Einige neue Anlagentechniken können die Kraft der Ozeane nutzen, ohne dem Ökosystem zu schaden. In vielen herkömmlichen Systemen werden Turbinen in einen Damm eingelassen, die aus dem durchströmenden Wasser Energie erzeugen. Bei dieser Bauweise kann sich das Wasser bei Ebbe nicht vollständig zurückziehen. Das ist vor allem für Wattlandschaften fatal. Doch auch in anderen Regionen kann sich die Dammbauweise negativ auswirken. Tier- und Pflanzenwelt haben sich auf die festen Zeiten von Ebbe und Flut eingestellt, diese werden von einem Dammgezeitenkraftwerk verschoben. Neue Meeresströmungskraftwerke kommen ohne störenden Damm aus. Die Turbinen dieser Anlagen werden direkt im Meeresboden verankert
Neue Bauform, neue Technik
In Pentland Firth (Schottland) wird ein solches Kraftwerk gebaut, das bereits diesen Sommer Strom ins Netz von Schottland einspeisen wird. Wenn der Bau planmäßig läuft, hat die Anlage 2020 eine Leistung von fast 390 MW und kann 175.000 Haushalte mit Strom versorgen. Durch die verankerten Turbinen werden weder der Rückzug des Wassers, noch das Einsetzen der Gezeiten beeinträchtigt. Somit sind Meeresströmungskraftwerke wesentlich schonender für das Ökosystem. Für die Anlage wurden spezielle Turbinen entwickelt. Diese erinnern an Windkraftanlagen. Sie können um die Hochachse drehen und die Rotorblätter pitchen. Dadurch produzieren sie zu jeder Tide Energie und sind optimal an die Gegebenheiten der nordschottischen Küste angepasst.
Eine andere Turbinentechnik steht in Fundy auf dem Prüfstand. In der Bucht zwischen den USA und Kanada testet das amerikanische Unternehmen Ocean Tidal Power Company ein Kraftwerk mit vier Querströmungsturbinen. Die Turbinen laufen immer in eine Richtung, unabhängig von der Gezeitenströmung. Das Pilotprojekt wurde zunächst mit 300 Kilowatt angelegt. Nun will das Unternehmen die Anlage auf 5MW Leistung erweitern.
(Marike Ziehmann)