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Interview

Jährliche Entschädigung sinnvoll bei negativen Strompreisen

Die NORD/LB Norddeutsche Landesbank hat sich gemeinsam mit sechs internationalen Großbanken an der Finanzierung eines Solarparks in Australien beteiligt. Der Solarpark „Western Downs“ im Bundesstaat Queensland wird mit einer Leistung von 460 MW der größte Solarpark Australiens sein. Das gesamte Investitionsvolumen des Solarparks beläuft sich auf umgerechnet rund 370 Millionen Euro.

Die  Nord/LB finanziert den größten Solarpark Australiens. Herr Broers, ist das Ausland derzeit attraktiver als Deutschland bei der Finanzierung von Wind- und Solarprojekten?

Jürgen Broers: Wir freuen uns sehr über unseren Erfolg in Australien, auch weil wir unser Geschäft im Ausland, nicht nur in Asien und Australien, sondern auch in Amerika in den letzten Jahren sehr erfolgreich ausbauen konnten. Wir sehen in den zuvor genannten Gebieten für die Zukunft weiteres gutes Potential für unser Haus.

Der deutsche Markt hat für die NORD/LB aber weiterhin den gleichen hohen Stellenwert und bleibt sehr wichtig, so dass wir unverändert weiter ein verlässlicher Finanzierungspartner für Projekte in Deutschland sein wollen und unsere Kunden und Neukunden bedienen werden.

Welche Erfahrung bringt die Nord/LB mit bei der Finanzierung von Regenerativprojekten?

Jürgen Broers: Wir sind seit Beginn der 1990 er Jahr aktiv in der Finanzierung von Windenergievorhaben, Anfang 2000 kamen dann auch vermehrt Finanzierungen von PV- und schließlich auch von Biogasprojekten dazu. Seit 1991 haben wir viele hundert Windprojekte begleitet und zählen somit in Deutschland zu den größten und erfahrensten Finanzierern. Wir sind erfolgreich in das neue Jahr gestartet und freuen uns, dass Unternehmen in ganz Deutschland mit uns zusammenarbeiten werden. 

Wie beurteilen Sie das neue EEG bezüglich der Investitionssicherheit?

Jürgen Broers: Grundsätzlich sehen wir das EEG 2021 im punkto Investitionssicherheit positiv, sieht man von einzelnen Paragraphen im neuen EEG, etwa dem §§ 51 – Verringerung des Zahlungsanspruchs bei negativen Preisen – und 51 a – Verlängerung des Vergütungszeitraums bei negativen Preisen – einmal ab. Hier hätten wir uns andere Regelungen gewünscht, etwa eine jährliche Entschädigungsregelung, statt einer Verlängerung des Vergütungszeitraums nach 20 Jahren.

Was empfehlen Sie Planern von Solar- und Windprojekten in Deutschland bei der Finanzierung, wenn es um die Akzeptanz vor Ort geht?

Jürgen Broers: Wir empfehlen, soweit dies nicht ohnehin schon Bestandteil des Konzeptes ist, die Einbindung der Bevölkerung vor Ort, also z.B. das Angebot zu machen, sich an einem Windprojekt zu beteiligen. Eine Beteiligung kann auf sehr unterschiedliche Art und Weise erfolgen. Hier sollte man idealerweise im Vorfeld prüfen, welche Beteiligungsalternative die höchste Akzeptanz in der Bevölkerung findet.

Welche Finanzierungszeiträume sind bei Ihnen realistisch?

Jürgen Broers: Orientiert an den Rahmenbedingungen des EEG und abhängig von unseren Finanzierungsansätzen im Bereich Erneuerbare Energien stellen wir individuell strukturierte Finanzierungen mit bis zu 19,5 Jahren Laufzeit zur Verfügung.

Wie gehen Sie bei der Finanzierung von Projekten vor, die über PPA mit zehn Jahren Laufzeit verfügen?

Jürgen Broers: Wir haben zur Zeit den Eindruck, dass PPAs mit solch langen Laufzeiten am deutschen Markt noch nicht den Schwerpunkt ausmachen. Wir sehen diese PPA-Strukturen sehr wohl häufiger im ausländischen Markt, insbesondere in Skandinavien und erwarten, dass diese Laufzeiten auch im deutschen Energiemarkt zunehmend Anwendung finden können.

In diesen Fällen wird das Ertragspotenzial der Projekte auch über die PPA-Laufzeit hinaus bei der Strukturierung und Laufzeit der Finanzierung projektindividuell berücksichtigt.

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Jürgen Broers, Experten für die Finanzierung von Wind- und Solarparks  bei der Nord/LB - © Foto: Nord/LB
Jürgen Broers, Experten für die Finanzierung von Wind- und Solarparks  bei der Nord/LB