Gleich 24 Anlagen vom Typ N117-3.0 verkaufte Nordex für den schwedischen Windpark Maevaara an den Windparkentwickler O2. Das Projekt dürfte auch über die kurze Markteinführungsphase hinaus mehrfach für Aufmerksamkeit sorgen: Den Strom des Windfeldes wird der wegen seiner Bekanntheit schillernde Internetdienstleister Google für zehn Jahre für sein Rechenzentrum in Finnland beziehen. Die Turbinenlieferung ist für Sommer 2014 geplant. Ein Vollwartungsservicevertrag wurde gleich für die ersten 15 Jahre der Betriebszeit abgeschlossen. Das 72-MW-Projekt entsteht nah an der Grenze zu Finnland am Polarkreis – und ist aufgrund seiner sehr nördlichen Lage als Cold-Climate-Version mit Anti-Vereisungs-Heizungen in den Rotorblättern ausgerüstet. Und: Die neue Turbine ist eine Anlage, die mit dem großen Rotor auch in solch mittleren bis besseren Windstandorten wie im windhöffigen Nordskandinavien besonders ertragreich ernten soll. Die bisherige Schwachwindturbine N117 leistet 2,4 MW. Allerdings ist die leistungsstärkere N117-3.0 eine von drei Anlagen einer neuen und für stärkere Beanspruchungen kräftiger ausgelegten Plattform.
Nordex steht mit dieser Entwicklung nicht alleine da, sie markiert dennoch möglicherweise einen neuen Trend: Nach einer längeren Branchenphase mit Einführungen von langflügeligen Binnenlandanlagen produzieren die ersten Turbinenhersteller nun Anlagen mit ebenso langen Rotorblättern für Mittel- und Starkwindorte. Mehrere Unternehmen hatten solche Turbinentypen im Februar auf der europäischen Windenergiemesse EWEA in Wien vorgestellt.
Nordex, Vestas, Acciona: Verkäufe nach Finnland, Dänemark, Mexiko und Brasilien
Und sie verkaufen sie offenbar schnell – wie auch Vestas: So hatte der Weltmarktführer die Aufstufung des derzeitigen Verkaufsschlagers, die Schwachwindturbine V112 mit drei MW, zur Starkwindanlage V112 mit 3,3 MW erklärt. Möglich wurde das laut Vestas, weil das Unternehmen Leistungsreserven seiner 3,0-MW-Windenergieanlage mitgenommen hat: Auslegungsreserven der Komponenten und des Gesamtsystems dieser Anlage. Sie kann nun eben auch mit 3,3 MW unter stärksten Winden noch viel mehr Energie ernten – und ist dafür mit fast dem identischen Design stabil genug gebaut. Ebenfalls neu eingeführt hatte Vestas eine V117-3.3 MW. Die Turbine für mittlere Windklassen reihten die Dänen zwischen die neue V112 und die schon im September 2012 vorgestellte kommende Schwachwindturbine V126. Für die beiden neuesten Turbinenypen meldet Vestas nun Aufträge: So produzierte nicht nur das firmeneigene US-Rotorblattwerk in Colorado den Prototyp der V117, wozu Vestas bereits denVerkauf von fünf Anlagen an einen dänischen Kunden bestätigte. Noch im Mai meldeten die Skandinavier außerdem, dass sie 47 Windenergieanlagen der V112-3.3 MW an den mexikanischen Kunden IEnova liefern werden. Das 155-MW-Projekt soll bis spätestens im ersten Quartal 2015 im mexikanischen Bundesstaat Baja California ans Netz gehen.
Accionas neuester gemeldeter Projektcoup betrifft hingegen wieder einen Binnenlandriesen – der fast maßgleich mit Vestas' 126-Meter-Rotor ist. Die im Februar enthüllte AW125-3000 geht nun 29 Mal nach Brasilien – in zwei zusammen 210 MW große Windenergieprojekte des Kundens Voltalia. Die weiteren 41 Drei-MW-Anlagen sind übrigens vom Typ AW116-3000, die frühere Binnenlandturbine, die jetzt schlagkräftig genug für mittlere Windverhältnisse sein soll. Die Acciona-Turbinen in den Voltalia-Projekten sollen 2014 und 2015 ans Netz.
(Tilman Weber)