Nicole Weinhold
Sie krabbeln, klettern, fliegen und blinken. Sie beobachten und reparieren. Sie sind die neuen Helfer der Service-Teams für Windparks auf hoher See, die dafür sorgen, dass der Mensch sich nicht in gefährliche Situationen begeben muss. Die Rede ist von Robotern für die Offshore-Windindustrie. Diese Technologie steht noch ganz am Anfang. Hier ein Blick in die Zukunft:
1. Bladebug - die Rotorblatt-Wanze
Der Inspektions- und Reparier-Roboter für Offshore-Rotorblätter hat am Offshore Renewable Energy (ORE) Catapult’s National Renewable Energy Centre in Blyth, Großbritannien, im April die letzten Tests absolviert. Während der Versuche, die vor allem im März stattfanden, ist der Roboter auf Rotorblatt-Oberflächen gelaufen und hat dabei laut ORE Catapult die Funktionsfähigkeit seiner Vakuum-Haftungstechnik erprobt: Der Roboter bewegt sich auf sechs Beinen über das Blatt, an deren Enden Saugnäpfe sitzen, die ihm Stabilität verleihen. Er ist inzwischen Teil des Projektes MIMRee (Multi-Platform Inspection Maintenance and Repair in Extreme Environments), wo er neben anderen Robotern und autonomen Systemen agieren wird. Ziel des Projektes ist die Entwicklung einer vollständig autarken Offshore-Windkraftanlage.
2. AUV
Im Fokus des Projekts Mare-IT steht die Frage, wie der Informationsfluss zwischen robotischen Systemen, Leitständen, Teleoperationssystemen, digitalen Avataren und betrieblichen Informationssystemen im Zeitalter der Digitalisierung realisiert werden kann. Das Szenario wird mit einem autonomen Unterwasserroboter (AUV) realisiert, welcher mit zwei Manipulatorarmen ausgestattet wird. Projektlaufzeit ist 01.08.2018 bis 31.07.2021. Das Deutsche Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz GmbH DFKI ist Projektleiter bei dem vom Bundesforschungsministerium mit 5,5 Millionen Euro geförderten Projekt. Ein Schwerpunkt des Projekts liegt im Bau und der Konzeption eines neuartigen zweiarmigen AUVs, das in die IT-Infrastruktur eingebettet und als mobile Plattform zur Inspektion und Wartung von Unterwasserstrukturen einsetzbar ist. In Mare-IT kommen Techniken aus dem Bereich Industrie 4.0 zur Anwendung, etwa die vorausschauende Wartung (Predictive Maintenance), die Informationen über den Zustand von Unterwasserstrukturen und Anlagen liefern können. Im Anwendungsszenario führt das Fahrzeug mithilfe seiner zwei Arme eine Manipulation an einer Infrastruktur (teil-)autonom aus. Dafür dockt es mit einem Arm an die Infrastruktur an, um eine Datenverbindung über eine Hochgeschwindigkeitsschnittstelle herzustellen. So wird eine Fernsteuerung des AUVs sowie des zweiten Arms durch einen menschlichen Operator möglich.
3. Atlantis
Das Atlantis Test Center entsteht an der Küste von Viana do Castelo in Portugal. Atlantis steht für "Atlantic Testing Platform for Maritime Robotics: New Frontiers for Inspection and Maintenance of Offshore Energy Infrastructures. Dort soll das erste Echtzeit-Testcenter für Meeresroboter im Offshore-Wind- Bereich in Europa werden. Genutzt werden soll das Projekt Windfloat Atlantic von EDP, um Roboter-Applikationen zu demonstrieren und zu validieren. Vor allem geht es darum, Roboter für Offshore-Wartungen bei extremen Wetterbedingungen und Wellengang zu erproben. 8,5 Millionen Euro fließen vom H2020 – Framework Program for Research and Innovation - in das Projekt. Unter anderem wird an Tauchrobotern für die Inspektion von Schweißnähten, zur Reinigung der Anlage und zur Überwachung der Unterwasserstrukturen geforscht. Partner sind neben EDP und In Inesc Tec auch Teknologian Tutkimuskeskus VTT und ABB Oy aus Finnland, Principle Power und ECA Robotics aus Frankreich, Belgiens Space Application Services NV, Spaniens Iqua Robotics und Universitat de Girona, und Rina Consulting SPA aus Italien.
4. Scarecrow
In einem zwölfmonatigen Test wurde gerade an der Umrichterstation des Windparks Galloper in der britischen Nordsee, 27 Kilometer vor der Küste von Suffolk, mit der Robotervogelscheuche Scarecrow von Scaretech eine neue Technologie erprobt, die den Anfall von Vogel-Guano von 50 bis 60 Prozent auf fast Null reduziert haben soll. Der Roboter gibt Licht und Tonsignale von sich.
5. Sensorcopter
Der Sensorcopter von Aero Enterprise ist eine Drohne, die von dem Unternehmen speziell für Offshore-Windkraft entwickelt wurde: Gezielt entwickelt für Anforderungen auf See – autopilotiert, robust, starkwindfähig bis etwa 14 m/s Windstärke, salzwassertauglich, schwimmfähig, gut transportabel. Damit ist eine hohe Einsatzbereitschaft sicher gestellt – auch dann, wenn Industriekletterer aus arbeitsrechtlichen Gründen nicht mehr an der Windkraftanlage arbeiten dürfen. Die Drohne übernimmt die äußerliche, optische Inspektion von Zuständen an Offshore-Windkraftanlagen. und erfasst Bauteile wie Rotorblätter (von allen 4 Seiten), Spinner sowie auf Wunsch Gondel und Turm. Die erhobenen Daten werden aufbereitet und von einem qualifizierten Gutachter auf Schäden oder Auffälligkeiten begutachtet.
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