann die Nennleistung erhöht werden", erklärte Yosul. "Wichtig ist es uns auch, dass wir als Hersteller den Kunden mit vollständigem BImSchG-Paket unterstützen." Neu ist auch, dass der Trafo unten an der Gondel hängt. Und Intelligenz in der Logistik macht es möglich, dass die Wartung ohne Kran auskommt, auch beim Großkomponententausch. Was den Zeitplan anbelangt ist vorgesehen, dass der Prototyp im Q4 2020 aufgestellt wird.
Enercon: Wasserstoff und E-Mobilität
Heiko Rüppel von der Enercon Consulting Services GmbH sprach auf dem Branchentag über Produkte und Dienstleistungen von Enercon für die Energiewirtschaft
Die Sektorenkopplung wird bei der Energiewende immer wichtiger. Er erklärte die Möglichkeiten aus dem Hause Enercon, Windstrom in den Sektoren Mobilität und Power to Gas zu transferieren. Rüppel meinte, die Windbranche müsse für mehr Akzeptanz den Menschen zeigen, was der Nutzen ist. "Wir haben Produkte für die E-Mobilität, aber da brauchen wir neue Rahmenbedingungen." Zum Thema Speicher sagte er, wenn Erneuerbare in Richtung 50 Prozent gehen, sei der Bedarf da. dass PV und Wind für die Wasserstoffproduktion genutzt werden. Aber auch hier hinkt die Gesetzgebung hinterher. "In Berlin wird intensiv an Möglichkeiten gearbeitet", so Rüppel.
Altanlagen-Standorte kaum repoweringfähig
"Wenn die EEG-Förderung wegfällt, fallen 2021 bis 2025 rund 4.500 Enercon-Anlagen aus dem EEG", so Rüppel. Die Erlössicherheit falle weg. Ein Großteil der Anlagen sei auch nicht repoweringfähig. "Wenn wir Glück haben, wird 1/3 repowert. Was das politisch heißt, ist nochmal eine andere Sache." Das bedeutet nämlich, dass die installierte Leistung bei schrumpfenden Ausbauzahlen auch noch durch Abbau von Altanlagen ein Minus erfahren. "Wie kann man das Thema Repowering nochmal diskutieren?", fragt Rüppel. Dazu gibt es Bemühungen in Schleswig-Holstein, die dahin gehen, dass alte Standorte auch außerhalb des Vorranggebietes repowert werden.
Wasserstoff ist ebenfalls ein Thema für Enercon. Rüppel stellt klar: "Enercon wird keine Elektrolyseure anbieten, aber Dienstleistungen." Die Firmentochter für Direktvermarktung, Quadra, werde sich mit Partnern um das Thema Wasserstoff kümmern, um zusätzliche Wertschöpfung zu generieren. Entscheidend sei es, die richtige Kilowattstunde zur richtigen Zeit anzubieten. Hier könnte ein Hybridkraftwerk mit Solar helfen.
E-Charger 600 Showcase in Nordhausen
Zusammen mit Stadtwerken, Hochschule, dem Windradbetreiber Energiequelle, Intrasol und der Energiegenossenschaft Helmetal zeigt Enercon bald seine Ladesäuleninfrastruktur E-Charger 600 in einem Showcase in Nordhausen. "Wir können hohe Leistungen aus dem Netz holen und mit Pufferspeicher einspeisen", erklärt Rüppel. An Autobahnen sei das interessant. An jeder Ladesäule können 350 kW geladen werden - also superschnell. In Nordhausen werden zudem auch zwei E-Busse aufgeladen.
Enercon hat zudem auch Großspeicher im Programm. Das Zwei-Container-Modell wird mit unterschiedlichen Batterieherstellern zusammen angeboten, um Primärregelleistung anzubieten.
Um Wasserstoff geht es bei Enercon in Brunsbüttel an der Elbe: Dort erzeugen fünf Enercon-Anlagen 15,1 MW. Die dazu gehörige Wasserstofftankstelle geht diesen Monat in Betrieb. Zu dem Projekt gehört auch ein virtuelles Kraftwerk. Greenpeace nimmt den Strom dann ab, wenn eine Abschaltung wegen Netzüberlastung ansteht, und vermarktet diesen. Es gebe auch Gespräch mit Tui, verrät Rüppel, um im Flugverkehr Lösungen zu finden mit Antriebe auf Wasserstoffbasis.