Die Europäische Kommission hat die Untersuchungen zu Solarzellen ausgelagert. Hier geht es eher darum, ob die noch übrig gebliebenen europäischen Hersteller nicht eher Schaden erleiden, wenn die Handelsschranken für Produkte aus China aufrechterhalten werden. Während bei den Modulen kein Zweifel besteht, dass es eine Herstellerlandschaft in Europa gibt, hat Brüssel mit Blick auf Solarzellen Zweifel. Denn in den vergangenen Jahren hat eine Herstellerkonsolidierung stattgefunden. Übrig geblieben sind nur noch wenige voll integrierte Hersteller, die von der Zelle bis zum Modul alle Wertschöpfungsstufen abdecken. Viele Modulhersteller in Europa produzieren keine eigenen Zellen mehr. Sie sind darauf angewiesen, ihre Solarzellen von anderen Herstellern zu beziehen – auch von solchen aus China. Deshalb liegt der Schwerpunkt der Untersuchung der Kommission auch darauf, ob es inzwischen nicht schädlicher für die Wirtschaft in der Union ist, Handelsschranken gegen die Einfuhr von Solarzellen aufzubauen.
Ein Fall für die Wettbewerbsbehörden
Bei EU Pro Sun hält man diese separate Untersuchung für nicht notwendig. Sie unterstreiche aber die Gewissenhaftigkeit, mit der die Kommission das Projekt Maßnahmenverlängerung angeht, erklärt die Herstellervereinigung. Doch tatsächlich können manche Hersteller ein Lied davon singen, wie sie am eigenen Heimatmarkt benachteiligt werden, weil sie keine eigenen Zellen herstellen, sondern diese von anderen Produzenten beziehen. Unter anderem deshalb müssen Modulbauer wie Aleo Solar in Prenzlau wieder in die Zellproduktion einsteigen, um überhaupt genügend polykristalline Module in Europa anbieten zu können. Bisher sind die Prenzlauer eher benachteiligt auf den eigenen Heimatmarkt sowie in den USA, wo ebenfalls gegen Module aus kristallinen Solarzellen aus China hohe Handelsbarrieren aufgebaut sind.
Die andere Alternative wäre, sich Zellen von europäischen Herstellern zu besorgen. Doch es gibt nicht so viele unabhängige Zellhersteller. So würden die Produzenten eine Marktmacht erreichen, die neben Modulen auch Solarzellen herstellen. Das würde wiederum ein anderer Fall für die Wettbewerbsbehörden in Brüssel.
Zur Mitarbeit aufgefordert
Alle relevanten Akteure in der Zell- und Modulbranche können sich noch bis zum 20. Dezember dieses Jahres in Brüssel melden, wenn sie substantielles zur separaten Untersuchung von Zellimporten aus China beizutragen haben. Zudem können sie noch bis Mitte Januar des kommenden Jahres eine schriftliche Stellungnahme abliefern. Außerdem wird Brüssel in den nächsten Tagen die Hersteller in China anschreiben. Sie wird die Unternehmen auffordern, ihre Handelspraktiken offen zu legen. In der Abwägung wird es aber nicht darum gehen, ob die Anbieter im Reich der Mitte ihre Zellen zu Dumpingpreisen auf dem Weltmarkt verkaufen, sondern auch darum, ob die europäischen Hersteller überhaupt eine andere Möglichkeit haben, an Solarzellen heranzukommen. Die Amtsmühlen in Brüssel mahlen aber langsam. Die Entscheidung der Kommission kann bis zu 15 Monate dauern. Bis dahin blieben die europäischen Hersteller ohne eigene Zellproduktion von eigenen Heimatmarkt weitgehend ausgeschlossen, wenn sie ihre Zellen aus China beziehen. (Sven Ullrich)