Zu erleben war das zunehmende Selbstbewusstsein gleich zu Messestart: Die Erneuerbare-Energien-Region im deutschen Nordwesten demonstriert es mit immer neuen industriellen und akademischen Bündnissen: Es stehe ein „betriebliches Bündnis für Windenergie“ an, kündigte der Bremer Wirtschaftsstaatsrat Matthias Stauch auf dem Podium der Messe an, es gehe um die erfolgreiche Vermittlung von Jobs.
Bereits jetzt stehen mit der ehemaligen Wirtschaftsagentur WAB des Landes Bremen, die zur wichtigsten Organisation der deutschen Offshore-Windenergieszene geworden ist, sowie dem Oldenburger, Hannoveraner und Bremer Universitätenfachbündnis Forwind zwei regionale Branchenorganisationen und Mitaussteller für die bundesweite Bedeutung. Zudem konnte Forwind als Veranstalter der Messe erstmals auch eine bundesweite Anziehungskraft der Erneuerbarenberufeschau nachweisen. So wartete die binnen drei Jahren von 74 auf 96 Aussteller angewachsene Messe mit mehreren süddeutschen Ausstellern auf.
Und erneut stellten die teilnehmenden Unternehmen mehr Jobangebote aus als im Vorjahr: Waren es 2011 noch rund 500 an Stellwänden veröffentlichte Stellen, hatten die Unternehmen und Einrichtungen 2012 gemäß Zählung der Veranstalter bis zu 700 Jobs zu bieten. Allerdings: Auch wenn zunehmend Bioenergie- und Energieeffizienzunternehmen die Messe mitbestücken, das Gros der Stellengesuche kam weiterhin aus der Windenergie.
Personalsuche für viele, einzelne spezifische Posten
Dabei verwiesen die einen Windkraftaussteller darauf, „nur einen Bruchteil“ des Personalbedarfs auf der Messe ausgestellt zu haben. Andere wie die Turbinenbauer Repower, Siemens oder Areva Wind, suchten gezielt nur noch nach ganz speziellen Arbeitskräften. So fand sich unter den 55 Gesuchen des etablierten On- und Offshorewindradherstellers Repower keine Anzeige, die einer anderen glich. Offshore-Windradhersteller Areva Wind wiederum stellte in Oldenburg Bedarf für 30 Mitarbeiter in Aussicht, in Positionen als Projektleiter oder Sub-Projektmanager sowie als Supervisor für das Befestigen von Offshore-Fundamenten auf dem Meeresboden.
Die Wirtschaftskrise mag angesichts zunehmend zahlungsunfähiger Staaten auch die Branche erreicht haben, so war hinter vorgehaltener Hand in den Hallen hierzu zu hören. Aber die Windparkprojekte aus den in den vergangenen Jahren angewachsenen Orderpipelines müssen abgearbeitet werden, für neue Strategien braucht es zudem andere Personaldecken. Dafür würden jetzt ganz gezielt die Mitarbeiter gesucht. Auffällig ist, dass die Windenergiefirmen mit nicht mehr als drei Dutzend Anzeigen Ingenieure suchten. Zugleich präsentierten sich in Oldenburg mehrere Zeitarbeitsfirmen, die darauf setzen, dass sich die Branchenunternehmen in Krisenzeiten an neue höchstspezialisierte Fachkräfte vielleicht nicht langfristig binden wollen.
Als Erfolg der Messe wertete es Organisatorin Corinna Wermke von Forwind, dass sich die Stellenbörse trotz erweiterter Ausstellungsflächen erstmals ohne Anschubfinanzierung der Metropolregion Bremen-Oldenburg trug. Sponsoren aus der Branche hätten den Hauptteil der Kosten getragen, sagte Wermke zu ERNEUERBARE ENERGIEN. Zudem hatten die Veranstalter erstmals auf gesonderte Einladungen an Schulklassen verzichtet, die in den ersten beiden Messen den Besucherzustrom verstärkt hatten. Dass dennoch knapp 4.000 Besucher die Firmenangebote studiert hätten, sei für die Messe ein gutes Zeichen, sagte Wermke. Es bedeutete dennoch ein kleines Minus im Vergleich zum Vorjahr, als die Zukunftsenergien in Bremen stattfanden und 5.000 Besucher anlockten. „Vielleicht kommen manche der höher spezialisierten Fachkräfte derzeit gar nicht zu solchen Messen, weil sie es bei den vielen aktuellen Jobangeboten nicht nötig haben“, sagte Wermke.
(Tilman Weber)