Nicole Weinhold
Das Reiner Lemoine Institut (RLI) hat sich in den zehn Jahres seines Bestehens auf 70 Mitarbeiter entwickelt und jede Menge Expertise zu Energiesystemanalyse und -modellierung, sauberer Mobilität und Elektrifizierungsstrategien im globalen Süden entwickelt. Das Institut zählt zu den Vorreitern im Bereich Open Science.
„Wir forschen seit zehn Jahren für die Energie- und Verkehrswende in Deutschland und international“, fasst Kathrin Goldammer, Geschäftsführerin des Reiner Lemoine Instituts, die wichtigsten Forschungsbereiche zusammen. Seitdem hätten sich die am Institut entwickelten Open-Source-Modelle fest in der Energiesystemmodellierung etabliert. Unsere Mobilitäts- und Elektrifizierungskonzepte werden von Unternehmen und der öffentlichen Hand weltweit umgesetzt.“
Die Reiner Lemoine Stiftung (RLS) hat das Institut vor zehn Jahren gegründet. Reiner Lemoine war Pionier im Bereich der erneuerbaren Energien und Gründer des Ingenieurkollektivs Wuseltronik sowie der Unternehmen Solon und Q-Cells. Ziel war immer "die Förderung von Wissenschaft und Forschung im Bereich regenerativer Energien zum Wohle der Allgemeinheit“, wie es zur Gründung festgehalten wurde.
„Wir freuen uns besonders, dass wir auch über die inhaltliche Arbeit hinaus ein positives Arbeitsumfeld am Reiner Lemoine Institut schaffen konnten.“, fügt Kathrin Goldammer hinzu. „Bei uns arbeiten Männer und Frauen gleichberechtigt zusammen auf allen Hierarchieebenen und viele Entscheidungen werden gemeinschaftlich getroffen. Das ist in der Energieforschung einzigartig. Wir arbeiten für die Energiewende mit wissenschaftlichen Methoden und ergebnisoffen – aber auch aus persönlicher Überzeugung.“
Forschung an Energiesystemen, Mobilität mit Erneuerbaren und Off-Grid Elektrifizierung
Der Forschungsbereich Transformation von Energiesystemen erstellt, untersucht und optimiert Zukunftsszenarien für eine nachhaltige Energieversorgung. Dafür werden größtenteils selbstentwickelte Open-Source-Tools genutzt. Zu diesen gehören auch Dialog- und Visualisierungswerkzeuge für die Energiewende. Diese können dabei helfen komplexe Diskussionen zu Planung und Infrastruktur mit unterschiedlichen Beteiligten zu versachlichen, „was wäre wenn“-Szenarien vor Ort live zu berechnen sowie Zusammenhänge und Auswirkungen von Entscheidungen verständlich aufzubereiten und zu visualisieren.
Der Forschungsbereich Mobilität mit Erneuerbaren Energien forscht an der Schnittstelle von nachhaltigen Antriebssystemen und regenerativer Stromerzeugung. Aktuelle Projekte umfassen beispielsweise die wissenschaftlichen Begleitung der Wasserstoffregionen in Deutschland im Projekt Hystarter und einen großen Praxisversuch mit 63 Streetscootern an einem Verteilzentrum der Deutsche Post DHL nahe Berlin, wo erstmalig die Steuerung von Ladevorgängen aus Sicht des Netzbetreibers erprobt wird. Ziel hierbei ist es, Verfahren für eine intelligente Netzintegration des elektrifizierten Verkehrssektors zu entwickeln.
Der Forschungsbereich Off-Grid Systems entwickelt auf erneuerbaren Energien basierende Elektrifizierungsstrategien für Entwicklungsregionen und optimiert hybride Mini-Grids mit Hilfe von Simulationsmodellen und Geoinformationssoftware. Nachzulesen sind aktuelle Erkenntnisse zu den Vorteilen von Off-Grid Systemen für Klimaschutz und Stromversorgung in der im Januar publizierten Forschungsarbeit „Off-Grid Renewable Energy for Climate Action“.
Gründungsgeschäftsführer des Instituts waren Jochen Twele und Peter Kayser
„Das Institut wurde 2010 von der Reiner Lemoine Stiftung gegründet, um die Prozesse zur langfristigen Umstellung der Energieversorgung auf 100 Prozent Erneuerbare Energien wissenschaftlich zu unterstützen“, so Annegret Jatzkewitz, Vorstandsvorsitzende der Reiner Lemoine Stiftung. Das Reiner Lemoine Institut wurde im Februar 2010 von der Reiner Lemoine Stiftung als 100-prozentige Tochter gegründet und nahm im April 2010 seine Arbeit auf. Gründungsgeschäftsführer des Instituts waren mit Jochen Twele und Peter Kayser zwei Professoren der Hochschule für Technik und Wirtschaft Berlin (HTW Berlin). Das Institut finanziert sich zu rund zehn Prozent aus Mitteln der Reiner Lemoine Stiftung und zu rund 90 Prozent aus selbst eingeworbenen Mitteln. Diese bestehen hauptsächlich aus öffentlichen Fördergeldern auf Landes-, Bundes-, und Europaebene sowie aus Forschungsaufträgen und Beratungsleistungen für die öffentliche Hand, Nicht-Regierungs-Organisationen und den Privatsektor.