Die Planung und Entwicklung eines Offshore-Windparks ist ein langwieriger Prozess. Dies konnte vor den europäischen Küsten beobachtet werden. Umweltschutzauflagen müssen beachtet werden, behördliche Genehmigungen eingeholt und schließlich brauchen solche Projekte Investoren mit starken Nerven und langen Atem. Die USA ist sogar Weltmeister im Ankündigen von Projektierungen vor der Atlantik Küste – und anschließenden jahrelangen Versanden-Lassen der Vorhaben. Viele Pläne und Konzepte stehen auf dem Papier, aber geschehen ist bisher so gut wie nichts: Kein Windpark steht bisher vor den Küsten. Nun holt man sich einst leidige Gegenspieler ins Boot: Das Unternehmen Dominion Virginia Power lässt das amerikanische Umweltschutzinstitut Center for Conservation Biology in Kooperation mit dem Elektronikspezialisten Timmons Group ein sensor-gestütztes Vogelschutzmonitoring für die Errichtung eines Offshore-Windparks vor Virginias Küsten entwickeln. Förderer des Projekts ist das Energieministerium des Bundesstaats Virginia. Das Projekt soll dabei helfen die Vogelzugrouten vor der atlantischen Küste detaillierter zu erfassen, um Empfehlungen für vogelfreundliche Standorte als auch Windkrafttechnik vorzuschlagen.
Gefahr für Vögel
Die amerikanische Vogelschutzvereinigung American Bird Conservancy ist seit langem beunruhigt über die Tötung von Vögeln durch Windkraftanlagen.Insbesondere vor der Küste Virginias machen sie ein beliebtes Vogelfluggebiet aus. Immerhin äußerte sich der oberste Vogelschützer der Region etwas beruhigter: Die vorgesehenen Windparkzonen dort seien nicht so schlimm, wenn die Branche einen Mindestabstand von zehn Meilen vor der Küste einhalten könnte. Die Windparkentwickler wollen sich darauf aber nicht verlassen. Sie nehmen die Vogelschützer mit, obwohl das Entwicklungsgebiet sogar 25 Meilen vor der Küste liegt. Beim anlaufenden Offshore-Projekt vor Virginias Küsten werden die Wissenschaftler vom Center for Conservation Biology eingebunden, obwohl die Anlage zur Versorgung von 700 000 Haushalten sogar 24 Meilen vor der Küste geplant ist. Ausgestattet mit einem Budget von drei Millionen Dollar – gestiftet vom Viginia Department of Mines, Minerals and Energy (DMME) – werden keine Kosten und Mühen gescheut. Das Ziel: Die Partner wollen eine Beschleunigung der Entwicklung der amerikanischen Offshore-Windkraft.
Einrichtung eines Vogelbeobachtungssystem
Bryan Watts, der Direktor des Center for Conservation Biology betont, dass alle beteiligten Unternehmen im eigenen Interesse sich dem Vogelschutz annehmen würden. Sein Institut werde mit verschiedenen Sensorsystemen (thermisch-, akustisch-, radargestützt) für das 112 000 Morgen große Gebiet ein ausgeklügeltes Beobachtungssystem aufbauen. Wie wichtig die Einbindung von Umweltschützern in geplante Windkraftprojekte zur See in den USA ist, berichtete die Dallas Morning News bereits im vergangenen November. Im Rahmen der Planungen für einen Offshore-Windpark in Texas kam es zu Auseinandersetzungen mit dem Texas Parks and Wildlife Department. Der hielt das Projekt Go-Wind für gefährlich, weil zentrale Vogelflugrouten hier über den Golf führten. Der United States Geological Survey (USGS), eine wissenschaftliche Einrichtung des Innenministeriums, untersucht nun durch an Vögel angebrachte GPS-Sender die exakten Vogelflugkorridore. Was etwas dauern dürfte.
Die Ironie dieses Streits: Go-Wind hätte gemäß der Hoffnung einiger in der amerikanischen Windenergiebranche vielleicht sogar der erste Offshore-Windpark der Vereinigten Staaten werden können, nachdem der am längsten als erfolgreich gehandelte Windpark Cape Wind wieder von Verzögerungen geplagt wurde. Immerhin konnten die Cape-Wind-Investoren im März wieder einen Erfolg feiern: Ein offenbar wichtiger Gerichtsbeschluss räumte dem Projekt wieder den Weg frei gegen Vorwürfe ihrer teils namhaften Gegner wie dem Kohle-Industrievertreter William Koch – auch mit Argumenten zum Vogelschutz.
(Per Holderberg)