Die Internationale Agentur für Erneuerbare Energien (IRENA) hat eine Onlineplattform für eine effiziente Planung von Ökostromprojekten entwickelt. Das Tool enthält einen Projekt- und Finanznavigator. Letzterer informiert unter anderem über die existierenden Fördermöglichkeiten. Dazu haben die Entwickler bei der IRENA die Unterstützungssysteme weltweit gesammelt und länderspezifisch in das Tool eingebunden. Zusätzlich kann der Nutzer direkt auf die Internetseite des jeweiligen Fördergebers gehen und sich dort über die aktuellen Entwicklungen und Bedingungen informieren.
Administrative und natürliche Bedingungen analysieren
Diese Informationen fließen wiederum in den Projektnavigator ein. Hier kann der Projektentwickler sein gesamtes Vorhaben über sechs Phasen planen und erhält so einen Überblick, ob sich die Anlage rentiert oder nicht. Außerdem kann er dort festhalten, mit welchen Partnern vor Ort er zusammenarbeiten muss und welche konkreten gesetzlichen Bedingungen in den einzelnen Ländern gelten. Dazu gehören sogenannte Local-Content-Regelungen, also der verpflichtende Einbau von lokal hergestellten Komponenten, genauso wie die Regelungen zum Netzanschluss und zum Netmetering.
Aber auch die natürlichen und logistischen Bedingungen werden hier mit einbezogen. Dabei geht es unter anderem um die Sonneneinstrahlung am Ort, wo die geplante Anlage einmal stehen soll. Außerdem muss die benötigte Infrastruktur vorhanden und das Land, auf dem die Anlage stehen soll, auch verfügbar sein. Zusätzlich geht es hier um die Frage, ob ein Netzanschluss überhaupt möglich ist, die notwendigen Genehmigungen zu beschaffen sind, die Arbeitskräfte vor Ort vorhanden sind, um die Anlage zu betreiben, die Finanzierung gesichert ist und der lokale Energiemarkt stabil genug ist, damit die Anlage über ihre Lebenszeit auch wirtschaftlich betrieben werden kann. „Wenn eine dieser Fragen mit Nein beantwortet wird, ist die Realisierbarkeit des Projektes in Frage gestellt“, betonen die Entwickler der Plattform.
Konkrete Angaben zur Finanzierung
In einer weiteren Phase geht es um die Finanzierung des Projektes. Hier hält der Projektentwickler konkrete Angaben fest, ob es eine Einspeisevergütung gibt oder er sich einen Stromabnehmer zur Direktbelieferung suchen muss. Hier haben die Entwickler ein Tool zur Analyse der Struktur der Anteilseigner eingebaut. Zusätzlich bekommt der Projektentwickler einen Überblick über die kritischen Faktoren, die einer erfolgreichen Umsetzung des Projekts im Wege stehen könnten, nachdem bereits der richtige Standort gefunden ist und die Projektplanung konkret wird. Auch hier bekommt der Projektentwickler noch einmal eine Checkliste, anhand derer er die Machbarkeit des gesamten Projekts nochmals überprüfen kann. Nachdem der Projektentwickler die ersten fünf Phasen absolviert hat und das Vorhaben immer noch rentabel umgesetzt werden kann, geht es in die eigentliche Projektentwicklungsphase. In dieser Phase schließt der Projektentwickler die notwendigen Verträge ab, entwirft einen Fahrplan für den Bau der Anlage und macht eine Aufstellung über die gesamten Materialien und Komponenten, die zum Bau der Anlage notwendig sind. Zudem ordert er das für den Bau benötigte Personal. Erst wenn diese Phase beendet ist, beginnt der eigentliche Aufbau der Anlage.
Werkzeuge für jede einzelne Vorbereitungsphase
Für jede einzelne Phase stellt die Plattform einige Tools zur Verfügung, mit denen der Projektentwickler einfacher den Überblick behalten kann, was für den weiteren Verlauf notwendig ist und ob die Anlage überhaupt wirtschaftlich gebaut und betrieben werden kann. Zusätzlich kann sich der Entwickler hier an einigen Beispielprojekten orientieren. „Denn viele erfolgversprechende Projekte zur Erzeugung erneuerbarer Energien scheitern am fehlenden Wissen oder der fehlenden Erfahrung, wie man ein solches Projekt vorwärts treibt“, erklären die Entwickler der Onlineplattform. „Erfolgreiche Projekte sind charakterisiert durch ein stabiles Wissen über die Technologien aber auch durch einen belastbaren Projektplan und die Einbeziehung der Finanzierungsinstrumente und einer Analyse der Investitionsstruktur.“
Sicher durch alle Stufen der Planung
Der Projektnavigator führt den Projektentwickler sicher durch alle Stufen der Planung von der ersten Idee bis hin zur erfolgreichen Umsetzung. „Dieses neue Werkzeug macht es einfacher für Projektentwickler, den Bau einer Anlage irgendwo auf der Welt anzustoßen, zu entwickeln, zu finanzieren und letztlich erfolgreich umzusetzen“, lobt Adnan Amin, Generaldirektor der IRENA. „Es hilft dabei, die Hürden zu überwinden, die jedes mal am Anfang eines Projektes stehen. Dadurch werden mehr Solarkraftwerke, Windparks, Bioenergie- oder Wasserkraftanlagen gebaut“, ist sich Amin sicher. Mit dem Projektnavigator will die IRENA helfen, dass mehr Ideen für den Bau einer Anlage zur Ökostromerzeugung auch tatsächlich umgesetzt werden. „Dieses Tool hilft den Projektentwicklern, die eine überzeugende Idee für den Bau einer Anlage zu Produktion erneuerbarer Energien haben, aber über ein begrenztes Wissen über die Projektfinanzierung verfügen. Denn die Finanzierung ist eine der entscheidenden Hürden bei der Umsetzung eines erfolgreichen Projekts“, erklärt Roland Roesch, Programmchef bei der IRENA. Unter seiner Leitung ist der Projektnavigator entstanden. Er richtet sich vor allem an Unternehmer, Stadtplaner und Forscher. Aber auch lokale Energieunternehmen können von dem neuen Onlinetool profitieren. (Sven Ullrich)