Katharina Garus
Der Übertragungsnetzbetreiber TenneT hat die Aufträge für die Realisierung der Offshore-Netzanbindung DolWin5 vergeben. Den Stahlbau für die Konverterstation DolWin epsilon wird Keppel FELS in seiner Werft in Singapur bauen. Die technischen Komponenten wird Aibel in seiner Werft im norwegischen Haugesund einbauen. Als Unterauftragnehmer für die Höchstspannungsgleichstromtechnik ist ABB mit im Boot.
Umspannstation wird überflüssig
Über DolWin5 werden die Windparks Borkum Riffgrund West I und II und Northern Energy OWP West angeschlossen. Die Konverterstation DolWin epsilon wird über ein 100 Kilometer langes Seekabel mit dem an der Emsmündung gelegenen Anlandungspunkt Hamswehrum in Ostfriesland verbunden. Ein 30 Kilometer langes Landkabel bringt den Offshore-Windstrom zur Konverterstation in Emden. Die Fertigstellung ist für 2024 geplant.
Bei DolWin5 kann erstmals auf parkinterne Umspannstationen verzichtet werden. Stattdessen werden die Windenergieanlagen direkt über 66-Kilovolt-Drehstromkabel an die Konverterstation von TenneT angebunden. Dort wird der Drehstrom in Gleichstrom umgewandelt und über eine 130 Kilometer lange Höchstspannungsgleichstromleitung zur entsprechenden Konverterstation an Land transportiert. „Diese innovative Technik führt zu einer enormen Kostenreduktion. Etwa 200 Millionen Euro werden gesamtwirtschaftlich durch die neue Direktverbindung eingespart”, sagt Tim Meyerjürgens, COO von Tennet.
Tennet betont Kostensenkung
Nur wenige Tage nachdem Örsted das deutsche System zur Netzanbindug von Offshore-Windparks deutlich kritisiert hat, betont Tennet vor allem die in den vergangenen Jahren erzielten Kosteneinsparungen: „Mit der Vergabe von DolWin5 setzen wir die kontinuierliche Kostenreduktion beim Bau von Offshore-Netzanbindungssystemen fort“, sagt Tim Meyerjürgens. „Rückblickend ist es uns gelungen, die Kosten für die jüngsten noch in Realisierung befindlichen vier Offshore-Netzanbindungen um insgesamt zirka 30 Prozent zu senken“, ergänzt er.
Der Vorschlag von Örsted, die Verantwortung für die Netzanbindung auch in Deutschland in die Hände der Windparkentwickler statt in die der Übertragungsnetzbetreiber zu legen, ist in den Augen Tennets nicht empfehlenswert: „Bei einem Gesamtinvestitionsvolumen von vier bis fünf Milliarden Euro für Windpark und Netzanschluss hätten mittelständische Unternehmen keine Chance mehr mitzubieten. Es würden neue, noch größere und nicht regulierte Monopolisten entstehen, die die Politik massiv unter Druck setzten könnten“, befürchtet Tennet-Pressesprecher Mathias Fischer.