Um die Zahl privater PKW in den Städten zu verringern, will die Bundesregierung nun in fünf Städten den kostenlosen Öffentlichen Personen Nahverkehr (ÖPNV) testen. So will die Politik die Grenzwerte für Stickoxid einhalten und eine Klage der EU-Kommission abwehren. Darüber hinaus fragt sich, ob wir mit kostenlosem öffentlichen Nahverkehr auch etwas für die Verkehrswende tun können. Einiges spricht dafür. Wer mit Bus oder städtischer Bahn unterwegs ist, „verbraucht“ lauf Verband Deutscher Verkehrsunternehmer nur 3,3 Liter Benzin beziehungsweise Dieseläquivalent pro 100 Kilometer und spart damit 46 Prozent Energie im Vergleich zum Auto. Eine Fahrt mit der Eisenbahn spart sogar über 60 Prozent der Energie. Der Verkehrsclub Deutschland hat auf Kurzstrecke und auf Langstrecke nicht nur die CO2-Werte, sondern auch Kosten und Zeit untersucht. Das Ergebnis finden Sie in den beiden nachfolgenden Tabellen:
Der PKW ist im Nahverkehr die schlechteste Alternative. Das wird deutlich. Auch im Fernverkehr schneidet der öffentliche Verkehr, Bahn, Bus, besser ab. Es gibt allerdings einige Aspekte, die zu bedenken sind. So gibt es etwas das Phänomen, dass nicht nur Autofahrer auf die Öffis umsteigen, sondern auch viele Fußgänger und Radfahrer. Überhaupt würden auch diejenigen mehr fahren, die schön Öffentliche nutzen. Da aber in vielen Städten die öffentlichen Verkehrmittel (ÖPNV) schon jetzt an ihre Grenzen stoßen, müssten diese verstärkt werden. Das ließe sich zum Beispiel mit einer Erhöhung der Taktzahl angehen. Würden aber zusätzliche Ausbaumaßnahmen anfallen, würde sich noch mehr die Frage der Finanzierungbarkeit stellen, die ohnehin im Raum steht.
Auch der VDE meldet bedenken. „Für uns ist das nicht weit genug gedacht“, kommentiert Ansgar Hinz, CEO des Technologieverbandes VDE. Er empfiehlt, den Verkehr und die Mobilität generell neu zu überdenken und plädiert für eine Smart Mobility, die Verkehrsträger systemisch vernetzt, Verkehrsmittel kombiniert und Verkehrslenkungssysteme für eine effiziente, bedarfsgerechte Mobilität addiert. „Fahrverbote und kostenloser ÖPNV sind zu kurz gedacht. Wir dürfen nicht vergessen, dass 60 Prozent aller Arbeitnehmer zur Arbeit pendeln. Hohe Mieten in den Ballungsräumen zwingen gerade Familien ins mitunter schlecht angebundene Umland. Pendler aus dem ländlichen Raum brauchen eine intelligente, bedarfsgerechte Anbindung an den städtischen Nahverkehr mit verschiedenen Transportangeboten“, mahnt Hinz. Wenn ein Pendler zur Arbeit mit dem Auto 30 Minuten benötigt und mit dem ÖPNV 90, läuft für den VDE-Chef einiges falsch. Es bedarf der richtigen Mobilität, am richtigen Ort, zur richtigen Zeit. Kurzum: „Mobility as a Service“.
Um nachhaltige Lösungen für Mobilitätskonzepte zu entwickeln, arbeitet der VDE mit Partnerverbänden an der Plattform Smart Mobility. Ihr Ziel ist es, innovative, ressourcen- und umweltschonende Mobilitätskonzepte für Städte aber auch für ländliche Regionen mit einer verbesserten Anbindung an Ballungszentren zu schaffen. „Zudem zwingen uns die beiden Megatrends Dekarbonisierung und Digitalisierung dazu, neue Mobilitätskonzepte für den Verkehr zu entwickeln. Mit der Energiewende wird es auch eine Verkehrswende geben. Die Mobilität der Zukunft muss sich sowohl in Energie- als auch in Kommunikationsinfrastrukturen einbinden lassen“, fasst Hinz zusammen.
(Nicole Weinhold)