Tilman Weber
Wie die beteiligten Stromnetz-Unternehmen Energienet.dk und 50 Hertz jetzt informierten, führen die Reise- und Bewegungsbeschränkungen aufgrund der Coronapandemie durch die Regierungen in Dänemark, Deutschland und Schweden dazu, dass die geplante Kabelverbindung nicht mehr wie geplant bis spätestens im Juni in fertig werden kann. Stattdessen müssten beide Unternehmen das Vorhaben nun zunächst auf Ende August verschieben. Die erforderlichen umfangreichen Funktionstests in der geplanten komplexen Stromaustauschverbindung zwischen dem Netzsystem Dänemarks und Schwedens auf der einen und Deutschlands auf der anderen Seite benötigten nun mehr Zeit.
Die Stromnetzverbindung soll die Einspeisung der Ostseewindparks Kriegers Flak in Dänemark und Baltic 2 in Deutschland miteinander verbinden und je nach Bedarf den Strom nach Deutschland oder nach Dänemark und auch nach Schweden weiter fließen lassen. Damit soll der erste so genannte Interkonnektor in der Ostsee für Windstrom entstehen: eine Verbindung zweier nationaler Netze. Als Kriegers Flak Combined Grid Solution (CGS) muss das Kabel den Strom zwischen den beiden Windparks durch zwei Umspannstationen führen, um die unterschiedliche Taktung der Frequenzen auszugleichen. Dabei herrscht zwischen dem zu Schweden wie auch Dänemark gehörenden nordischen Stromnetz und dem deutschen Stromnetz kein Unterschied in der Frequenz von 50 Hertz. Doch die Sinuskurvenverläufe sind zeitlich verschoben. Ein Gleichstromkabel muss daher zwischen den beiden Wechselstromkabeln als Schleuse dienen, ehe die Wechselstromanbindungen der Offshore-Windparks an die beiden Netze den Ostseestrom entweder nach Mecklenburg-Vorpommern oder auf die dänische Insel Seeland exportieren. Die beiden Umspannstationen wandeln den Wechselstrom zum Export ins jeweils gegenüberliegende nationale Netz zuerst in Gleichstrom um. Oder sie wandeln den Gleichstrom zum Import wieder zurück in Wechselstrom, um diesen dabei in die benötigte Frequenzphase einzutakten. Die Fernübertragung des Stromkabels führt über Dänemark auch nach Schweden.
Dabei war ursprünglich der Bau eines deutsch-dänisch-schwedischen Gesamtwindparks namens Kriegers Flak geplant, der sich in dem Grenzgebiet auf See zwischen den drei Ländern erstrecken sollte. Die Genehmigungsrechte der schwedischen Behörden sind allerdings inzwischen verfallen. Der Bau des dänischen Windparks Kriegers Flak mit rund 600 Megawatt (MW) Nennleistung beginnt gemäß jüngsten Planungen noch im Frühjahr mit der Installation der Turbinen-Monopile-Fundamente im Meer. Der deutsche Kriegers-Flak-Abschnitt ist seit 2015 unter dem Namen Baltic II mit 288 MW in Betrieb. Die Kapazität des Interkonnektors ist auf 400 MW und damit auf eine Dimension dazwischen ausgelegt. Während der dänische Windpark aber erst 2021 fertig errichtet sein wird und ab dann in voller Stärke einspeisen kann, soll im August dieses Jahres der Interkonnektor schon einmal in den Probebetrieb zur Stromübertragung zwischen beiden Ländern starten.
Die zwei Offshore-Kabel des CGS zur Verbindung der Umspannplattform im dänischen Windpark Kriegers Flak mit der Umspannplattform des deutschen Windparks Baltic II sind bereits seit Juli 2018 verlegt. Im November 2018 hatte die Strombrücke bereits einen frühzeitigen ersten Testlauf bestanden. Doch in der Enstehungsgeschichte des Interkonnektors sind bereits mehrere Verzögerungen. Zu einer erst für das erste, dann das zweite und das dritte Quartal 2019 vorgesehenen Inbetriebnahme kam es jeweils nicht. Aufgrund von Arbeiten am Umrichter an der Landanschlussstelle im mecklenburg-vorpommerschen Bentwisch erfolgten Ende 2019 und im März 2020 zwei weitere Verschiebungen der geplanten Fertigstellung auf zuletzt das zweite Quartal dieses Jahres. Nun musste der Termin wegen der Gefahren durch das neue Coronavirus Covid 19 erneut um zwei Monate auf Ende August verlegt werden.
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