Zeitgleich zeigten sich zwei enge transatlantische und dazu im Ölgeschäft miteinander verquickte Partner einig, dass sie jeweils einen enormen Schub für den Windenergieausbau erleben. Es geschah während der US-amerikanische Windenergieverband AWEA auf der gleichnamigen traditionellen Messe im zweitgrößten Windkraftland der Welt und während der Mena-Windkonferenz in Dubai – ein Branchentreffen für die Großregion der Länder der arabischen Halbinsel und Nordafrikas.
Die US-Windbranche bekannte sich auf der Messe in New Orleans gar im lange nicht mehr gezeigten Selbstbewusstsein zu einer großartigen Prognose: Bis 2020, so gab sich AWEA-CEO Tom Kiernan überzeugt, werde die Branche in den Vereinigten Staaten nun jährlich zusätzliche 8.000 Megawatt (MW) beziehungsweise acht Gigawatt (GW) installieren können.
Dieses Niveau im jährlichen Windkraft-Ausbau hatte die USA bereits im vergangenen Jahr 2015 sogar noch leicht übertroffen. Dabei wirkte sich schon für 2015 und nach Ansicht der US-Windbranche für die nun kommenden Jahre aus, dass der US-Kongress entgegen bisheriger Usancen das zentrale Förderinstrument für die Windkraft nun für rund fünf Jahre lang bereit gelegt hat: Die Steuerbefreiungsregel PTC muss nicht mehr jedes Jahr neu von beiden US-Parlamentshäusern verlängert werden, um dabei der Branche empfindliche Verzögerungen der Anschlussförderung einzubrocken. Stattdessen hat der Kongress zuletzt PTC für einen Zeitraum bis zum Ende des Jahrzehnts bestätigt. Dafür soll die Steuererlassregel für neue Windparkinvestitionen nun einer Degression erliegen.
Angesichts des aktuellen Stimmung der Windkraft und politisch-ökonomischen Vorzeichen könne die Windkraft somit tatsächlich bis 2020 das vom Energieministerium vorgegebene Ziel eines Versorgungsanteils beim Strom von zehn Prozent erreichen, hieß es dann auf einem der vom AWEA geleiteten und mit Unternehmensführern besetzten Podien. Das Ministerium hatte einen Anteil von zehn Prozent Windstrom nämlich bereits vor einem Jahr als Ziel für 2020 genannt.
Saudi-Arabien: Bringt Nationales-Erneuerbaren-Ziel schnellen Windkraftstart?
Beim einen Tag später begonnenen arabisch-nordafrikanischen Branchenevent Mena Wind 2016 zeigten sich derweil führende Manager größerer Energieunternehmen Saudi-Arabiens überzeugt, dass im wichtigsten Ölland der Erde, Saudi Arabien, nun endlich die Windenergiewende beginne. Bislang hat Saudi Arabien noch keine Windkraft im Land investiert. Ankündigungen zu einem Umbau der eigenen Energieversorgung und zu mehr Unabhängigkeit vom zentralen Wirtschaftszweig des Wüstenstaates von der Haupteinnahmequelle Öl nehmen seit 2013 Gestalt an. Nun will Saudi-Arabien bis 2023 rund 9,5 Gigawatt (GW) an Wind und Solarenergie installiert haben. Wie viel Anteil daran die Windkraft haben soll, legte Riad nicht fest.
Laut dem Chef der Erneuerbaren-Sparte des Konzerns Aramco, Tim Polega, haben saudische Firmen bislang rund 5,5 Milliarden US-Dollar – umgerechnet derzeit knapp 5 Milliarden Euro – in Erneuerbare-Energien-Projekte weltweit investiert. Weitere 16 Milliarden US-Dollar – 14,4 Milliarden Euro – seien fest in bis 2018 vorgesehene Installationen regenerativer Energie-Anlagen investiert. Allerdings sei nur sehr wenig davon in Saudi-Arabien selbst geplant.
(Tilman Weber)