Die Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU) hat im Leipziger Gewandhaus ihren diesjährigen Umweltpreis an Pioniere der Photovoltaik vergeben. Andreas Bett, stellvertretender Leiter des Fraunhofer Instituts für Solare Energiesysteme (Fraunhofer ISE) in Freiburg, und Hansjörg Lerchenmüller, Geschäftsführer von Soitech Solar, werden für die erfolgreiche Markteinführung der konzentrierenden Photovoltaik geehrt. „Geringe Materialkosten, Effizienzrekorde, qualifizierte Arbeitsplätze: Mit Forschergeist und Mut zum Risiko haben Andreas Bett und Hansjörg Lerchenmüller Solarenergie in eine neue Generation überführt und gezeigt, dass Ökologie und Ökonomie zusammenpassen“, begründet Fritz Brickwedde, Generalsekretär der DBU, die Entscheidung. „Bett und Lerchenmüller haben zum Nutzen der Sonnenenergie Außerordentliches geleistet, indem sie eine neue solare Technologie zur Marktreife entwickelt haben. Gemeinsam gingen sie erfolgreich den weiten Weg von der Erfindung zum industriellen Produkt.“
„Einsatzgebiet sind sonnenreiche Länder“
Konzentrierende Photovoltaikmodule haben eine Glasabdeckung mit eingearbeiteten Linsen. Die Linsen bündeln die Sonnenstrahlen auf kleine Flächen und konzentrieren sie dabei auf das 500fache. Das Modul besteht aus Stapelzellen, bei denen mehrere Solarzellen aus unterschiedlichen Materialien übereinander angeordnet sind. „Durch den geschickten Materialmix lässt sich ein größerer Teil des Sonnenlichts energetisch nutzen als mit Solarzellen, die nur aus einem einzigen Material bestehen“, erklärte Brickwedde. Der Nachteil besteht darin, dass die Module auf direkte Sonneneinstrahlung angewiesen sind. Mit diffuser Einstrahlung können sie nichts anfangen. „Das Einsatzgebiet sind sonnenreiche Länder“, sagt Lerchenmüller gegenüber der Tagesschau. „Da können wir uns tatsächlich für diese Anwendungen doch sehr gut unterscheiden und am Markt behaupten gegenüber der klassischen Photovoltaik.“ Lerchenmüller hatte vor mehreren Jahren die Firma Concentrix ins Leben gerufen, als Ausgründung aus dem Fraunhofer ISE. Später stieg die französische Soitech-Gruppe ein, nun firmiert das Unternehmen als Soitec Solar. Concentrix und das Fraunhofer ISE hatten 2006 im spanischen Lorca ihr erstes gemeinsames Projekt umgesetzt. Seither haben die beiden Preisträger 14 weitere Anlagen auf vier Kontinenten errichtet. Dazu gehören Systeme in den USA, in Italien, in Frankreich, in Ägypten, in Südafrika, in China und in Saudi-Arabien.
Vom Ingenieurbüro zum global Player
Als zweiten Preisträger ehrt die DBU Günther Cramer, Aufsichtsratsvorsitzender von SMA im hessischen Niestetal. Cramer bekommt die Auszeichnung für seine Pionierleistung bei der Entwicklung von Wechselrichtern. „Mit seinen technologischen Spitzenleistungen in der Photovoltaik verfolgt Günther Cramer seit mehr als 30 Jahren die Vision, den Systemwandel hin zu einer hundertprozentigen dezentralen Energieversorgung mit erneuerbaren Energien möglich zu machen“, sagte Brickwedde. „Er will die Solarenergie auch in Regionen bringen, die nicht an das Stromnetz angebunden sind. Gemeinsam mit seinen Gründerkollegen Peter Drews und Reiner Wettlaufer gelang es Cramer, durch konsequentes Fokussieren auf Forschung und Entwicklung die SMA von einem kleinen Ingenieurbüro zum global operierenden Technologie- und Marktführer mit mehr als 5.500 Mitarbeitern zu entwickeln.“
Großer Beitrag zur klimaschonenden Energieversorgung
Der Deutsche Umweltpreis ist mit 500.000 Euro der höchstdotierte Preis seiner Art in Europa. Mit der Vergabe an die drei Photovoltaikpioiniere will die DBU angesichts der Krise, in der die Branche derzeit steckt und von der inzwischen auch SMA betroffen ist, ein Zeichen setzen. Schließlich rechnet das hessische Unternehmen im nächsten Jahr mit einem erheblichen Umsatzrückgang und kündigt den Abbau von etwa 1.000 Stellen an. „Wir müssen jetzt den langen Atem beibehalten“, sagte Brickwedde. „Die Photovoltaik hat weltweit sehr große Chancen. Deutschland ist in der Technik vorn auf Platz Eins und unsere Chancen werden auch wirtschaftlich besser. Die Konzentratorphotovoltaik gehört mit Modulwirkungsgraden von rund 30 Prozent weltweit zur Spitze der Photovoltaikindustrie und leistet einen großen Beitrag zur klimaschonenden Energieversorgung“, sagte Brickwedde. (Sven Ullrich)