Der Softwareanbieter Ampeers Energy und das Management von nachhaltigen Immobilien Green Rock wollen gemeinsam im Südosten von Oberbayern ein Gewerbequartier der Zukunft schaffen. Dafür entwickelt Ampeers Energy eine Software, die von der Simulation der Energieflüsse bis hin zu möglichen Nutzungsszenarien der lokal produzierten Stromüberschüsse alle Möglichkeiten aufzeigt, die in einem solchen Quartier möglich sind. Das Ziel: Das Gewerbegebiet möglichst zu einem großen Teil mit vor Ort produziertem Ökostrom zu versorgen und gleichzeitig die Erträge aus den installierten Solaranlagen zu einem hohen Anteil im Quartier zu nutzen – auch in Form von Wasserstoff.
Photovoltaikanlagen auf allen Dächern
Grundlage des geplanten Gewerbequartiers sind Gebäude, die nach Effizienzhausstandard 40 EE gebaut werden. Diese bekommen alle großflächige Photovoltaikanlagen auf ihren Dächern. Dazu kommt eine intelligente Nutzung und Kombination von Energiequellen und Energiesenken. Dies gilt sowohl für Storm als auch für Wärme, Kälte und am Ende auch für die Produktion von grünem Wasserstoff.
Dezentrales Szenario hat sich durchgesetzt
Für die Umsetzung des geplanten Quartiers hat Ampeers Energy zunächst gemeinsam mit Green H2, einer Tochterfirma von Green Rock ein bedarfsgerechtes Energiekonzept entwickelt. Dies war im Juni 2022 fertig. Darin enthalten ist eine komplett strombasierte Wärmeversorgung. Hierfür standen drei Szenarien zur Wahl. Letztlich hat sich ein dezentrales Wärmekonzept mit Luftwärmepumpen gegen die beiden Konzepte mit Nahwärmenetzen und Geothermie durchgesetzt. Der Grund: Niedrigere Investitionskosten und kürzere Amortisationszeiten besserer Rendite. Jedes Gebäude verfügt über eine eigene Luftwärmepumpe und ist wärmeseitig nicht mit den anderen Gebäuden verbunden. Aufgrund des geringeren Wärmebedarfs und des niedrigen Temperaturniveaus der Neubauten passen sie auch perfekt ins Gesamtkonzept einer nachhaltigen Energieversorgung.
Liegenschaften besser vermarkten
Das dezentrale Szenario hat zudem den Vorteil, dass sich die einzelnen Liegenschaften besser zeitlich versetzt vermarkten lassen. „Um die Herausforderungen der Energiewende zu meistern, sind dezentrale Lösungen gegenüber zentralen Lösungen ein Ansatz, um dem großen Ziel schnell einen Schritt näher zu kommen“, begründet Gabriele Schmiedel, Geschäftsführerin von Green H2, die Entscheidung.
Mieterstrom für mehr Eigenverbrauch
Die Analyse der Simulationen zeigen, dass das Gewerbequartier in den Sommermonaten Strom im Überfluss haben wird. Denn die Solaranlagen erzeugen jedes Jahr mehr als sieben Gigawattstunden Strom. Der Eigenverbrauchsanteil liegt voraussichtlich im einstelligen Bereich. Dieser Anteil lässt sich aber durch Mieterstrommodelle versechsfachen, wenn alle Mieter im Gewerbegebiet mitmachen, wie das Team von Ampeers Energy ausgerechnet hat. Die Mieter wiederum profitieren vom günstigen Preis des lokal erzeugten grünen Stroms – insbesondere, wenn die Strompreise in Zukunft weiter steigen.
Wasserstoff in den Blick genommen
Doch bleibt dann immer noch die Hälfte des erzeugten Stroms übrig, der nicht sofort und direkt vor Ort verbraucht werden kann. Um den Eigenverbrauch weiter zu steigern, haben die Projektpartner die Produktion von Wasserstoff näher in den Blick genommen. Für Wasserstoff gibt es im Gewerbequartier mehrere Nutzungsmöglichkeiten. Zum einen eine stationäre Brennstoffzelle zur Rückverstromung im Winter und Nutzung der Abwärme, zum anderen die direkte Nutzung zur Wärmegewinnung über Wasserstoff-Dunkelstrahler oder für Mobilitätsanwendungen.
Elektrolyseur simuliert
Die Simulation eines Elektrolyseurs im Gewerbegebiet durch Ampeers Energy hat ergeben, dass der Eigenverbrauch der größten Solaranlagen im Quartier dann von 38 auf 47 Prozent steigen kann. Zusätzlich ist ein saisonaler Speicher nötig, da die Solarstromerzeugung übers Jahr hinweg schwankt. „Aktuell rechnet sich die Produktion von Wasserstoff noch nicht“, fasst Martin Gehbald, Experte für Energiewirtschaft und erneuerbare Energien bei Ampeers Energy, die Ergebnisse der Simulation zusammen. „Im Gesamtkonzept ist Wasserstoff daher eher als Ergänzung zu sehen, um Stromüberschüsse sinnvoll zu nutzen.“
Ampeers Energy wird das Projekt weiter begleiten. Auf der Basis neuer Planungsstände wird das Unternehmen die Simulationsanalysen weiter verfeinern. Zudem kann das Unternehmen bei der Umsetzung der Mieterstromansätze und bei der optimierten Betriebsführung beratend und operativ unterstützen. (su)