Seit zwei Jahren lebt Familie Holzner in einem für Sie neu erbauten sogenannten Sonnenhaus in der kleinen bayerischen Gemeinde Niederwinkling (Landkreis Straubing-Bogen). Ein thermisches Sonnenhaus, wie es die Holzners gebaut haben, funktioniert so: solange die Sonne ihre Energie in die Solarthermieanlage liefert, bleibt der Pufferspeicher gefüllt, um auch im Winter und in den Übergangszeiten für ein warmes Haus zu sorgen. Wird der Speicher an trüben und kalten Tagen leer, nutzt man die Holzfeuerung, um damit den Speicher wieder zu erwärmen. Dieses Sonnenhaus-Konzept funktioniert ganz ohne fossile Brennstoffe. Was die Sonne nicht liefert, wird mit dem Holz ergänzt.
Das Haus der Holzners hebt sich schon optisch deutlich von der umgebenden Bebauung ab: Viele Bungalows im Umfeld, konventionelle Häuser, ein Pultdach gibt es hier kein zweites. Wir möchten wissen, wie die Akzeptanz der Nachbarn so ausfällt. Christiane Holzner beschreibt das so: „Schon am Anfang waren eigentlich alle positiv gestimmt, meinten aber: ,Für uns wäre das eher nichts.‘ Und je länger wir hier sind und die Energiediskussionen laufen, desto positiver wird das Feedback des Umfelds, dass wir es richtig gemacht haben. Heute hören wir auch von denen, die am Anfang eher skeptisch waren, andere Töne: ,Wenn wir das damals gewusst hätten…‘
Familie Holzner hatte bei der Planung weniger Bedenken ob das Haus im Winter warm wird, sondern dass es im Sommer vielleicht zu heiß werden könnte wegen der großen Fenster. Jetzt ist klar, dass es im Sommer ein wenig wärmer ist, als in einem konventionellen Haus, aber durch den vorgesetzten Balkon bzw. die Solaranlage, sind die Räume im Süden im Sommer beschattet. Und in der Übergangszeit oder im Winter scheint die Sonne in die Räume. Im Winter profitiert der Süden Bayerns von einer hohen Strahlungsquote, aber die Wohnlage nahe der nur 10 Kilometer entfernten Donau bringt gerade im Herbst und Winter viele Nebellagen. Zudem war der erste Winter alles andere als günstig. Christiane Holzner erinnert sich genau: „21/22 war es ab November durchgehend neblig, erst im Januar gab es manchmal sonnige Phasen. Zwischen Mitte November bis Mitte Februar benutzten wir im Schnitt alle 4-5 Tage die Holzheizung.“ An das Leben in und mit einem Sonnenhaus haben sich die Holzners ganz schnell gewöhnt. Einheizen mit Holz war nichts Neues, denn im alten Haus gab es einen Kachelofen. Interessanterweise war der Verbrauch im alten Haus mit dem Kachelofen genauso hoch, obwohl die gesamte Grundheizung damals fossil erfolgte. Familie Holzner hatte erwartet, dass man Handlungsbedarf erst feststellt, wenn die Raumtemperatur absinkt.
Aber der Lerneffekt ist subtiler: Wenn der Mischer am Waschbecken weiter auf „Warm“ gedreht werden muss, ist das ein frühzeitiges Indiz, dass die Temperatur im Speicher beginnt abzusinken. Genug Reaktionszeit, um einen „Heiztag“ einzuplanen, an dem der Holzofen geschürt wird. Eine Ladung reicht für 3 bis 3,5 Stunden. Das wird am Heiztag drei bis vier Mal wiederholt und reicht dann mindestens für vier bis fünf trübe kalte Tage. Wenn es dazwischen einen sonnigen Tag gibt, aber auch viel länger. Bezogen auf den Energiebedarf des Gebäudes für Heizung und Warmwasser ergibt sich eine Autarkiequote von rund 60 Prozent, die rein aus der Kraft der Sonne gewonnen werden.
Infos und Daten:
• Energieautarkes Sonnenhaus, Wohnfläche 216 m²
• Zweifamilienhaus in Ziegel und Holzhybridbauweise im KfW Effizienzhaus 40 Standard.
• Erdgeschosswohnung komplett barrierefrei auch an den Terrassenausgängen.
• Solarthermieanlage mit 7260l Wasserspeicher mit ca 420kWh Energiespeichervermögen und 45m2 Bruttokollektorfläche.
• Primärenergieverbrauch spezifisch nach ENEV 9kWh m²/Jahr
• Bilanzierter Energieverbrauch: Effizienzhaus Plus-Standard und KfW Effizienzhaus 40 Standard
• 9,86 kW Photovoltaikanlage mit Batteriespeicher 10 kWh Eigenversorgung mit Strom > 70%
• Optimale Anordnung der thermischen und elektrischen Sonnenkollektoren. Die thermischen Solarkollektoren sind mit 75° Neigung nach Süden orientiert.
• Die PV-Module befinden sich auf dem 15° geneigtem Norddach. Der Ertrag der PV Anlage beträgt 89% im Verhältnis zur optimalen Ausrichtung mit Südneigung (Für die Energieautarkie ist jedoch nicht die Peakleistung entscheidend, sondern der kontinuierliche Ertrag durch direkte und diffuse Einstrahlung.) (nw)