In dieser Woche wurde in der Universität Oldenburg das zehnjährige Bestehen des Windenergieinstituts Forwind gefeiert. Niedersachsens Wissenschaftsministerin Gabriele Heinen-Kljajić sprach von einer „Erfolgsgeschichte“. Ein Scheitern der Energiewende würde zu einem ökologischen Desaster führen, so ihre Worte. Deshalb lege ihr Ministerium Wert auf die Forschung. In dem Zusammenhang teilte sie den Jubiläumsgästen mit, dass die Projektförderung des Landes, die im November 2014 für Forwind ausläuft, „garantiert“ auch künftig eine Förderung bekommt. Aber welchen Wert hat die deutsche Forschungslandschaft im Bereich der Windenergie wirklich? Das Beispiel Forwind mit seinen 28 Forschungsgruppen in Oldenburg, Bremen und Hannover zeigt, dass tatsächlich nach wie vor ein erheblicher Bedarf besteht. Geforscht wird unter anderem in den Bereichen Zuverlässigkeit und Kostenreduktion, wobei letztlich natürlich beide Aspekte auf eine Optimierung des Kilowattstundenpreises hinauslaufen.
Mangelnde Qualität
Wie Sachverständige, Servicedienstleister und Betriebsführer immer wieder gern bestätigen, sind wir auch heute noch weit von der zuverlässigen, fehlerfreien Turbine entfernt. Die Hannoveraner Forschung an Gründungsstrukturen für die Offshore-Windkraft unter Peter Schaumann, auch die Untersuchung der Tragstrukturen durch Monitoring, bescheren uns wertvolle Erkenntnisse für nachfolgende Meereswindparks.
Ein anderes wichtiges Thema sind die Turbulenzen. Erkenntnisse hierzu verdanken wir der Forschung von Joachim Peinke und seinem Team. Heute ist man an der Uni Oldenburg so weit, dass man unterschiedliche Turbulenzen im Windkanal nachbildet, um das Verhalten von Komponenten oder Messinstrumenten, etwa eines Anemometers, zu untersuchen. Gerade vor dem Hintergrund eines wachsenden Anteils von Windkraft im Binnenland sind diese Untersuchungen wichtig. Denn durch Rauigkeiten wie Wälder oder Bebauung werden nicht nur die Erträge reduziert. Auch wird die Anlage ständig schwankenden Lasten ausgesetzt, die das Material erheblich belasten. Nur wer die Turbulenzen versteht, kann die Turbine entsprechend optimieren.
Abschattungen im Windfeld
Ein anderes großes Thema sind die Abschattungen innerhalb eines Windparks. Wer hier über die entsprechenden Kenntnisse verfügt, kann ebenfalls Erträge optimieren und Anlagentechnik schonen. Aber die ursprünglichen Erkenntnisse darüber, etwa wie weitläufig und intensiv die Windabschattungen sind, hat uns die Forschung beschert. Heute ist ein Teil dieses Wissens in industrieller Anwendungen: Wenn etwa die Firma Eno ihr neues Anlagendesign so ausgestaltet, dass Abschattungen klein gehalten werden und die Turbine auch noch an den nötigen Stellen gezielt so robust ausgelegt wird, dass sie den zusätzlich anfallenden Lasten gewachsen ist.
Unterm Strich leistet die Forschung in der Windkraft einen wichtigen Beitrag. Vielleicht mehr sogar als früher. Nach wie vor lässt sich die Windindustrie geheimniskrämerisch wie kein anderer Wirtschaftszweig kaum in die Karten schauen. Aber inzwischen haben viele Wissenschaftler mit langjährigen Industrieerfahrungen in den Universitäten das Ruder in den Händen. Und vor allem haben sich die Wissenschaftsstandorte durch kluge Zusammenschlüsse gestärkt – wie das Beispiel Forwind mit den Partnern Fraunhofer Iwes und dem DLR zeigt. Allerdings: Noch besser könnte die deutsche Windforschung sein, wenn Uni und Industrie vollends zum Schulterschluss kommen - und wenn darüber hinaus auch die Industrie sich endlich zur gemeinsamen Grundlagenforschung aufmacht. So wie es die Automobilindustrie längst tut. (Nicole Weinhold)