Für die Ausrüster der Photovoltaikindustrie war 2011 ein gutes Jahr: die Umsätze stiegen. Sowohl der neuste Bericht des amerikanischen Marktforschungsunternehmens Solabuzz als auch die vorläufige Bilanz des Verbands Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA) bestätigen weitere Umsatzsteigerungen. Dabei fallen diese aber regional unterschiedlich aus. So haben Hersteller von Maschinen, Anlagen und Komponenten für die Photovoltaikproduktion aus Ostasien den Sprung in den Markt geschafft. Einige inzwischen große Unternehmen in China konnten zwischen 2008 und 2011 jährliche Umsatzsteigerungen von 200 Prozent verbuchen. Auf eine erfolgreiche Aufstiegsgeschichte kann auch der regionale Marktführer Komatsu-NTC. Der japanische Drahtsägenhersteller ist mit einem Weltmarktanteil von vier Prozent der sechst größte Industrieausrüster für die Herstellung von Solarzellen und Modulen. Der amerikanische Konzern Applied Materials aus Santa Clara, Kalifornien konnte seine Position als Weltmarktführer behaupten. Solarbuzz geht davon aus, dass die Umsätze des Zulieferers aus dem Silicon Valley im letzten Jahr um 60 Prozent gestiegen sind.
Exportquote auf Rekordniveau
Auch für die deutschen Unternehmen fällt die Bilanz des Jahres 2011 unterschiedlich aus. So konnten die größten deutschen Hersteller Centrotherm in Blaubeuren sowie die Schmidt Gruppe in Freudenstadt konnten im letzten Jahr Rekordumsätze verbuchen und auch Rena in Gütenbach konnte seinen Platz auf dem Weltmarkt halten. Für andere Unternehmen wie Roth und Rau aus Hohenstein-Ernstthal hingegen ging es bergab. Sie verloren im letzten Jahr Weltmarktanteile. Insgesamt konnten „die deutschen Photovoltaikzulieferer im aktuellen Zeitraum einen Weltmarktanteil von knapp 50 Prozent erreichen“, sagt Peter Fath, Technologievorstand von Centrotherm und Vorsitzender des Vorstands von VDMA Photovoltaik-Produktionsmittel. Der VDMA geht davon aus, „dass der deutsche Photovoltaikmaschinenbau das in unserer Geschäftsklimaumfrage prognostizierte Umsatzwachstum von acht Prozent für das Jahr 2011 erreichen wird“, hofft Florian Wessendorf, Projektleiter im Team von VDMA Photovoltaik-Produktionsmittel. „Die guten Umsätze der ersten drei Quartale, sowie die Umsatzerwartungen der Melder für das vierte Quartal dienen uns dabei als verlässlicher Indikator.“
Für die deutschen Zulieferer waren vor allem die Märkte in Asien entscheidend. Dort wurden fast 80 Prozent aller Umsätze im letzten Jahr erzielt. Mit fast zehn Prozent bleibt Deutschland der zweitgrößte Absatzmarkt für die heimischen Produktionsmittelhersteller. Der Markt in den USA ist weiterhin schwach. Nur fünf Prozent ihrer Umsätze konnten die deutschen Unternehmen in Übersee erzielen. Aus diesen Zahlen ergibt sich auch, dass die Exportquote der deutschen Hersteller von Maschinen und Anlagen für die Photovoltaikproduktion extrem hoch ist. Mit 90 Prozent liegt sie auf einem Rekordniveau. Zentral bleibt dabei die Lieferung von Equipment für die Zellfertigung. Zwei Drittel der Investitionen wurden in diesem Segment getätigt. Die Anteile der Investitionen der Dünnschicht- und der Modulhersteller betrug im letzten Jahr 14 beziehungsweise 13 Prozent des Gesamtumsatzes. Gerade mal fünf Prozent des Umsatzes erzielten die Hersteller von Anlagen für die Polysilizium-, die Ingot- und die Waferherstellung.
Auftragsbücher werden dünner
Für das laufende Jahr sind die Aussichten nicht so rosig. „Die Begeisterung über die Rekordumsätze 2011 wird durch die Tatsache gedämpft, dass das meiste Zubehör letztes Jahr auf Grund sehr ehrgeiziger Expansionspläne verkauft wurde, die nicht von einer entsprechenden Marktnachfrage untermauert waren“, sagt Finlay Colville, Chefanalyst von Solarbuzz. Er geht davon aus, dass die Ausgaben vor allem bei der Herstellung von kristallinen Siliziumzellen drastisch zurückgehen, es sei denn die Nachfrage auf dem Endkundenmarkt ist 2012 höher als erwartet. Er begründet das mit den chronischen Überkapazitäten auf diesem Mark. Als Ausnahme nennt Solarbuzz GT Advanced Technologies in Merrimack, New Hampshire, USA, die auf Grund ihres großen Marktanteils im Polysiliziumgeschäft und im Photovoltaikvertrieb breiter aufgestellt ist.
Wegen der weltweiten Überkapazitäten bei der Photovoltaikherstellung aber auch auf Grund des verhaltenen Zubaus von Photovoltaikanlagen in Europa Anfang und Mitte des letzten Jahres sieht auch der VDMA ein Problem auf die deutschen Hersteller zukommen. Denn dadurch verringert sich die Investitionsbereitschaft der Photovoltaikproduzenten. Die Auftragslage ist schon lange rückläufig. Während die Auftragseingänge 2010 noch den höchsten Stand erreichten, sind sie aktuell auf dem tiefsten Stand seit 2005. Die Auftragsreichweite sank im dritten Quartal 2011 auf 6,3 Produktionsmonate, bleibt aber knapp über dem Wert von 5,7 Monaten für den Gesamtmaschinenbau. Fath ist dennoch zuversichtlich, was die Wachstumspotenziale des Photovoltaikmaschinenbaus betrifft: „Die Branche ist für die Herausforderungen der nächsten Monate gut gewappnet und wird sich auch in Zukunft als Zugpferd bei der Verwirklichung der nachhaltigen Kostenreduktion in der Photovoltaikproduktion erweisen.“ (Sven Ullrich)