Wie das Windturbinenunternehmen nun mitteilte, bestellte die traditionelle dänische Projektentwicklungsfirma Eurowind Energy A/S von Siemens Gamesa acht Anlagen vom neuesten Turbinentyp SG 6.6-170 für den geplanten Windpark Pecineaga. Die für 6,6 Megawatt Nennleistung (MW) und mit 170 Meter Rotordurchmesser konzipierten und somit bislang größten Windenergieanlagen der Welt für Standorte an Land sollen Ende 2024 an den Standort nahe der gleichnamigen Gemeinde ganz im Südosten des Landes kommen. Die Gemeinde hat eine Entfernung zur Schwarzmeerküste von nur sechs bis sieben Kilometern. Das flache Land lässt gute ungestörte Windströmungen für die Hocheffizienzanlagen der modernen Anlagengeneration 6.X-MW zu.
Das 48-MW-Projekt steht zugleich für den Rückstart beziehungsweise den Start zurück in den Windenergieausbau des Landes. In den vergangenen vier Jahren hatte die Windstromerzeugungskapazität aufgrund des Stillstands der Energiewende in Rumänien um exakt Null MW zugenommen. Der letzte nennenswerte Zubau mit Nettozuwachs der installierten Gesamt-Windkraftkapazität des Landes hatte 2014 mit knapp mehr als 350 MW stattgefunden. 2015 bis 2017 hatte das dann beendete System mit einer im europäischen Vergleich hohen Einspeisevergütung im Rahmen eines Grünstromzertifikatehandels gerade noch einen Restzubau von 20, 50 und 5 MW bewirkt.
2020 hatte der um die Wende zum vergangenen Jahrzehnt als Windkraft-Hoffnungsland hoch gehandelte osteuropäische Staat erstmals wieder Ausbauplanungen bekannt gegeben. Rumänien übergab damals der Europäischen Union (EU) den gemäß EU-Beschlüssen erforderlichen Nationalen Energie- und Klimaplan (international übliche Abkürzung: NECP) und bestätigte ihn, wonach von 2021 bis 2030 rund 3,7 Gigawatt (GW) mehr Photovoltaik ans Stromnetz kommen soll sowie 2,3 GW mehr Windkraft. Der rumänische Staat sieht die Auszahlung von Fördermitteln als Beihilfen für die windparkbetreibenden Firmen vor, wobei pro MW 650.000 Euro fließen dürfen und maximal 15 Millionen Euro für einen einzelnen Windpark. Die EU hat die Beihilfen genehmigt und liefert das Geld dafür gleich selbst: Die geplanten Beihilfeausgaben betragen gemäß Informationen der deutschen Außenhandelsfördergesellschaft GTAI fast 500 Millionen Euro und beziehen das Kapital aus der sogenannten Aufbau- und Resilienzfazilität der EU, mit der die Staatengemeinschaft den Wiederaufbau der Wirtschaften in den Mitgliedsländern nach der Coronapandemie stärkt. Die Investitionen der somit geförderten Projekte müssen bis Juli 2024 getätigt sein.
Nächstes Klimaschutzziel des Landes ist der Ausstieg aus der Kohlekraft bis im Jahr 2032. Die Regierung hatte es im Juni vergangenen Jahres als Antwort auf die Verpflichtung der EU-Länder auf die Pariser Klimaschutzziele vom Gipfel der Vereinten Nationen im Jahr 2015 ausgerufen. Mit dem Ausstieg aus der besonders CO2-emissionsreichen Kohlekraftnutzung sollen die Länder ihre Kohlendioxidemissionen drastisch reduzieren, die aufgrund der großen Emissionsmengen weltweit besonders zur Klimaerwärmung beitragen. Die Vereinbarung der sich zu den Pariser Klimazielen bekennenden Länder sieht hierzu vor, dass die Erderwärmung nicht mehr als zwei Grad Celsius und so wenig wie möglich oberhalb der Schwelle von 1,5 Grad Celsius betragen darf. Für die Vergütung von emissionsfrei und umweltfreundlich erzeugtem Grünstrom aus Erneuerbare-Energien-Anlagen hatte die Regierung zuletzt für 2022 die Einführung von Ausschreibungen von Windenergie- und Photovoltaik-Projekten mit dem Abschluss Differenzverträgen angekündigt. Ab 2023 sollten die sogenannten Contracts for Difference (CFD) demnach bei bezuschlagten Projekten einen fixen Einspeisepreis sichern. CFD-Verfahren sehen dabei vor, dass Netzbetreiber oder Staat die Einnahmen aus dem freien Handel mit den eingespeisten Strommengen bis zum Erreichen des festgelegten CFD-Preises aufstocken oder die Windstromerzeuger alle Stromhandelmehreinnahmen oberhalb des CFD-Einspeisepreises an Staat oder Netzbetreiber zurückzahlen. Zudem hatte das Land für 2022 eine Offshore-Windkraft-Gesetzgebung in Aussicht gestellt. Anfang dieses Jahres hatte Offshore-Windpark-Projektierungsunternehmen WPD wohl deshalb bekannt gegeben, schon Ende Juli 2021 die Entwicklung zweier rumänischer Offshore-Projekte im Schwarzen Meer mit zusammen zwei GW in Angriff genommen zu haben. Allerdings lassen beide angekündigten Regelungen noch immer auf sich warten.
Tatsächlich soll der geplante 48-MW-Windpark Pecineaga das erste nicht finanziell geförderte Erneuerbaren-Projekt des Landes werden. Projektentwickler sähen nun Gelegenheiten für die Windenergiebranche auf einer subventionsfreien Grundlage wieder Fahrt aufzunehmen, erklärten Siemens Gamesa und Eurowind Energy.
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