Springe auf Hauptinhalt Springe auf Hauptmenü Springe auf SiteSearch
Vestas-Designer Alistair Tillman

"Zunächst mit Kunden diskutiert"

ERNEUERBARE ENERGIEN: Womit haben Sie beim Design der V164 begonnen?

Alistair Tillman: Für Vestas ist die Methode wichtig. Wir arbeiten mit Six Sigma. Für die V164-Plattform haben wir mit unseren Kunden zunächst in Workshops diskutiert, welche Erwartungen und Bedürfnisse sie an die Anlagen stellen. Ein Beispiel ist der Blitzschutz, den die Kunden als sensiblen Bereich einschätzen. Also planen wir das Rotorblatt mit einer Metallspitze als Blitzschutz. Die Frage ist immer, welche Funktionen das Produkt bedienen muss? Dann definieren wir die Optionen oder Lösungen. Die Metallspitze ist eine Lösung, aber ist es schon die gesamte Lösung oder nur ein Teil davon.

Wann haben Sie mit dem Design begonnen?

Tillman: Das Produktdesign steht am Anfang der Entwicklung. Wir legen die Anforderungen fest, drei Blätter, 80 Meter lange Flügel. Wir berechnen die Lasten, alle arbeiten zusammen. Das ist ein sehr interaktiver Vorgang mit vielen unterschiedlichen Systemen. Das ist nicht, womit die Plattform plötzlich herauskommt. Die Produktintegration gibt uns die Informationen, die wir brauchen um zu sehen, welche Auswirkung Veränderungen auf das Blatt haben. Wir geben unsererseits Ergebnisse wiederum zurück an das Integrationsteam. Sie versuchen, die Lasten abzustimmen auf die unterschiedlichen Systeme wie Turm, Fundament, Maschinenträger, Pitch.

Was waren die schwierigsten Bereiche in der Konstruktion?

Tillman: Entscheidend war, dass wir uns mit der Blattseitenkante etwas einfallen lassen mussten. Das war der Grund für die Integration eines dritten Netzes und der Kohlefaser. Das ermöglichte uns, die extremen Lasten in den Griff zu kriegen, die durch die Struktur der Seitenkanten gehen. Dadurch waren wir in der Lage, die Lasten in die Blattwurzel abzuleiten. Es gibt zwei Aspekte: der Krümmung der Seitenkante vorbeugen. Aber auch die Lasten in die Schraubverbindungen des Lagers zu leiten, das mit dem Pitch verbunden ist.

Ideal ist es, wenn an jeder Schraubverbindung die gleichen Lasten entstehen. Wir versuchen, dieses Ziel zu erreichen, aber es gibt auch einen bestimmten Toleranzbereich. Wir arbeiten also in diesem Bereich, wenn wir zum Beispiel die verschieden Schichten aufbringen. Am Ende waren die Leute, die mit dem Pitchsystem arbeiten, zufrieden, was bedeutet, dass die Schraubverbindungen die Anforderungen an eine 25jährige Lebensdauer erfüllen.

Werden Turbinen künftig noch größer als acht MW?

Tillman: Ich glaube schon. Wir sind noch nicht am Limit. Aber wann? Das ist die große Frage. Erst einmal müssen wir jetzt die acht Megawatt umsetzen. Die Investitionssumme für Werkzeuge und Teststände erhöht sich überproportional. Das muss alles finanziert werden.  

Vita: Tillman arbeitet zuvor in der Automobilindustrie und dann bei einem Zulieferer, bevor er zu Vestas kam. (Interview: Nicole Weinhold)