Australien gilt neben verschiedenen europäischen Ländern und den USA als einer der Boommärkte der Speicherbranche. Zwar setzen die Australier – anders als die US-Amerikaner – vor allem auf kleinere Speicher, um im Zusammenspiel mit Solaranlagen teure Dieselgeneratoren in netzfernen Gebieten zu ersetzen. Doch das geht auch im großen Stil. Zumindest hat der südaustralische Bundesstaat Victoria einen riesigen Batteriespeicher ausgeschrieben, der die Energieerzeugung des neuen Solarparks in Gannawarra flankieren soll.
Solarstrom auch für die Nacht
Die Solaranlage steht im dünn besiedelten Norden des Bundesstaates und liefert seit einigen Wochen Strom für die Haushalte der Gegend. Um das auch in der Nacht zu gewährleisten, steuern die Australische Renewable Energy Agency und das Umwelt- und Planungsministerium in der Hauptstadt Melbourne 25 Millionen australische Dollar (15,6 Millionen Euro) bei, um einen Großspeicher zu errichten.
Dazu werden große Speichercontainer neben dem Solarpark, der immerhin 50 Megawatt leistet, installiert. In den Containern arbeiten hunderte von Tesla Powerpack Batterien. Zusammen können sie 50 Megawattstunden Strom speichern, was bilanziell ausreicht, um die gesamte Bevölkerung der Region nachts mit Strom zu versorgen. Tagsüber gleicht der Speicher mit seinen 25 Megawatt Leistung die Schwankungen der Erzeugung des Solarparks aus. Zudem wird der Netzbetreiber und Stromversorger Energy Australia mit dem Speicher die Zuverlässigkeit des gesamten Netzes im Nordwesten von Victoria erhöhen. Energy Australia nimmt auch den Strom aus dem Solarpark ab und vermarktet ihn an seine Kunden.
Finanzierung über Dienstleistungsvertrag
Das Projekt in Gannawarra ist die erste kombinierte Solar- und Speicheranlage in Victoria. „Sie ist in dieser Größenordnung in Australien beispiellos und gehört zu den größten der Welt“, betont John Cole, Geschäftsführer von Edify Energy. Das Unternehmen hat zusammen mit Wirsol Energy, der australischen Tochter des Projektierers aus dem badischen Waghäusel, die gesamte Anlage geplant und ausgelegt. Zusammen mit RCR Tomlinson werden die beiden Unternehmen das Speichersystem auch errichten. „Das Team hat unermüdlich daran gearbeitet, viele regulatorische, technische und kommerzielle Herausforderungen zu meistern und somit ein großartiges Projekt zu schaffen – eines, das Solarstrom auch nachts einsetzen kann“, sagt Cole. „Ohne Zweifel, da die Kosten für die Batteriespeicherung sinken, sehen wir, dass Solar- und Speicheranlagen im Energiesektor immer effizienter werden und den Übergang Australiens in eine saubere Energiezukunft beschleunigen.“
Die Finanzierung sichern die beiden Projektpartner über einen langfristigen Dienstleistungsvertrag mit Energy Australia ab. Dies sei eine Premiere auf dem australischen Markt und ein finanzierbares Geschäftsmodell für zukünftige Nachrüstungen und kombinierte erneuerbare und Speicheranlagen, betont Wirsol. „Das Projekt zeigt einmal mehr das enorme Potenzial für die Integration großer Energiespeicher in Kombination mit Photovoltaikanlagen“, resümiert Mark Hogan, Geschäftsführer von Wirsol Energy. (Sven Ullrich)