Tilman Weber
Außer einem schon detailliert angekündigten Projekt der Floating-Offshore-Technologie mit vier Senvion-Anlagen könnte auch ein schwimmendes Siemens-Windfeld bis 2020 ans französische Netz gehen. Auf diesen Zeitplan für das Siemens-Windturbinen-Projekt, noch bis 2020 ans Netz zu gehen, verweist jetzt der niederländische Schwimmfundamente-Hersteller SBM Offshore. Das Unternehmen meldet die offizielle Bestätigung der technischen Eignung seiner Schwimmfundamente für den im Mittelmeer geplanten Windpark mit 24 Megawatt (MW) Gesamtleistung. Das US-amerikanische American Bureau of Shipping (AIB) habe nach einer Überprüfung der Auslegung der Schwimmfundamente und ihrer Belastungsfähigkeit festgestellt, dass die Konstruktion für die am geplanten Standort vorherrschenden Umweltbedingungen geeignet seien. AIB bestätige damit, dass die Schwimmfundamente sowohl die Extremlasten als auch die Ermüdungsbeanspruchung durch die französischen Winde und Wellen aushielten.
Das Projekt sieht drei Windturbinen der getriebelosen Siemens-Antriebstechnologie und einer Nennleistung von jeweils acht MW vor. Sie sollen 17 Kilometer vor der Küste der südfranzösischen Provinz Provence in Betrieb gehen. Investor ist der französische Energiekonzern EDF, der das Projekt seit 2015 als Windpark Provence Grand Large mit staatlichem Segen vorantreibt. Der Windpark wird vor dem in der Rhône-Mündung gelegenen Örtchen Port Saint Louis du Rhône entstehen, einem Vorort der Hafenmetropole Marseilles. 2016 hatte SBM Offshore durch EDF den Zuschlag zu Entwicklung und Bau der Schwimmfundamente erhalten. Die Bestätigung der Standort-Reife der Schwimmfundamente für die tatsächlichen Umweltbedingungen an dem Mittelmeerstandort bestätigt nun die geplante Fertigstellung des Windparks bis 2020. „Das ist ein Schlüsselmoment im Entwicklungsprozess hin zur großformatigen Anwendung unserer Wind-Schwimmfundamente, und unterstreicht zugleich SBM´s starkes Bekenntnis zu Erneuerbare-Energien-Lösungen“, sagte die Geschäftsführerin der zuständigen SBM-Sparte, Séverine Baudic (siehe Bildergalerie am Textende).
Frankreich erprobt TLP-Technik mit Unterwasserauftrieb in Pilotprojekt
Die sogenannte TLP-Technologie der Schwimmfundamente von SBM sieht eine pyramidenförmige Gitterstruktur mit drei Schwimmern vor, die dem Fundament seinen Auftrieb geben (siehe Bildergalerie am Textende). Die an Stahlankerseilen unter Wasser gezogene Konstruktion erhält durch die Schwimmer ihren Auftrieb. Die permanent und an allen drei Schwimmern gleichmäßig nach oben ziehenden Auftriebskräfte stabilisieren die waagerechte Ausrichtung des Schwimmfundamentes und die senkrechte Ausrichtung der Windenergieanlage.
Ebenfalls bis 2020 wollen auch die Gesellschafter des zweiten Mittelmeerpilotprojekts für schwimmende Offshore-Windparks fertig werden. Das Vorhaben Eolmed mit knapp 25 MW entsteht vor dem gut 150 Kilometer südwestlich der Rhône-Mündung gelegenen Küstenort Gruissan. Vorgesehen sind hier vier Senvion-Turbinen mit je 6,15 MW Nennleistung auf Schwimmern des französischen Unternehmens Eolmed. Hier haben die Schwimmer einen quadratischen rahmenförmigen Grundriss und ragen stabil über die Wasseroberfläche (siehe Bildergalerie am Textende). Das Fundament dient zugleich als Ponton zum Anlanden von Arbeitern und zum Entladen herangeschiffter Ersatzteile.
Testturbine für Floating Offshore liefert ersten Meereswind-Strom
Ein erstes Test-Modell mit einer Zwei-MW-Windturbine von Vestas ist im Sommer vor der Atlantikküste in Betrieb gegangen. Ein zweites Testmodell mit einer zweiflügeligen Drei-MW-Anlage aus der Entwicklung des deutschen Windturbinen-Designer-Unternehmens Aerodyn folgte kurz danach unter dem Projektnamen Nedo in Japan.