Benzintank
E10 ist seit Anfang des Jahres an den Tankstellen erhältlich und besitzt einen Bioethanolanteil von zehn Prozent. Aufgrund der geringen Nachfrage reagieren allerdings aktuell die Tankstellen. Der Mineralölwirtschaftsverband (MWV) verkündete nun, dass die Raffinerieproduktion an die Nachfrage angepasst werden müsse. Damit reagierte die Organisation der Treibstoff produzierenden und handelnden Unternehmen in Deutschland auf Medienberichte, die bereits angelaufene Einführung des neuen Biokraftstoffs werde gestoppt und nicht mehr auf weitere Tankstellen ausgedehnt. Der MWV erklärte, über 90 Prozent aller Fahrzeuge in Deutschland seien für E10 tauglich, die Autofahrer würden aber eine „dramatisch geringe Nachfrage“ zeigen. Hier gelte es die Produktion von E10 anzupassen.
Der Verband der Deutschen Biokraftstoffindustrie (VDB) wehrt sich derweil gegen den jüngsten Einwand des Bundes für Umwelt und Naturschutz (BUND), Ethanol besitze eine schlechtere Umweltbilanz als fossile Kraftstoffe. In der Debatte um den CO2-Ausstoß des Treibstoffes beruft sich der VDB auf die seit 1. Januar 2011 gültige Nachhaltigkeitsverordnung (Biokraft-NachV) für Biokraftstoffe. Umgesetzt werden die gesetzlichen Vorgaben durch ein Zertifizierungssystem für Biotreibstoffe. Laut Verordnung muss der Treibhausgasausstoß mindestens 35 Prozent unter dem Vergleichswert für konventionelles Benzin liegen. Deutsche Hersteller von E 10 versuchten allerdings noch weitaus effizienter zu sein und 50 bis 80 Prozent klimaschädliche Gase einzusparen, sagt der Pressesprecher des VDB Frank Brühning.
An welcher Stelle im Herstellungsprozess wie viel CO2 eingespart werde, gäben die Produzenten darüber hinaus aus Konkurrenzgründen ungern Preis. Doch erhöhe die Beimischung von E10 den Verbrauch nur geringfügig um 1,5 bis 2 Prozent. Die vom BUND ausgesprochene Befürchtung, die Einführung von E10 führe zu steigenden Importen und somit auch zum Anbau von Rohstoffen auf bisher ungenutzten Flächen, wie Regenwäldern und wertvollen Biotopen in den Ursprungsländern, weist der VDB in diesem Rahmen zurück. „Rohstoffe für Biokraftstoffe dürfen gesetzlich nicht von besonders wertvollen Flächen kommen“, erläutert Brühning. Dies sei neben der Vorgabe, Treibhausgase einzusparen, ein weiteres Kriterium für zertifizierte Biotreibstoffe und deren CO2-Bilanz. Rohstoffe kämen ohnehin fast ausschließlich aus Deutschland, da es kein weltweites Nachweissystem gebe.
Der VDB kritisiert zudem, dass ausschließlich die Herstellung von Biokraftstoffen strengen Kontrollen unterläge, während bei Lebensmitteln keine Kriterien zur Zertifizierung für eine nachhaltige Produktion angelegt würden. Dadurch könne sichergestellt werden, dass beispielsweise auch die Rinderzucht in Brasilien nicht in Regenwaldgebiete ausweichen dürfe. Eine ausgearbeitete, wissenschaftliche Stellungnahme durch die Biokraftstoffindustrie zu indirekten Landnutzungsänderungen sei darüber hinaus in Arbeit. (Anna Störmer)