Am Autobahnkreuz Hilden ist die nach Angaben des Betreibers bisher größte Ladestation Europas in Betrieb gegangen. Denn der erste Bauabschnitt des Ladeparks Seed & Greet wurde fertiggestellt. In Zukunft können hier 44 Elektroautos gleichzeitig vor Ort produzierten Ökostrom tanken. Denn die Anlage besteht nicht nur aus Ladesäulen mit verschiedenen Ladeleistungen. Vielmehr sind auch die gesamten Carports, mit denen die Ladeplätze überdacht sind, mit Solarmodulen eingedeckt. Diese erreichen derzeit eine Gesamtleistung von 336 Kilowatt. Zusätzlich liefern noch zwei kleine Windräder Strom für die Elektroautos.
Schnell laden möglich
Nur wenn die Strommenge aus den beiden Kraftwerken nicht ausreicht, laden die Elektromobilisten mit Ökostrom aus dem Netz. Die üppige Ladeleistung, die vor Ort angefordert werden kann, liefern wiederum zwei große Speichercontainer von Tesvolt. Denn immerhin können die Elektroautofahrer an 28 Schellladeplätzen von Fastnet und Tesla ihre Akkus mit einer Leistung von bis zu 250 Kilowatt innerhalb weniger Minuten wieder füllen. Darunter befinden sich auch zwölf der neusten Generation der Supercharger von Tesla. Da bleibt nicht viel Zeit, um das 150 Quadratmeter große Café und Bistro mit Biobackstube zu besuchen.
16 normale Ladesäulen aufgebaut
Mehr Zeit können sich die Fahrer lassen, die an den vier Ladeplätze tanken, die den Strom mit einer Leistung von 22 Kilowatt in die Akkus der Autos schieben. Für die Mitarbeiter und Mieter des Gebäudekomplexes, der gerade zusätzlich zum Ladepark entsteht, stellt der Betreiber des Ladeparks zudem noch zwölf Ladeplätze mit einer Leistung von sieben Kilowatt zur Verfügung. Schließlich können sie über den gesamten Tag hinweg ihre Autos an der Ladesäule langsam auftanken.
Komplett mit Ökostrom laden
Der Strom kommt nicht direkt aus den Erzeugungsanlagen, sondern aus den Speichercontainern. Sie lagern einerseits den Strom aus den Solar- und Windkraftanlagen zwischen, um die Lastspitzen zu kappen, die durch das Laden der Fahrzeuge entstehen. Sie speichern aber auch grünen Strom aus dem Netz, wenn er besonders günstig ist und entlasten das Stromnetz, wenn mehr Strom im Netz ist als abgenommen wird. Auf diese Weise amortisieren sich die Speicher innerhalb weniger Jahre, wie Gregor Hinz, Energieberater und technischer Generalplaner des Projektes, betont.
Technischen Anforderungen erfüllt
Die Wahl fiel auf die Tesvolt-Speicher, weil sie jederzeit und schnell be- und entladen werden könne und die notwendigen technischen Anforderungen erfülle, erklärt Hinz. „Das ist für einen Ladepark technisch besonders wichtig“, sagt er. „In Kombination mit unserem Stundeneinkauf von Energie am deutschen Spotmarkt ist das die perfekte Symbiose für ein optimales Management der eigenerzeugten Energie.“
Ausgeklügeltes Energiekonzept
Für das optimale Be- und Entladen der Zellen sorgt dabei eine intelligente Batteriesteuerung. „Seed & Greet ist nicht nur der derzeit größte, sondern auch der innovativste Ladepark“, betont Simon Schandert, technischer Geschäftsführer von Tesvolt. „Ein ausgeklügeltes Energiekonzept mit Wärmerückgewinnung, Regenwasser- und Brauchwasser-Zweitnutzung, die Biobackstube und die Holzrahmenbauweise des Parks, das geplante Vertical Farming – das alles macht Seed & Greet zu einem Leuchtturmprojekt.“
Anlage wird erweitert
Der weitere Ausbau des Ladeparks ist schon geplant. In den nächsten Monaten bis Ende dieses Jahres werden weitere solare Carports errichtet, unter denen weitere Ladesäulen Platz finden. Am Ende umfasst die gesamte Anlage auf 12.000 Quadratmetern Fläche eine Photovoltaikleistung von mehr als 700 Kilowatt die die insgesamt 114 Ladeplätze mit Strom versorgen. Bis Ende 2022 soll auch der fünfstöckige Bürogebäudekomplex fertig sein, der neben dem Seed & Greet Café entsteht. Er wird verschiedenen Büromietern Platz bieten wird. Zwischen den beiden Gebäuderiegeln wird sich dann das vertikale Gewächshaus befinden. Auf 1.000 Quadratmetern über vier Stockwerke verteilt werden dann Salat, Erdbeeren und Blaubeeren gezüchtet.
Politik behindert Innovationen
Diese werden direkt in der Biobackstube der Bäckerei Schüren verarbeitet. Biobäckermeister Roland Schüren hat das gesamte Projekt initiiert und ist Betreiber des Ladeparks. Er macht sich derzeit weniger Sorgen darum, dass das Projekt nicht wirtschaftlich ist, sondern dass die Politik behindert. „Mehrere Leute haben mich angesprochen, sie würden gern ein ähnliches Projekt ins Leben rufen“, sagt Roland Schüren. „Sollte die EEG-Novelle die Eigenstromnutzung weiter begrenzen, würden Nachahmer aber buchstäblich ausgebremst“, kritisiert er die aktuellen Regelungen und politischen Debatten. „Deutschland und Europa brauchen nicht nur mehr Elektromobilität, sondern vor allem mehr Elektromobilität mit Strom aus erneuerbaren Energien“, bringt er es auf den Punkt.