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Wahrnehmung

Ganz Ohr - doch Windpark-Infraschall ist zu leise

Tilman Weber

Über einen langen Zeitraum von 2016 bis Anfang 2019 hatten Forscher der Universitäten TU München, Halle-Wittenberg, Stuttgart und Bielefeld sowie des Karlsruher Technologieinstituts KIT zusammen mit dem Ingenieurdienste-Unternehmen Mesh die messbaren Auswirkungen insbesondere auch von nicht akustisch wahrnehmbarem Infraschall auf Anwohner und ihre Gesundheit untersucht. Schon 2012 und 2014 waren Untersuchungen des hörbaren Schallspektrums vorausgegangen. Hier geben allerdings ohnehin Emissionsobergrenzen den Rahmen vor. Nun haben die Forscher ihre Ergebnisse insbesondere zum Infraschall veröffentlicht, wie das Betreiberunternehmen des untersuchten Testwindparks, WPD Windmanager, in dieser Woche bekannt gab: Die Forscher „konnten … keinen Zusammenhang zwischen akustischen oder seismischen Wellen und körperlichen oder psychischen Beschwerden plausibel nachweisen“, meldet WPD Windmanager.

Die Daten für ihre Infraschallrecherche hatten die Forscher vor allem 2018 erhoben. In dem mit Tremac abgekürzten Forschungsverbund „Objektive Kriterien zu Erschütterungs- und Schallemissionen durch Windenergieanlagen im Binnenland“ spielten auch Bodenerschütterungen durch die Windenergieanlagen als mögliche Auswirkungen auf die Anwohner eine Rolle. Doch die Messungen rings um den Windpark Wilstedt nordöstlich von Bremen sowie um eine Anlage nahe dem baden-württembergischen Ingersheim hätten ergeben, dass die dem Anlagenbetrieb zuordenbaren Schallwellen mit derart niedrigen Frequenzen auf den Bildschirmen und Anzeigen nur äußerst geringe Schallamplituden gezeigt hätten: Sie seien also sehr leise und nicht wahrnehmbar gewesen, deuten die Forscher damit an. „Und auch die gemessenen Bodenschwinggeschwindigkeiten wiesen Amplituden auf, welche um ein Vielfaches unterhalb der Spürbarkeitsgrenze des Menschen liegen“, sagte der Forscher am Institut für Psychologie der Uni Halle-Wittenberg, Johannes Pohl: „Dies macht es unwahrscheinlich, dass diese Wellenarten Stresseffekte auslösen oder ein Grund für erlebte Belästigungen sein können.“

Die Beschwerdeführer zu den angeblichen gesundheitlichen Folgen durch Windparks kann dies womöglich nicht zufriedenstellen, obwohl Haushaltsgeräte wie Kühlschränke ebenso und viel näher Infraschall produzieren. Darauf verwies auch Forscher Pohl aus Halle-Wittenberg: „Weitere Forschungen werden … nötig sein – um einerseits eine noch windparkspezifischere Datenbasis zu schaffen und um andererseits die physikalischen und psychologischen Faktoren, die zu einer Belästigung beitragen können, besser zu verstehen.“ Dennoch verweist der geschäftsführende Gesellschafter von Windparkbetreiber WPD Windmanager, Klaus Meier, auf die nach seiner Beurteilung außergewöhnliche Gründlichkeit des Langzeitforschungsprojektes: „Der Windpark Wilstedt ist das wohl am besten untersuchte Windprojekt Deutschlands“.

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