Obwohl die Landesregierung den Verkauf des Instituts bereits Anfang 2011 beschlossen hatte, blieb bis zuletzt offen, ob die Pläne tatsächlich in die Tat umgesetzt würden. Noch Anfang Mai hatten sich die Oppositionsparteien im Niedersächsischen Landtag gegen die Trennung vom DEWI ausgesprochen. Die Mehrheit allerdings stimmte dem Verkauf zu - am 4. Juni meldete das Windinstitut die Übernahme.
Begründet wurde der Verkauf unter anderem damit, dass das 1990 gegründete DEWI sich von einer Forschungseinrichtung zu einem Dienstleister entwickelt habe, der eine Konkurrenz zu privaten Mitbewerbern darstelle. Zuletzt habe nach Auskunft des Landesrechnungshofes der Forschungsanteil nur bei zehn Prozent der Gesamttätigkeit gelegen. Ein weiteres Argument für die Privatisierung sei die zunehmende internationale Ausrichtung des Instituts, das 2010 bereits 71 Prozent seiner Geschäfte im Ausland tätigte.
Opposition kritisiert Verlust von Know-how
Die Opposition im niedersächsischen Landtag kritisierte insbesondere, dass das Land mit dem DEWI ein wichtiges Instrument für die Entwicklung und Förderung erneuerbarer Energien aus der Hand gebe. So bemängelte der Abgeordnete Hans-Jürgen Klein von den Grünen, dass ein funktionierendes Geschäftsmodell zerschlagen und wertvolles Know-how verloren gehe. Er wies zudem auf den möglichen Verlust künftiger technischer Entwicklungen und Normungen hin, die entscheidend für die Marktchancen heimischer Unternehmen sein könnten. Auch SPD und DIE LINKE hatten sich für einen Verbleib des DEWI in Landesbesitz sowie eine Umstrukturierung und Neuorientierung des Unternehmens ausgesprochen. Außerdem wurde der Verkaufspreis in Höhe von 19,33 Millionen Euro als zu gering bemängelt, da in den vergangenen Jahren allein 14 Millionen Euro Fördergelder des Landes in das Unternehmen geflossen seien.
Arbeitsplätze sicher für drei Jahre
Mit dem DEWI wurde auch die Offshore-Zertifizierungstochter DEWI-OCC veräußert, an der das Land 50,8 Prozent Anteile hielt. Die restlichen 49,2 Prozent besaßen zu gleichen Teilen die Stadt und der Landkreis Cuxhaven, die sich zunächst ebenfalls gegen einen Verkauf gewandt hatten. Befürchtet wurde vor allem der Verlust von Arbeitsplätzen. Dem versuchte die Landesregierung vorzubeugen, indem mit der UL eine Standortsicherung über zehn Jahre sowie eine Beschäftigungssicherung für drei Jahre vereinbart wurde. Um die Entwicklung der Windenergie zu fördern, sollen zudem 4 Millionen Euro aus dem DEWI-Verkauf in eine Windturbine investiert werden, die ausschließlich Forschungszwecken in Niedersachsen dient.
Für die UL sei der Kauf des DEWI ein strategisch wichtiger Schritt, um sich als weltweiter Komplettdienstleister zur Bewertung und Zertifizierung von Sicherheit, Leistung und Wirksamkeit von Windenergiesystemen zu positionieren. "DEWI und DEWI-OCC haben sich einen ausgezeichneten Ruf in Bezug auf Fachwissen, technischen Sachverstand und Einfluss in der Windindustrie erworben", erklärt Gitte Schjøtz, Europa- und Südamerika-Chefin von UL. DEWI hatte sich in den vergangenen Jahren zu einem weltweit führenden Anbieter von Messdienstleistungen, Windgutachten, Forschung, Schulung und Beratung für mehr als 1.300 Kunden in 47 Ländern entwickelt. UL rechnet damit, dass der Markt für die Bewertung und Zertifizierung von Windturbinen bis 2015 um 67 Prozent steigen wird.
(Sebastian Hoff)