Andreas Lutz, Geschäftsführer des auf den italienischen Solarmarkt spezialisierten Beratungsunternehmens New Energy Projects, weist darauf hin, dass die italienische Regierung ein Dekret erlassen hat, in dem sie die sogenannte künstliche Aufteilung von Photovoltaikanlagen rückwirkend verhindern will. So sollen die Beamten der für die Ökostromvergütung zuständige italienische Behörde Gestore dei Servici Energetici (GSE) während ihrer regulären Anlagenüberprüfungen genau darauf achten, dass große Generatoren auf einem Dach nicht in viele kleine Anlagen aufgeteilt wurden. Diese Praxis wurde von einigen italienischen Anlagenbetreibern genutzt, um an eine höhere Vergütung zu kommen. Denn kleinere Anlagen bekommen eine bessere Einspeisevergütung. Zudem hatten sie bessere Chancen, in ein Register zu kommen, um überhaupt einen Einspeisetarif zu bekommen. So haben einige Anlagenbetreiber einen großen Generator als viele kleine Anlagen angemeldet.
Kürzung der Einspeisevergütung droht als Strafe
Gegen diese Praxis soll die GSE jetzt vorgehen. Entdecken die Beamten einen solchen Fall, können sie die Einspeisevergütung so weit reduzieren, wie sie ausgefallen wären, wenn die Summe der kleinen Anlagen als ein Generator angemeldet würde. Wenn die Aufteilung der Anlage allerdings dazu geführt hat, dass der Betreiber diese überhaupt durch den Eintrag in ein Register zur Vergütung anmelden konnte, wird die GSE den Tarif komplett streichen und die bereits gezahlte Vergütung zurückfordern. Wie gerichtsfest diese rückwirkenden Unsicherheiten sind, wird sich noch zeigen. Denn schon jetzt haben die Gerichte einige zu harte Entscheidungen der GSE-Beamten einkassiert.
Photovoltaik bleibt Stiefkind
Dass die italienische Regierung die Photovoltaik aber auch weiterhin stiefmütterlich behandelt, zeigt der erste Teil des neuen Dekrets. Denn damit macht die Regierung in Rom einen neuen Fördertopf für Ökostromanlagen auf, der für Betreiber von Photovoltaikanlagen aber unzugänglich ist. Das zeigt aber auch, dass der Photovoltaikstrom in Italien auch aufgrund der hohen Globalstrahlung so preiswert geworden ist, dass die Branche ohne Förderung zurecht kommen kann. Allerdings stehen da vor allem der große Anteil der Investitionskosten im Wege, der den Zubau begrenzt.
Für die anderen Technologien hat Rom fast neun Milliarden Euro in das Töpfchen gelegt, mit der die Regierung den Zubau von Anlagen mit einer Gesamtleistung von gerade mal 1,37 Gigawatt fördern will. Die Regierung begründet die geringe Förderung damit, dass Italien ja schon die Ziele der EU für den Anteil an erneuerbaren Energien an der Stromversorgung für 2020 überschritten habe. Zwar betrug dieser Anteil bereits im vergangenen Jahr 33 Prozent. Die EU sieht für 202 einen Ökostromanteil von 26,4 Prozent. Doch Rom sollte sich nicht zu lange zurücklehnen. Immerhin ist im vergangenen Jahr im Vergleich zu 2014 dieser Anteil gesunken und er wird weiter sinken, je mehr Bedeutung der Stromsektor für die gesamte Energieversorgung hat. Da die jetzt beschlossene Unterstützung auf jeweils 20 Jahre – im Falle der konzentrierenden solarthermischen Kraftwerke (CSP) auf 25 Jahre – angelegt ist, bedeutet das eine Fördersumme von 435 Millionen Euro pro Jahr.
Große Anlagen müssen in die Ausschreibung
Das Dekret legt ganz genau fest, wie viel Anlagenleistung jeder Technologie gefördert wird. Zudem muss die Einspeisevergütung für Anlagen mit einer Leistung von mehr als fünf Megawatt über Ausschreibungen ermittelt werden. Liegt die Leistung unter fünf Megawatt, müssen die Betreiber ihre Anlage in ein Register eintragen, um an die Förderung zu kommen. Den größten Anteil des Leistungszubaus soll dabei auf die Windkraft an Land entfallen, wobei diese Technologie aufgrund der niedrigen Gestehungskosten nur 20 Prozent der gesamten Förderung bekommt. Den größten Anteil bekommen die Biomassebranche und die Betreiber von CSP-Kraftwerken. Bei der Unterstützung der konzentrierenden Solarthermie geht es Rom vor allem um die Förderung neuer innovativer Technologien mit viel Potenzial in ausländischen Märkten, an der italienische Unternehmen einen großen Anteil haben. Mit dem starken Fokus auf die Biomasse will die Regierung vor allem die Stromgewinnung innerhalb einer Kreislaufwirtschaft als Schnittstelle zwischen Landwirtschaft und Energie forcieren. Dabei hat sie unter anderem auch die Auswirkungen auf die regionale Wirtschaft im Blick. (Sven Ullrich)