„Die Idee für einen Windturm entstand eher nebenbei im Garten – ein Spielgerät sollte mit Windkraft angetrieben werden“, erklärt CEO Patrick Richter, der das Projekt seit 2006 zusammen mit dem Ingenieur Karl Bahnmüller entwickelt. Die erfolgreiche Umsetzung des Kinderkarussells gab Anlass, die Idee weiterzuentwickeln. Bahnmüller hatte 35 Jahre als Leiter einer Konstruktionsabteilung gearbeitet und verfolgte das Konzept des ursprünglichen Karussells weiter. Inzwischen haben beide Tüftler rund 15.000 Arbeitsstunden investiert. Die Serienreife soll Mitte 2014 erreicht werden.
Der Prototyp der Turbine hat einen Durchmesser von vier Metern und eine ebensolche Höhe. Immer drei Turbinen sollen beim Projekt der „Agile Wind Power AG“, unter der Bahnmüller und Richter seit letztem Jahr firmieren, übereinander montiert werden. Die erste kommerzielle Anlage wird einen Durchmesser von 12,5 Metern haben. Mit drei Turbinen und dem dazugehörigen Turm beträgt die Gesamthöhe knapp 75 Meter.
Im Juni 2009 wurde die erste Turbine im Windkanal bei der Ruag AG, einem Luftfahrtunternehmen, getestet. Die Ergebnisse bestätigten Richters Erwartungen: „Unsere Windkraftturbine erreichte auf gleichem Raum höhere Leistungen als herkömmliche Dreiblatt-Rotoren.“
Turbinen werden übereinander montiert
Der Windturm erreicht eine Nennleistung von einem halben Megawatt bei einer Windgeschwindigkeit von 15 Metern pro Sekunde. Fernziel der beiden Tüftler ist ein Durchmesser von 30 Metern und eine Nennleistung von 2,7 Megawatt. „Um diese Leistung zu erreichen, werden die Turbinen übereinander angeordnet. Dadurch können gleichzeitig verschiedene Windrichtungen in den verschiedenen Turbinenhöhen ausgenutzt werden“, sagt Richter. Weil die Anlage im Betrieb sehr leise ist – anders als bei herkömmlichen Windenergieanlagen mit drei Flügeln – erwarten die Erfinder einfache Bewilligungen an künftigen Standorten. Richter verweist auch auf den Preis: „Die Kosten pro installierter Kilowattstunde liegen unter tausend Franken, also rund 800 Euro – das macht die Windtürme interessant. Sie sind also günstiger als die klassischen Windenergieanlagen mit drei Flügeln, obwohl sie mehr Strom produzieren können.“
Das Projekt von Bahnmüller und Richter hat bereits Förderungen von rund 400.000 Schweizer Franken erhalten – so auch von den Stadtwerken Winterthur. Damit konnte die erste Prototypenturbine erbaut werden. Das Unternehmen arbeitet bereits mit der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften zusammen und hofft auf Unterstützung der Eidgenössischen Technischen Hochschule Zürich. Die Anlage ist bereits in der Schweiz patentiert, ein internationales Patent angemeldet.