Nicole Weinhold
Wasserstoff ist sozusagen in aller Munde, wenn es um die Mobilitätswende geht. Auch die Schifffahrt ist an dem Thema interessiert. Die RWTH Aachen hat in dem Projekt MariGreen eine Machbarkeitsstudie über den Einsatz von Wasserstoff in der Binnenschifffahrt erarbeitet. Die Studie, die sich mit ökologischen, ökonomischen, infrastrukturellen und technischen Gesichtspunkten beschäftigt hat, kam zu dem Schluss, dass der Einsatz von Wasserstoff in der (Binnen-)Schifffahrt derzeit nicht wirtschaftlich ist. Die Kosten für die regenerative Wasserstoffproduktion müssten zunächst deutlich sinken. Diese Einschätzung fußt auf den Analysen im Hinblick auf den Einsatz von Wasserstoff in Kombination mit einer Brennstoffzelle oder mit einem Verbrennungsmotor, die für vier exemplarische Binnenschiffe (Frachtschiff, Schubverband, Rheinfähre und ein Kabinen-/Passagierschiff) durchgeführt wurden.
Gleichwohl fahren bereits Wasserstoffschiffe durchs Meer. Der Katamaran Energy Observer hat während seiner Odyssee um die Welt kürzlich in Antwerpen angelegt. Der belgische Hafen ist die 34. Station des Wasserstoffschiffs. Die Besatzung unter der Leitung von Victorien Erussard (Gründer und Kapitän) und Jérôme Delafosse (Expeditionsleiter) wurde vom Hafen Antwerpen und der Compagnie Maritime Belge (CMB) im Port House begrüßt.
Wind, Solar, Wasserstoffproduktion an Bord
Die Energy Observer ist ein 30,5 m langer und 12,8 m breiter Katamaran. Angetrieben wird das Schiff von zwei Elektromotoren. Solarpaneele, zwei Windräder mit vertikaler Achse sowie eine Brennstoffzelle liefern den Strom für die Motoren sowie alle anderen Bordsysteme. Hinzu kommt ein Lenkdrachen, der bei Wind aufsteigt. Beim Segeln dienen die beiden Elektromotoren als Generatoren, die elektrischen Strom erzeugen, der in Akkus gespeichert wird. Der Wasserstoff für die Brennstoffzelle wird an Bord gewonnen: Meerwasser wird entsalzt und Ionen entzogen. Dann werden Wasserstoff und Sauerstoff durch Elektrolyse getrennt. Der Wasserstoff wird verdichtet und in Tanks gespeichert.
Kraftstoffe der Zukunft
„Wasserstoff ist der gemeinsame Nenner, der Energy Observer, CMB und Port of Antwerp verbindet. Einer der Kraftstoffe der Zukunft, der es uns ermöglicht, Energie zu speichern und zu transportieren. Wir unterstützen die innovativen Initiativen zum Thema Wasserstoff voll und ganz – erst im November haben wir das Schiff Hydroville mit unserem Sustainability Award ausgezeichnet – und hoffen, in den kommenden Monaten die erste Wasserstoffstation weltweit in unserem Hafen betreiben zu können", sagt Jacques Vandermeiren, CEO der Antwerp Port Authority. „CMB teilt den gleichen Ozean und die gleiche Vision wie das Energy-Observer-Team. Wir sind ebenfalls von der Leistungsfähigkeit von Wasserstoff als Schlüssel zu einer nachhaltigen Schifffahrt und damit zum Energiewandel überzeugt", sagt Alexander Saverys, CEO von CMB.
Kapitän Victorien Erussard sagt: „Das Energy-Observer-Team engagiert sich für ein außergewöhnliches Projekt. Sowohl technologisch als auch menschlich, was es ermöglicht, von der Beobachtung zur Handlung überzugehen. Während unserer Odyssee wollen wir Menschen begegnen, die für den Planeten innovativ sind und zeigen, dass Ökonomie und Ökologie Hand in Hand gehen, um Lösungen für morgen zu entwickeln. Die Odyssee für die Zukunft in Nordeuropa ist auch eine Gelegenheit, Initiativen zu entdecken, die uns inspirieren, wie wir die Herausforderungen des Klimawandels angehen können".
Initiativen für eine nachhaltige Entwicklung
Das Energy-Observer-Team sucht auch nach innovativen Lösungen und Initiativen für eine nachhaltige Entwicklung. Energy Observer berichtet darüber online auf der Web-Serie "Solutions": Eine Plattform für Pioniere auf der ganzen Welt, die die 17 Ziele der nachhaltigen Entwicklung (Sustainable Development Goals, SDG) umsetzen. "Wasserstoff ist ein ausgezeichneter Energieträger. In Kombination mit Erneuerbaren Energien ist das Potenzial immens. Es eröffnet eine unglaubliche Anzahl von Möglichkeiten für den Energiewandel. Wasserstoff ist unerschöpflich und hat eine außergewöhnliche Energiedichte. Es setzt bis zu viermal mehr Energie frei als Kohle, dreimal mehr als Diesel und 2,5 mal mehr als Erdgas. Bei der Verbrennung werden keine Treibhausgase oder Feinstaub freigesetzt", sagt Jérôme Delafosse, Expeditionsleiter Energy Observer.