Die Debatte um die Belastung der Innenstädte durch den Straßenverkehr wird seit vielen Monaten heftig geführt. Ein Teil des Problems ist dabei nicht nur der Individualverkehr mit fossil angetriebenen Boliden, die möglichst groß und schwer sein sollen, sondern vor allem auch der Lieferverkehr. Denn es fahren nicht nur immer mehr Transporter von Versandhändlern und Paketdiensten durch die Städte, sondern sie tun das meist auch mit schmutzigen Dieselmotoren. Immer mehr geraten deshalb vor allem Onlinehändler in die Kritik, überproportional zum Klimawandel beizutragen.
23 Elektrotransporter angeschafft
Um zumindest dieses Problem anzugehen, liefert Zalando in München in Zukunft mit Elektroautos. Der Onlinehändler hat die Dieseltransporter aus seinem Sortier- und Auslieferungslager in der bayerischen Landeshauptstadt geworfen und sie komplett durch 23 Elektrotransporter ersetzt, die komplett mit Ökostrom geladen werden. „Wir arbeiten stets daran, nachhaltige Logistikansätze auszubauen“, begründet Christian Scheffler, Director of Zalando Premium Logistics, die Entscheidung, auf die Elektromobilität zu setzen.
Sicherlich spielen hier die Kosten auch eine gewichtige Rolle. Denn gerade bei vielen Kurzstreckenkilometern rechnen sich die Elektroautos aufgrund der niedrigen Betriebskosten gegenüber dem Diesel, trotz der Tatsache, dass der hoch subventioniert ist. „Die Logistikbranche ist geradezu prädestiniert für den Einsatz von Elektroautos und intelligenten Ladesystemen“, betont Daniel Heydenreich, Geschäftsführer von The Mobility House. Der Münchner Anbieter von gewerblichen Ladelösungen hat Ausstattung des Zaladolagers mit Ladestationen übernommen.
Netzanschluss begrenzt
Ein solcher Umstieg auf die Elektroautos ist nicht so simpel, wie es klingt. Denn eine solche Fahrzeugflotte will auch geladen werden und das auch noch so, dass jederzeit genügend einsatzbereite Elektroautos zur Verfügung stehen. Dazu kommt noch, dass die Netzanschlussleistung am Sortierstandort von Zalando in München begrenzt ist. Die reicht nicht aus, um alle vorhandenen Elektrotransporter gleichzeitig an den zehn neu installierten Ladestationen zu betanken.
Ladesteuerung nach Einsatzplänen
Deshalb muss ein intelligentes Ladesystem her. „Da die Routen und Standzeiten der Fahrzeuge solcher Logistikunternehmen planbar sind, lassen sich auch die Ladevorgänge gezielt steuern“, beschreibt Daniel Heydenreich den Lösungsansatz. Das installierte Ladesystem steuert die Stromzufuhr in Abhängigkeit von den Einsatzplänen der Fahrzeuge und berücksichtigt dabei auch die verfügbare Netzanschlussleistung. Da nicht alle Fahrzeuge gleichzeitig starten, werden sie zeitlich versetzt und mit reduzierter Leistung geladen – automatisiert und über Nacht. Über ein Webportal kann der Verantwortliche für die Fahrzeugflotte jederzeit den Ladezustand und den Ladevorgang jedes einzelnen Fahrzeugs in Echtzeit abrufen und kontrollieren.
Jederzeit stehen ausreichend Fahrzeuge bereit
Damit ist sichergestellt, dass dem Onlinehändler jederzeit genügend Fahrzeuge mit ausreichender Reichweite zur Verfügung. Gleichzeitig vermeidet diese Lösung teure Lastspitzen. Auf diese Weise lassen sich je nach Flottengröße nach Angaben von The Mobility House die Ladekosten um 30 bis 70 Prozent reduzieren. Denn die Kosten für Netzanschlussleistung sind hoch. Wenn nur ein- oder zweimal täglich Lastspitzen auftreten, wird das sehr teuer. Zudem hätte im Zalandolager in München erst einmal ein neuer Stromanschluss mit mehr Leistung gelegt werden müssen, was den Umstieg auf die Elektromobilität dort komplett unwirtschaftlich gemacht hätte. Das wurde mit einem solchen gesteuerten Ladesystem vermieden werden. Es vermeidet zudem die zusätzliche Belastung des Stromnetzes durch den Umstieg auf die Elektromobilität.