Sieben Partner und ein Drachen: Das Forschungsprojekt „EKEleVate“ unterzieht eine 100-kW-Flimngwindenergieanlage bis Mitte 2027 einem Langzeittest. Dabei wollen die sieben Projektpartner die Funktion eines netzgebunden Gesamtsystems mit einem Prototyp der 100 kW-Produktklasse im saisonalen Langzeitbetrieb nachweisen und einen rechtlichen Rahmen für eine deutschlandweit einheitliche Genehmigungspraxis erarbeiten.
Erster Test einer Mini-Grid-Anwendung
Erstmals wird eine Flugwindkraftanlage im Systemverbund mit anderen erneuerbaren Energien getestet, schreibt der Hersteller Enerkite in einer Presseinformation. Am geplanten Standort des Energielabors Ketzin der E.DIS-Gruppe in Brandenburg sind bereits mehrere Biogasanlagen mit Blockheizkraftwerken und Biomethanaufbereitung, eine PV-Freiflächenanlage und ein Kleinwindrad in Betrieb. „Im Rahmen dieses Pilotprojekts können so gleich zwei Bedarfsfälle erprobt werden“, erläutert Enerkite-COO und Projektleiterin Nicole Allgaier. „Exemplarisch werden wir den Bedarfsfall ,Eigenstromversorgung’ darstellen, in dem der Stromverbrauch einer der Biogasanlagen gedeckt wird.“ Wichtiger für das Unternehmen dürfte hingegen der Test im lokalen Mini-Grid sein, soll dies doch laut Allgaier perspektivisch der wichtigste Markt mit der Anlage dieser Leistungsklasse sein.
Flugwindkraftanlagen nutzen den starken und dauerhaft Wind in Höhen über 300 Meter, die konventionelle Windenergieanlagen mit Türmen nicht erreichen. Enerkite nutzt einen ultraleichten Flügel, der in achtförmige Bahnen im Wind fliegt und mit hoher Kraft die Seile, an denen er befestigt ist, aus Trommeln der Bodenstation zieht. Die Drehung der Trommeln wandelt der Generator in der Bodenstation in Strom um. Sobald der Flügel das Seilende erreicht, gleitet er wieder auf die Anfangshöhe zurück. Die Hersteller versprechen sich durch diese Technologie einen deutlich erhöhten Stromertrag bei deutlich weniger Materialeinsatz. Bislang existieren allerdings vor allem Prototypen.
Hohe Akzeptanz bei der Bevölkerung ist Voraussetzung
Neben dem Nachweis des automatisierten Langzeitbetriebs sind mögliche Auswirkungen der Flugwindkraft auf die Umwelt sowie das Etablieren einer einheitlichen Genehmigungspraxis Ziel des Projekts. „Für unsere Teststandorte konnten wir erfolgreich Genehmigungen erlangen“, unterstreicht EnerKíte-Geschäftsführer Florian Breipohl. „Jetzt ist es an der Zeit, sinnvolle Regularien für das spätere Produkt zu entwickeln.“ Hierfür biete das System durch seine Mobilität sowie die geringen Schallemissionen und visuellen Beeinträchtigungen die technische Grundlage, um einen schlanken und schnellen Prozess zu ermöglichen. Gemeinsam mit dem Partner IKEM werde mit allen relevanten Stakeholdern daran gearbeitet, so Breipohl.
Ebenso wichtig sei die Akzeptanz bei den Anliegern, hieß es weiter. Neben einer Informationsveranstaltung in Ketzin soll daher ein weiteres Forschungsvorhaben „JustWind4All“ dieses Thema untersuchen. Das Projekt wird durch den internationalen Fachverband der Flugwindenergie „Airborne Wind Europe“ begleitet. Helena Schmidt, die als Doktorandin an der TU Delft seit Jahren Promotionsforschung zu diesem Thema betreibt, kam sagt: „Für den langfristigen Erfolg der Industrie ist es wichtig, kritische Akzeptanzfragen in einem frühen Stadium der Technologieentwicklung zu identifizieren und die relevanten Interessengruppen in die Entwicklung von Airborne Wind Energy einzubeziehen.”
BMWK stellt insgesamt 1,9 Millionen Euro Fördermittel zur Verfügung
Während des dreijährigen Projekts soll die Pilotanlage einen Langzeitbetrieb von insgesamt über 2.000 Stunden absolvieren. Die Testzeiten werden dabei sukzessive in Abhängigkeit zum Erfolg gesteigert. Das Projektbudget beläuft sich insgesamt auf 2,9 Millionen Euro, davon kommen 1,9 Millionen Euro vom Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz. (kw)