Die Russen hatten die Preise im Zuge des Krim-Konflikts unbarmherzig angezogen – was für RWE ein schönes Geschäftsmodell bedeutet. Allerdings… Woher stammt doch gleich das RWE-Gas? Immerhin zu einem Drittel aus niederländischen, britischen und deutschen Quellen – ein weiteres Drittel kommt aus Norwegen und das letzte Drittel aus Russland. Das Gas könnte also über die Transitleitung wunderbar von Russland zu uns und von uns in die Ukraine fließen.
Eine Milliarde Gewinne aus Braunkohle
Wir selbst werden ja immer sparsamer, was das Gas anbelangt, denn zum Glück gibt es die heimische Braunkohle. Und die boomt richtig: Im Jahr 2013 erzielten die Energieversorger RWE und Vattenfall mit Braunkohlestrom einen Gewinn von jeweils rund einer Milliarde Euro. Ach, das ist nicht so gut wegen des Klimawandels? Da kann RWE ja nichts dafür. Das ist doch schließlich die Schuld des Emissionshandels, wenn die Preise für Braunkohle günstiger sind. Okay, RWE hat natürlich wie alle Energieversorger bei den Politikern ein bisschen nett angefragt, ob es nicht noch mehr kostenlose Zertifikate geben kann. Man muss ja sehen, wo man bleibt. Und wenn dann noch ein paar Milliönchen eintrudeln wegen der absolut juristisch inkorrekten Brennelementesteuer – na, umso besser! Und trotz all dieser Erfolg nun also die roten Zahlen. Der Anleger sollte sich das einmal in Ruhe auf der Zunge zergehen lassen. RWE hat in vielerlei Hinsicht gut gekämpft, gegen den Klimaschutz, gegen die Atomsicherheit, aber für die Anleger.
Aber zurück zur Versorgungssicherheit: Wir wollen doch alle Sicherheit bei der Energieversorgung statt Gas von Herrn Putin. Die Amis haben das mit dem Öl so schön geschafft, total unabhängig von den Scheichs: Dank des Frackings, also des Einbringens übelster Chemikalien in Erdreich und Grundwasser, können die USA jetzt Öl sogar exportieren wie die arabischen Staaten. Gut, das funktioniert nur für ein paar Jahre und dann ist das Land verseucht. Aber erstmal ist es doch schön.
Russisches Gas statt Bio
Wir Deutschen haben beim Gas aus dem Osten jedenfalls ein so gutes Gefühl, dass wir eine nicht unwichtige heimische Quelle aufgeben wollen. Also: Merkel und Putin, das läuft noch ganz gut. Jeder hat so seine Fehler. Die angesprochene heimische Gasquelle, das Biogas, wird ja jetzt nach den Plänen zur EEG-Reform nicht mehr gebraucht. Ist schon richtig, dass Bioenergie eine regenerative Quelle ist, die unser Klima schont und sich gleichzeitig für den Ausgleich schwankender Leistungen aus Wind und Sonne anbietet. Das Institut für Zukunftsenergiesysteme, IZES gGmbH, in Saarbrücken hat gerade eine Studie veröffentlicht, die besagt, dass sich ein Potenzial von 15 Gigawatt an Bioenergie locker erschließen ließe. Aber mal ganz ehrlich: Die Hemmnisse sind doch viel zu groß. Notwendig wäre unter anderem die weitere Verkürzung der Angebotszeiträume sowie die Aufhebung der Netzentgeltpflicht bei Erbringung positiver Regelleistung. Ach, Sie sagen, das ließe sich schon machen? Naja, aber so ein Aufwand, wo wir doch die schöne Braunkohle haben? Das Klima? Naja, zu mindest dem Geschäftsklima von RWE sollte sie noch etwas helfen - in diesen unsicheren Zeiten für Energiekonzerne. (Nicole Weinhold)