Die Modulpreise sind in den letzten Wochen stabil geblieben. Die effizienten Hochleistungsmodule mit einem Wirkungsgrad von mehr als 21 Prozent scheinen sich bei einem Preis von 43 Cent pro Watt zu stabilisieren. Auch die Billig- und Gebrauchtmodule liegen wie im Vormonat bei 22 Cent pro Watt. Selbst die Standardmodule, die in den letzten Wochen immer mal wieder teurer und preiswerter geworden sind, scheinen sich bei einem Preis von 34 Cent pro Watt einzupendeln. So zumindest ist der Preis, zu dem Module in den letzten Wochen gehandelt werden – ein Cent weniger als noch im Vormonat.
Preisnachlässe winken
Martin Schachinger, Geschäftsführer des Onlinemarktplatzes PV Xchange sieht ein Indiz, dass sich die Modulpreise nun endgültig für dieses Jahr stabilisiert haben. Ob es zu weiteren Preisrückgängen kommt, ist allerdings von der Entwicklung der Nachfrage abhängig. „Momentan ist sie den Lagerbeständen geschuldet, die sich nach und nach aufgebaut haben und bis zum Jahresende möglichst wieder abgebaut werden sollen, notfalls durch weitere Preisnachlässe“, erklärt er mit Blick auf die Abwärtsbewegung bei den Preisen.
Lagerbestände wieder aufgebaut
Die Lagerbestände in Deutschland haben sich aufgrund der Ankündigungen von Anpassungen im EEG aufgebaut. Dazu kommen noch die steuerrechtlichen Verbesserungen. So fällt ab 2023 für kleinere Solaranlagen mit einer Leistung von bis zu 30 Kilowatt die Mehrwertsteuer weg und auch die Einkommenssteuer auf den Solarstrom streicht die Bundesregierung. Dies gilt auch für Anlagen auf Mehrfamilienhäusern – hier bis zu einer Leistung von maximal 15 Kilowatt pro Wohneinheit und einer Maximalleistung der Gesamtanlage von 100 Kilowatt.
Angekündigte Steuerbefreiung hält Endkunden derzeit ab
Die führe allerdings zur Kaufzurückhaltung, bis die neuen Steuerregelungen in Kraft treten. „Einige Firmen beklagen bereits einen Auftragsrückgang, zumindest bis zum Jahresende. Bereits beauftragte Installationen sollen nun nach Kundenwunsch ins neue Jahr verschoben, bereits begonnene Projekte verzögert werden. Darüber hinaus bleibt der Einkauf der Komponenten beim Großhändler ja nach wie vor steuerpflichtig, so dass die Umsatzsteuer zwischenfinanziert werden muss, bis der Vorsteuerabzug dann mit ein- oder zweimonatiger Verzögerung greift“, beschreibt Schachinger das Dilemma der Installationsbetriebe und vermutet vor allem in den ersten beiden Monaten des neuen Jahres finanzielle Unwägbarkeiten. „Wenn wir uns aber die zeitliche Abfolge einer Kleinanlageninstallation genauer ansehen, relativieren sich diese Probleme schnell wieder.“
Gewinnabschöpfung droht
Ähnliche Unsicherheiten gibt es bei den großen Solaranlagen. Hier droht eine Gewinnabschöpfung durch die Bundesregierung, wenn die Anlage mehr als ein Megawatt leistet. „Solange jedoch nicht vollständig geklärt ist, ob es zu einer zusätzlichen Besteuerung – gegebenenfalls sogar rückwirkend – oder zu einer Deckelung der möglichen Erträge kommen wird, herrscht große Zurückhaltung bei den Akteuren“, sagt Schachinger. „Einige vertrauen darauf, dass die Renditen trotzdem stimmen werden, andere warten lieber ab und verlangen mehr Planungssicherheit beziehungsweise eine Abkehr von solchen künstlichen Eingriffen in den Markt.“ Eins ist aber klar: Unsicherheiten bremsen den Ausbau und damit auch die Nachfrage nach Modulen, was sich in stabilen oder sogar sinkenden Preisen widerspiegelt.
Lieferstau bei Wechselrichtern und Speichern
Anders sehe es hingegen bei den übrigen Komponenten einer Photovoltaikanlage aus. Hier sieht Martin Schachinger noch keine Normalisierung der Lieferketten. „Ein zu großer Lieferstau muss bei vielen noch abgebaut werden, so dass sich das Chaos bis in die ersten Monate des kommenden Jahres hinziehen dürfte“, prognostiziert er. „Auch kündigen einige der großen Wechselrichter- und Speicherhersteller schon wieder Preiserhöhungen an – die dritte oder vierte in Folge innerhalb von weniger als 12 Monaten.“
Komponenten wieder besser verfügbar
Noch sei die Versorgungslage bei Module gut und stabil. „Auch die anderen Komponenten werden wieder besser verfügbar sein, sofern Pandemien und Kriege uns nicht wieder einen Strich durch die Rechnung machen“, sagt Schachinger. „Wer als Montagebetrieb mit seinen Lieferanten also noch keine Verträge für 2023 angeschlossen hat, sollte sich dringend mit deren Vertriebsmitarbeitern in Verbindung setzen.“
Fachpersonal bleibt knapp
Denn die Großhändler haben ihre Vorbestellungen auf Basis ihrer Erfahrungen mit diesem Jahr schon frühzeitig bei den Herstellern eingereicht. „Wer als interessierter Endkunde bereits eine Kaufentscheidung getroffen, jedoch noch keinen Auftrag erteilt hat, der sollte nicht mehr allzu lange damit warten“, rät Schachinger. „Die Montagekapazitäten bei guten Fachinstallateuren sind und bleiben knapp, so dass sich der Zeitpunkt, ab dem man im neuen Jahr selbsterzeugte preiswerte Solarenergie steuerfrei nutzen kann, im Zweifelsfalle immer weiter nach hinten verschiebt“, warnt er die Zögerer. (su)
Das ist ebenfalls interessant für Sie:
Bundesregierung beschließt Steuererleichterungen für Solaranlagen
Nutzung von Flachdächern für Solarstrom: Informationen im neuen Spezial