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Module

Detlef Neuhaus von Solarwatt: „Wir denken schon an die nächste Produktionslinie“

Solarwatt hat im vergangenen Jahr eine neue Modullinie eröffnet und damit die Produktionskapazität verdoppelt. Reicht das aus, um die Nachfrage zu decken?

Detlef Neuhaus: Die neue Produktion gibt uns deutlich mehr Spielraum – nicht nur in Bezug auf die Kapazität, sondern vor allem, was die Technologie betrifft. Wir sind durch die neue Produktionslinie nun in der Lage, deutlich effizientere Module zu produzieren, die auf der Halbzellentechnologie basieren. Dadurch erreichen wir eine Leistungssteigerung von mehr als 20 Prozent gegenüber den Modulen, die wir vorher produziert haben. Eine Sache bleibt jedoch beim alten: Wir stellen an unserem Standort in Dresden ausschließlich unsere bewährten Glas-Glas-Module her – das ist gesetzt.

Mit welcher Entwicklung der Nachfrage rechnen sie in den nächsten Monaten?

Wir glauben fest daran, dass sich die Nachfrage weiter so positiv entwickelt wie in den vergangenen Jahren. Der Endkunde hat definitiv verstanden, dass er mit einer eigenen Photovoltaikanlage nicht nur ökologisch das Richtige tut, sondern auch viel Geld sparen kann. Sie müssen ja nur mal auf die aktuelle Entwicklung der Energiepreise schauen. Wenn jetzt die politischen Rahmenbedingungen auf Bundes- und Landesebene noch verbessert werden, wie beispielsweise der Abbbau der Bürokratie, wird die Nachfrage noch weiter steigen. Deshalb denken wir jetzt schon an die nächste Produktionslinie und zusätzliche Produktionskapazitäten, um dem auch gerecht zu werden.

Welche Module werden denn am meisten nachgefragt – sind es eher die ästhetischen Module Vision Style oder das solide Vision Pure oder sogar das EasyIn?

Die Nachfrage ist in allen Modulproduktgruppen deutlich nach oben gegangen – ob Aufdach oder Indach. Man merkt aber insgesamt schon, dass die Ästhetik eine immer größere Rolle spielt als das noch vor einigen Jahren der Fall war. Eine Photovoltaikanlage soll nicht nur Strom produzieren, sondern ist auch ein Statement. Und dem wollen wir mit unseren Produkten natürlich gerecht werden. Deswegen spielt die Optik bei uns bei der Produktentwicklung eine große Rolle.

Im Herbst 2020 hat Solarwatt das Construct-Modul mit allgemeiner bauaufsichtlicher Zulassung – abZ – auf den Markt gebracht. Wie entwickelt sich hier der Absatz?

Mit diesem Modul rennen wir bei Planern und Architekten aufgrund der enthaltenen abZ sprichwörtlich offene Türen ein. Wenn unsere Construct-Module beispielsweise bei einem Parkplatz als Solardach eingesetzt werden, müssen keine zusätzlichen Sicherheitsmaßnahmen wie Auffangnetze mehr installiert werden. Dadurch sieht das Ganze nicht nur viel besser aus, sondern ist auch günstiger in der Planung und Umsetzung. Die Solardachpflicht für alle Nichtwohngebäude, die bereits in vielen Bundesländern herrscht und kommendes Jahr bundesweit kommen soll, wird die Nachfrage in Zukunft noch weiter befeuern.

In der Regel werden auch europäische Module mit Solarzellen aus Asien gebaut. Woher bezieht Solarwatt seine Zellen?

Wir haben momentan leider keine andere Möglichkeit, als die Zellen in Asien zu beziehen, weil es hier schlichtweg keine nennenswerten Produktionskapazitäten mehr gibt. Natürlich würden wir als deutscher Premiumhersteller gerne in Deutschland oder zumindest in Europa kaufen – auch im Hinblick auf unseren ökologischen Fußabdruck. Deshalb hoffen wir, dass sich aufgrund des aktuellen Solarbooms wieder mehr Produktionen hier ansiedeln. Wir brauchen in dieser so wichtigen Zukunftstechnologie wieder mehr Wertschöpfung in Europa und weniger Abhängigkeiten von Asien.

Bisher war es vor allem der Premiumbereich, in dem die europäischen Hersteller gegen die Konkurrenz aus Fernost bestehen konnte. Wie hat sich dies angesichts leerer Lager bei den Importeuren geändert – oder hat sich daran nichts geändert?

Premium, der systemische Gedanke und Services – das sind aus meiner Sicht aktuell die beiden wichtigsten Unterscheidungen, die wir gegenüber der Konkurrenz aus Asien haben. Wir benötigen im Einfamilienhaus oder einem Gewerbebetrieb die sinnvolle Verknüpfung der Solarmodule mit Speicher und Energiemanager zu einem effizienten Photovoltaiksystem. Wenn alle Teile gut aufeinander abgestimmt sind, wird Geld und CO2 eingespart – und wir schlagen durch die Sektorenkopplung die Brücke hin zu Wärme und Mobilität. Bisher ist dieser Markt für die meisten asiatischen Anbieter noch uninteressant. Wir dürfen aber nicht so blauäugig sein und glauben, dass das ewig so weitergeht. Wir müssen uns ständig weiterentwickeln.

Immer mehr Solaranlagen werden mit Speicher gebaut. Welchen Anteil der Anlagen baut Solarwatt mit Speicher?

Die Nachfrage nach Speichern ist in den vergangenen Jahren konstant gestiegen. Das sehen wir auch. Wir verkaufen im Residentialbereich mittlerweile mehr als drei Viertel aller Photovoltaikanlagen als System – also mit Batteriespeicher und Energiemanagementsystem.

Sie haben im vergangenen Jahr einen neuen Speicher zusammen mit BMW entwickelt. Was ist neu bei diesem Speicher?

Wie Sie wissen, haben wir uns beim Vorgängermodell MyReserve auf die DC-Seite konzentriert. Der Markt insgesamt hat sich aber in eine andere Richtung bewegt und zwar hin zur Kopplung auf der AC-Seite. Bei Battery flex können wir zukünftig alle Topologien abbilden. Das ist für uns schon mal ein ganz wichtiger Schritt, da wir für uns neue Bereiche erschließen. Zum anderen haben wir die Installation des Speichers noch weiter vereinfacht. Die Batteriepacks werden per Klicksystem in nur wenigen Sekunden mit der Basis gekoppelt. Wir haben den modularen Aufbau des Speichers weitergedacht. Das bedeutet, wir ermöglichen dem Installateur, dass er tatsächlich zu jedem auch nur erdenklichen Anwendungsfall den passenden Solarwatt-Speicher findet. Und die Zusammenarbeit mit BMW ist natürlich auch eine spannende Sache.

Einen ausführlichen Bericht zur Entwicklung des Photovoltaikmarktes lesen Sie in der aktuellen Ausgabe von ERNEUERBARE ENERGIEN. Falls Sie noch kein Abo haben, können Sie hier reinschnuppern.

Im neuen Battery-flex-Speicher sind Zellmodule verbaut, die auch in Elektroautos von BMW zum Einsatz kommen. Wie passt eine Batterie, die für das Elektroauto konzipiert ist, in einen Heimspeicher, der ja anderen Anforderungen genügen muss?

Sie haben natürlich recht, dass es da grundsätzliche Unterschiede gibt. Noch vor wenigen Jahren hat man in der Speicherbranche gesagt, dass niemals eine Automotive-Zelle in einem Heimspeicher landen würde, weil die Anwendungsfälle zu verschieden sind. Aber die Zeiten und die Zellen haben sich geändert. Sie können Automotive-Zellen mittlerweile problemlos in einem Speicher einsetzen – ohne Abstriche in Bezug auf die Performance oder die Sicherheit. Wir erwerben unsere Zellen für Battery flex über BMW und profitieren so von den extrem hohen Qualitätsstandards. Für Battery flex haben wir ein völlig neues Batteriemanagementsystem entwickelt, dass die optimale Ansteuerung der Zellen gewährleistet.

Wie reagieren die Installateure auf solche Neuentwicklungen? Schließlich sind sie auf die bisherigen Produkte eingespielt.

Wir haben bei Solarwatt traditionell einen engen Draht zu unseren Installationspartnern und nehmen sie auch bei Produktentwicklungen immer wieder mit ins Boot. Wir haben in den vergangenen Jahren das Feedback bekommen, dass sich die Installateure von uns einen AC-Speicher wünschen. Das haben wir bei Battery flex berücksichtigt. Für uns steht immer im Mittelpunkt, dass unsere Produkte leicht verständlich sind und schnell installiert werden können. Unsere Partner haben deshalb keine Schwierigkeiten, sich an Neuheiten zu gewöhnen.

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Sie haben die politischen Rahmenbedingungen schon einmal kurz angesprochen. Was erwarten Sie von der neuen Bundesregierung, damit der Ausbau der Solarenergie schneller geht und einfacher wird?

Zunächst einmal: Wir begrüßen die ehrgeizigen Klimaziele aus dem Koalitionsvertrag der neuen Bundesregierung. Jetzt geht es aber darum, dass wir diese auch umsetzen. Um den nötigen Ausbau von Solaranlagen voranzutreiben, benötigen wir jetzt dringend schnellere Planungs- und Genehmigungsverfahren, lokale Wertschöpfungsketten sowie einen gesamtheitlichen Ansatz im Kampf gegen den Klimawandel. Bis 2030 sollen 15 Millionen E-Autos auf deutschen Straßen unterwegs sein. Die Bundesregierung muss dafür die Weichen stellen, dass diese Fahrzeuge möglichst mit selbst erzeugtem Strom geladen werden. Dies würde dann wirklich zu einer massiven CO2-Reduktion führen und das Stromnetz entlasten.

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