Die Solar- und Speicherbranche ist in guter Stimmung. Das zeigte die The smarter E Europe, die in der vergangenen Woche mit neuen Rekorden stattfand. Denn etwa 106.000 Besucher haben sich auf mehr als 2.400 Ständen über die neusten Produkte und Lösungen rund um die solare Energiewende informiert, wie Markus Elsässer, Geschäftsführer des Messeveranstalters Solar Promotion, nach Ablauf der Messe bilanzierte. Gerechnet wurde mit 85.000 Besuchern, was ebenfalls ein neuer Rekord gewesen wäre.
Neue Planer und Handwerker in München
Es zog viele Planer und Handwerker in die Messehallen nach München, auch solche, die sich jetzt neu in der Solarbranche aufstellen wollen. Denn die Nachfrage wird auch in den nächsten Monaten nicht abreißen und es werden jede Menge Hände und Köpfe gebraucht, um diese zu bedienen. So hat der Bundesverband Solarwirtschaft (BSW Solar) in einer Umfrage Ende Mai 2023 herausgefunden, dass sich 66 Prozent der Immobilieneigentümer:innen mit geeignetem Hausdach inzwischen die Anschaffung einer Solaranlage zur Stromerzeugung vorstellen können. Mehr als jeder sechste von ihnen plant sie bereits in den kommenden zwölf Monaten.
Gewerbetreibende liebäugeln mit Photovoltaik
Neu ist, dass auch bei Unternehmen und Solarparkinvestoren ist das Interesse an Photovoltaikanlagen spürbar gestiegen gestiegen ist. Denn aus der Umfrage ging auch hervor, dass mit 37 Prozent mehr als ein Drittel in den kommenden Jahren eine Solarstromanlage auf ihrem Firmendach planen.
Investoren zeigen Interesse
Auch die letzte staatliche Ausschreibung für Solarparks war wieder überzeichnet, was ein Hinweis auf ein großes Interesse von Investoren an solchen Anlagen ist, wenn die entsprechenden Rahmenbedingungen stimmen. „Vom großen Solarpark bis zum kleinen Balkonkraftwerk ist die Nachfrage sprunghaft gestiegen“, resümiert Carsten Körnig, Hauptgeschäftsführer des BSW Solar, die Umfrageergebnisse. „Solartechnik verbessert dabei nicht nur stetig die Klimabilanz des Strommixes. Preiswerte Solarenergie ist inzwischen auch zu einem wichtigen Treiber der Verkehrs- und Wärmewende geworden. Spätestens durch die jüngste Energiekrise hat sich herumgesprochen, welche großen ungenutzten Energiepotenziale die meisten Dächer bieten. Ein durchschnittliches Eigenheimdach reicht in der Regel aus, um den kompletten Strom-, Wärme- und Mobilitätsbedarf einer vierköpfigen Familie rechnerisch zu decken“, betont Körnig.
Markt in den letzten Jahren verdreifacht
Entsprechend rechnet der BSW Solar für 2023 mit einem im Vergleich zum schon erfolgreichen Jahr 2022 höheren Zubau. Der Branchenverband geht von einem starken zweistelligen Wachstum aus. So habe sich die Nachfrage nach Photovoltaikanlagen und Solarspeichern von Immobilieneigentümer:innen zwischen 2019 und 2022 mehr als verdreifacht, wie der Branchenverband auf Basis der Daten aus dem Marktstammdatenregisters der Bundesnetzagentur mitteilt.
129 Prozent Wachstum erwartet
Auch in diesem Jahr ist der Zubau schon gut voran gekommen. So wurden allein im Heimsegment in den ersten vier Monaten mehr als doppelt so viele Solarstromanlagen in Betrieb genommen wie im vergleichbaren Vorjahreszeitraum. Das Segment verzeichnete ein Wachstum von satten 129 Prozent. „Insgesamt legte die in Betrieb genommene Photovoltaikleistung in den ersten vier Monaten dieses Jahres um 51 Prozent zu“, erklären die Branchenvertreter.
Auf Basis dieser Daten rechnet der BSW Solar für das gesamte Jahr 2023 in Deutschland mit einem Zubau von neun bis elf Gigawatt. Zum Vergleich: Im Vorjahr lag die neu installierte Solarstromleistung noch bei 7,4 Gigawatt.
Speicher, Wallboxen und Wärmepumpen sind gefragt
Auch bei den Solarspeichern ist das Wachstum riesig, was auch die Besucherzahlen auf der EES Europe, einer der vier Teilmessen der Smarter E Europe, gezeigt hat. So erwartet der BSW Solar, dass bereits Ende Juni die Anzahl der im gesamten Jahr 2022 installierten Solarbatterien überschritten wird. Immerhin werden inzwischen etwa 78 Prozent aller neuen Solarstromanlagen auf Eigenheimen mit einem Stromspeicher kombiniert. Etwa 43 Prozent der Eigenheimbesitzer installieren auch gleich noch eine Wallbox mit. Die Wärmepumpe kommt in etwa 38 Prozent der Neuinstallationen gleich mit in den Keller. Dies hat eine im Mai durchgeführte Installateursbefragung ergeben. „Beinahe alle Zeichen stehen weiter auf Wachstum: Solarsysteme sind preiswert, die Zahl der Fachkräfte steigt, die Liefersituation hellt sich auf und Marktbarrieren werden zunehmend abgebaut“, zeigt sich Carsten Körnig zuversichtlich. Wachstumsrisiken sieht er nur für den Fall, dass diese jetzt positiven Entwicklungen ins Stocken geraten. Zu einem zweiten Risiko für den Markt könnten aber auch die gestiegenen Finanzierungskosten aufgrund hoher Zinsen werden. (su)