Im Solar Valley rund um Bitterfeld-Wolfen wird klar, dass die Photovoltaik endlich den Massenmarkt erreicht hat. Denn mit dem ersten Warnstreik bei Solibro kehrt eine Normalität in der Branche ein, die bei neuen Technologien selten stattfindet: Gewerkschaften und Industrie stehen sich gegenüber. Laut IG Metall liegen die Löhne in der PV-Branche 20 bis 30 Prozent niedriger als in den Metall- und Elektrobranchen in Sachsen-Anhalt - ganz zu schweigen von Weihnachts- oder Urlaubsgeld. Klingt wie osteuropäische Verhältnisse und mag angesichts der asiatischen Arbeitsbedingungen trotzdem noch wie ein Schlaraffenland anmuten. Aber was ist der Maßstab?
Es könnte sein, dass das Aufbegehren angesichts der Preiskampfes auf dem sich konsolidierenden PV-Markt zugunsten von Firmen verläuft, die bereits in Asien produzieren. Dann wären solche Forderungen der Gewerkschaften der Sargnagel für die Solarmodulproduktion in Deutschland. Andererseits kann das mantraartige Wiederholen der enormen Arbeitsplatzbeschaffung durch die Erneuerbaren Energien nicht bedeuten, dass die Mitarbeiter unter asiatischen oder osteuroäischen Bedingungen arbeiten.
Das Tochterunternehmen der wieder erstarkten Q-Cells bot eine Einmalzahlung von 1000 EUR an. Die Gewerkschaft machte deutlich, dass bei diesen Verhältnissen auch die Ingenieure abwandern, also nicht nur die Produktionsmitarbeiter betroffen seien. Die 2.700 Mitarbeiter von Solibro werden heute nachmittag daher in einem Warnstreik die Arbeit niederlegen. Ob das der Anfang zum Fanal der PV-Produktion im Solar Valley ist? (jw)