Ein Konsortium aus verschiedenen Partnern baut in Passau-Sperrwies auf dem Gelände der Paul Group, einem Hersteller von Sondernutzfahrzeugen und Entwickler von Wasserstoff-Lkw, eine große Tankstelle, in der in Zukunft grüner Wasserstoff zu haben ist. Die Anlage wird der Tankstelleninfrastrukturbetreiber Maier Korduletsch bauen. Neben der Paul Group und Maier Korduletsch ist auch Shell Deutschland an dem Projekt beteiligt.
Zwei Zapfpunkte mit 350 bar
Die Anlage ist extrem leistungsfähig. „Mit den zwei Säulen können bis zu 10 Wasserstoff-Lkw pro Stunde betankt werden. Diese Stärke ist bisher einmalig in Europa. Wir schaffen hier die modernste und leistungsfähigste Tankmöglichkeit für Wasserstoff in der Großregion Südbayern“, sagt Lorenz Maier, Geschäftsführer von Maier Korduletsch. Dazu wird es zwei Zapfpunkte geben, die den Treibstoff mit 350 bar in die Tanks der Lkw pumpen. Dafür werden extrem leistungsfähige Verdichter sowie ein großer Wasserstoffspeicher installiert. So wird es möglich sein, das zwei Mal fünf Lkw innerhalb von zehn Minuten jeweils 25 bis 40 Kilogramm Wasserstoff tanken können. Das hängt ab vom Fahrzeugmodell. Dies reicht für eine Strecke zwischen 300 und 600 Kilometer – je nach Nutzlast, die der Lkw tragen muss.
Hohe Tankleistung sichergestellt
Der Wasserstoff selbst wird mit Tanklastzügen angeliefert, die pro Fuhre immerhin 1.000 Kilogramm zur Tankstelle bringen. Über einen Hoch- und Mitteldruckspeicher sowie eine Kühlung bei der Betankung kann die hohe Leistung der Betankung dauerhaft sichergestellt werden. Die Betankungsanlage wird zudem in unmittelbarer Nähe der Autobahnabfahrt Passau-Mitte errichtet. Damit ist sie gut positioniert für einen Tankstopp der Lkw auf dem Weg von und nach Österreich. Neben Wasserstoff können hier aber auch noch alte Verbrenner tanken.
Zehn Schnellladepunkte geplant
Es wird aber auch Ladesäulen für Elektroautos geben. Dazu wird ein Schnellladepark mit zehn Schnellladepunkten an die Tankstelle angeschlossen, wo zeitgleich Autos mit einer Leistung von jeweils 150 Kilowatt Strom ziehen können.
Sektorengekoppeltes Energiekonzept wird integriert
Um dies alles umzusetzen, integrieren die Projektpartner ein intelligentes Energiemanagement in die neue Tankstelle. Ein vollintegriertes, sektorengekoppeltes Energiekonzept bildet dabei das Herzstück. So wird ein eigener Stromspeicher Lastspitzen beim Laden der Elektroautos kappen. Zudem kann mit dem Energiemanagement inklusive Speicher der Verbrauch und die effektive Nutzung von regenerativen Energien vor Ort flexibilisiert und kombiniert werden.
Photovoltaik auf allen Dächern
Dazu errichten die Projektpartner auf allen Dachflächen der Anlage, auf denen es möglich ist, Photovoltaikgeneratoren. Diese werden insgesamt ein Megawatt Leistung erreichen. „Mit dem smarten Energiemanagementkonzept des Hubs wird hier ein wirklich nachhaltiges, CO2-neutrales Betreibermodell möglich, das eine Vorreiterrolle in Bayern und Deutschland einnehmen kann“, ist sich Lorenz Maier sicher. „Für alle Unternehmer, die Wasserstofffahrzeuge in ihren Fuhrpark integrieren wollen, bieten wir ein attraktives ‚pay per use‘-Modell, kümmern uns um die aufwendigen Förderanträge und stellen die Fahrzeuge wie den PH2P-Truck der Paul Group den Logistikern schlüsselfertig bereit, inklusive Wasserstoffbetankung, Versicherung und Übernahme des Restwertrisikos“, ergänzt Constanze Weinkum, bei Shell für die Entwicklung der Wasserstoffmobilität verantwortlich. „Zudem sind Aftersaleservices und Schulungen im Paket enthalten. Damit unterstützen wir die Anwendung der Technologie in der Praxis.“
Wasserstoffmobilität beschleunigen
Die Paul Group, Maier Korduletsch und Shell haben zur Entwicklung der Wasserstoffmobilität gemeinsam das Next Mobility Konsortium gebildet. Dieses realisiert ein ganzheitliches Konzept für mittelschwere, mit Wasserstoffbrennstoffzellen angetriebene Lkw. Das Konzept reicht von der Herstellung der Wasserstoff-Lkw über die Produktion des dafür notwendigen grünen Wasserstoffs bis hin zu Logistik und der Schaffung von Betankungsmöglichkeiten. Es solle eine regionale, skalierbare Wertschöpfungskette geschaffen werden, betonen die Partner des Konsortiums. Ein zentraler Bestandteil ist dabei der Brennstoffzellen-Lkw PH2P, den die Paul Group entwickelt hat und der komplett mit Wasserstoff fährt. (su)
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