In Deutschland sind im vergangenen Jahr über 500 Megawatt Offshore-Windleistung und 4.750 Megawatt Windkraftleistung an Land neu installiert worden. Beides sind Installationsrekorde, die es bisher hierzulande von der Windkraft noch nicht gegeben hat. Die Zahlen für die Meereswindkraft wurden bereits Mitte Januar vorgestellt. In dieser Woche präsentierte Anna Wallasch von der Deutschen Windguard die Onshore-Installationen. Windguard hatte sie im Auftrag des Bundesverbandes Windenergie (BWE) und des VDMA Power Systems ermittelt. Gegenüber dem Vorjahr mit 2.998 Megawatt konnte der Onshore-Zubau um 58 Prozent erhöht werden.
Wie sahen die Onshore-Zahlen im Einzelnen aus? Der Rotordurchmesser sei auf durchschnittlich 99 Meter gewachsen, sagte Anna Wallasch. "Die Nabenhöhe ist mit 116 Meter im Durchschnitt etwa gleich geblieben." Die meisten Anlagen sind in Schleswig-Holstein ans Netz gegangen. "Schleswig-Holstein hat mehr als ein Viertel des gesamten Zubaus geleistet", so Wallasch. 1,3 Gigawatt waren es. Auf Platz zwei landete Niedersachsen mit 627 Megawatt gefolgt von Brandenburg mit 498 MW. Das Schlusslicht bildete Berlin. Mal wieder. Aber immerhin, 2014 wurde in der Metropolregion das zwei Windrad überhaupt aufgebaut. In Bremen wurden derweil gleich sechs Anlagen neu installiert. Bei der kumulierten Leistung ist Niedersachsen unangefochtener Spitzenreiter mit 8,2 Gigawatt.
Lars Bondo Krogsgaard, Vorsitzender des Lenkungsgremiums Windenergieanlagen im VDMA und Vorstand des Turbinenherstellers Nordex, erklärte, insgesamt seien rund 44 Gigawatt weltweit neu installiert worden. Auch hier ein stattlicher Zuwachs - immerhin 30 Prozent. Vor allem China habe man diese Zahlen zu verdanken. Die Volksrepublik hat 20,7 Gigawatt Wind allein 2014 ans Netz gebracht. In den USA waren es laut VDMA 4,7 GW, in Brasilien 2,9 GW. Mit Blick auf Europa sagte er: "In Frankreich läuft einiges, hier wurde etwa ein Gigawatt installiert." Auch Finnland, Schweden und Großbritannien seien stark gewesen. Es gibt aber auch traurige Geschichten. "In Spanien passiert gar nichts", so Krogsgaard. Dort wurde die Förderung des ehemals boomenden Windlands komplett gestrichten - selbst vor dem Bestandsschutz machte die Regierung nicht halt.
Der VDMA prognostiziert für Deutschland 4,3 GW Zubau Onshore 2015. 2016 könnten es laut Krogsgaard 3,4 bis 3,5 GW werden. Weltweit sollen 2015 die Installationszahlen mit 47 GW noch einmal getoppt werden. Krogsgaards Unternehmen Nordex hat in Deutschland 2014 gegenüber 2013 um 64 Prozent zugelegt. Die Firma hat 169 Windenergieanlagen mit 412,5 MW aufgebaut.
Wind erreicht Regierungsziele
Hermann Albers, Präsident des Bundesverbandes Windenergie, erklärte, er freue sich, dass Bund und Länder nun beide den Windkrafterfolg für sich verbuchen können. "In der Vergangenheit hat es immer wieder Streit zwischen beiden gegeben über die Ausbauziele. Die Länder wollten immer etwas mehr machen als der Bund", so Albers. Er erklärte, die Anlagenanzahl sei gar nicht so massiv angestiegen, aber die Anlagen seien heute deutlich leistungsstärker und effizienter. Und tatsächlich wurden im bis dahin besten Jahr 2002 mehr Anlagen aufgestellt als 2014, aber mit einer geringeren Gesamtleistung. Das Gesamtinvestment bezifferte Albers auf 6,2 Milliarden Euro. "Diese Industrie ist wirtschaftspolitisch hoch interessant", so Albers. 120.000 Jobs seien an die Windkraft gebunden, wobei bereits drei von vier Jobs in Verbindung mit dem Export von Turbinen stünden.
150 Millionen Euro für den Naturschutz
Zudem seien 150 Millionen Euro in den Naturschutz geflossen und Flächen in einer Größenordnung von 3.500 Hektar. Die Windkraft überschreitet nun zwar den Zubaukorridor der Bundesregierung für die Windkraft von 2,5 Gigawatt. Aber dadurch dass PV und Biogas ihre Korridore nicht erreicht hätten, sei nur durch Windkraft überhaupt der Korridor erreicht worden.
Was waren die Gründe für das erfolgreiche Jahr? Für Albers war das zum einen das Ergebnis von Fukushima. Nach dem Reaktorunfall dort hätten viele Landesregierungen neue Flächen für die Windkraft ausgewiesen. "Das war zum Beispiel in Schleswig-Holstein der Fall", so der BWE-Präsident. Zweitens habe es einen Vorzieheffekt gegeben, weil viel Planer wegen des vorgesehenen Systemwechsels hin zu Ausschreibungen verunsichert seien. (Nicole Weinhold)